250 Beschäftigte der Textil- und Bekleidungsindustrie machen Druck vor dritter Verhandlungsrunde

Elmshorn. 1500 Beschäftigte arbeiten in der Textil- und Bekleidungsindustrie in Schleswig-Holstein. 250 von ihnen kamen am Dienstag zu einer zentralen Protestkundgebung nach Elmshorn. Vor der Firma Autoliv an der Otto-Hahn-Straße versammelten sich am späten Vormittag Mitarbeiter von Autoliv, Autoflug in Rellingen und der Pelz-Gruppe aus Wahlstedt im Kreis Segeberg.

Hintergrund des Warnstreiks ist die heutige dritte Verhandlungsrunde der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie, zu der sich Arbeitgeber und Gewerkschaften in Münster treffen. „Die Botschaft an die Arbeitgeber ist klar: Sie müssen sich endlich bewegen“, rief Kai Trulsson, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Unterelbe, den Protestierenden zu.

In den bisherigen zwei Verhandlungsrunden hätte die Arbeitgeberseite keine Offerte präsentiert, über die Verhandlungen möglich gewesen wären. Trulsson: „Es liegt an ihnen, in der dritten Verhandlung ein ordentliches Angebot auf den Tisch zu legen.“ Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Unterelbe machte klar, dass sich die Beschäftigten nicht mit Almosen abspeisen lassen werden. Die Kolleginnen und Kollegen seien streik- und kampfbereit, so Trulsson weiter.

Der Tarifvertrag für die etwa 100.000 Beschäftigten der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie ist am 31. Oktober ausgelaufen. Ab November war damit auch die Friedenspflicht zu Ende. Bereits wenige Tage später rief die Gewerkschaft die ersten Mitarbeiter zu Arbeitsniederlegungen auf. Schwerpunkt der Warnstreiks war Nordrhein-Westfalen, wo besonders viele Betriebe dieser Branche ihren Sitz haben.

In Schleswig-Holstein gehört die Textil- und Bekleidungsindustrie mit ihren insgesamt 1500 Beschäftigten zu den kleineren Branchen. Die Firmen Autoliv in Elmshorn und Autoflug in Rellingen stellen bereits eine erhebliche Anzahl. Sie sind zum Großteil für die Automobilindustrie tätig, die ein erbitterter und lang anhaltender Arbeitskampf erheblich treffen würde. „Wir für mehr“ ist der Slogan der Streikenden, der in Elmshorn auf vielen Protestplakaten zu sehen war.

Die IG Metall fordert für die Beschäftigten der Textil- und Bekleidungsindustrie eine Erhöhung der Löhne und Gehälter sowie der Ausbildungsvergütungen um fünf Prozent. Außerdem werden die Übernahme aller Auszubildenden und ein Tarifvertrag zur Altersteilzeit verlangt. Der Gesamtverband Textil+Mode lehnt die Forderungen als überzogen ab. In den beiden Verhandlungsrunden, die noch während der Friedenspflicht stattgefunden haben, hatte die Arbeitgeberseite überhaupt kein Angebot vorgelegt.

Das ist, wie der Warnstreik gezeigt hat, den Beschäftigten übel aufgestoßen. Betriebsratsmitglieder der drei streikenden Betriebe monierten, dass höhere Umsätze und Produktivitätssteigerungen der vergangenen Jahre alleine in die Tasche der Arbeitgeber fließen sollen. Zudem sei bereits 2011 zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft vereinbart worden, einen Tarifvertrag zur Altersteilzeit abzuschließen. Passiert sei allerdings bis heute nichts.