Mit fremden Federn

8./9. November „Pinneberger stimmen für ein Kulturzentrum“

Vor Beginn der Einwohnerversammlung zur Kultur in Pinneberg lief eine Diashow über die Kulturangebote der Stadt. Dies sollte wohl Vielfältigkeit suggerieren. Leider vergaß Frau Boenigk zu erwähnen, dass die Drostei vom Kreis getragen wird, die Angebote der Kirchen auf eigenes Risiko veranstaltet werden, die Musikabende im Rathaussaal und die Schauspiele im Forum-Theater auf Eigeninitiative beruhen, ebenso wie die Musical Company und der Gospelchor. Bei all dieser Kultur rührt die Stadt keinen Finger, meist kassiert sie noch bei der Miete für die Räume. Da schmückt sich also jemand mit fremden Federn.

Es bleiben also nur die Stadtbücherei, die den Besuchern viel bietet, und das Stadtmuseum, bei dem wahrscheinlich kaum jemand merken würde, wenn es geschlossen bliebe. Itzehoe hat sein Theater, Brunsbüttel sein Elbeforum, und viele andere Städte im Land bieten Räume und Initiativen, die von den Verwaltungen unterstützt werden.

Marne, Haseldorf, Rellingen sind Spielorte des Schleswig-Holstein Musik Festivals – und Pinneberg? Nicht dass ich die Anstrengungen der Kulturvereine gering schätze, im Gegenteil – ich bin dafür sehr dankbar. Aber es bleibt im Mittelmaß, die wirkliche Spitzenklasse macht einen großen Bogen um die Stadt. Die Nähe Hamburgs ist eine beliebte Ausrede. Doch ist es nicht eher so, dass Kulturliebhaber gezwungen sind, nach Hamburg zu fahren?

Nun haben die Anwesenden des Abends von der Selbstverwaltung ein Kulturzentrum gefordert. Nach der bisherigen Praxis der Kulturförderung bleiben berechtigte Zweifel an der Verwirklichung eines solchen Projektes.

Uwe Martensen, Pinneberg

Da fehlt der Durchblick

10. November „Ein Liederabend gegen Rechts“

Es ist immer gut, wenn politisch braune Tendenzen in unserer Gesellschaft angeprangert werden. Allerdings muss man auch kritisch damit umgehen, wenn Leute wie Schauspieler Rolf Becker so tun, als hätten sie die Situation damals politisch durchblickt. Becker war zehn Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg endete. Franz-Josef Degenhardt gerade einmal 14 Jahre.

Degenhardt war Mitglied der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), verteidigte Mitglieder der Baader-Meinhof-Gruppe und trat in den Siebzigern gern mal in der DDR auf, und das ganz bestimmt nicht, um gegen das System zu demonstrieren. Insofern darf man sich gern auch kritisch damit befassen, ob „zu Ehren Degenhardts“ der richtige Weg ist, um sich mit der NS-Vergangenheit zu befassen.

Bernd Weiher, Quickborn

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