Großer Andrang beim ersten Pinneberger Repair-Café im Gemeindehaus der Lutherkirche

Pinneberg. Fahrräder, Waffeleisen, Staubsauger, Perlenketten – das ist nur eine kleine Auswahl der Gegenstände, die am Sonnabend zum ersten Repair-Café in Pinneberg gebracht wurden. Mehr als die Hälfte davon konnte erfolgreich repariert werden. „Ein toller Erfolg“, meint Organisator Holger Jensen von der Gruppe „Leben fairändern“.

Um 14 Uhr ging es los: Im Gemeindehaus der Lutherkirche in Pinneberg erwarteten zehn Reparateure und mehrere engagierte Helfer mit Werkzeug, Kaffee und Kuchen die ersten Besucher. Die ließen nicht lange auf sich warten. Schon nach zehn Minuten war der Raum voll von Menschen. Alle hatten etwas dabei, das kaputt war, das sie aber nicht wegwerfen wollten.

Eine von ihnen ist Ilse Walter. Bei ihrer Steckerleiste funktioniert nur noch ein Stecker. Dafür muss sie zum Elektro-Reparateur, wie die meisten hier. Das liege wohl daran, dass viele Menschen mit Technik nicht so vertraut sind. „Ich glaube, das Repair-Café wird da gut ankommen.“

Insgesamt seien an diesem ersten Nachmittag 63 Fälle bearbeitet worden, sagt Holger Jensen, an Spenden kamen 260 Euro zusammen. „Dass wir beim ersten Mal so einen Erfolg landen, ist kaum zu glauben.“ Die Resonanz sei schon im voraus groß gewesen, meint Maik Brendemühl. Er ist ebenfalls Mitglied der Gruppe „Leben fairändern“. „Die Organisation funktioniert wirklich toll.“ Es scheine offenbar großes Interesse zu bestehen, die Sachen, die man zuhause habe, zu reparieren.

Bei Judith Meyer-Kahrs fängt der Autoschlüssel an zu zerbröseln – ein Problem, das unter die Rubrik „Sonstiges“ fällt. Dafür ist im Repair-Café Cordula Schöbel zuständig. Sie trägt einen starken Kleber auf, dann heißt es warten und Tee trinken für Judith Meyer-Kahrs. Sie hat sich eine Begleitung mitgebracht, ihre Freundin Antje Chowaniec. Die ist eine begabte Näherin und kann sich vorstellen, selbst beim Repair-Café mitzuwirken. „Ich finde das Prinzip toll“, sagt sie.

„Hier soll Kommunikation entstehen“, sagt Holger Jensen. Das ist zweifellos gelungen. Allein über die Frage „Und was ist bei Ihnen kaputt?“ kommen beim Warten zahlreiche Besucher ins Gespräch. Fast alle haben Zeit mitgebracht und essen in Ruhe ein Stück Kuchen. Viele sind mit der ganzen Familie gekommen. Es ist Leben im Raum.

Cordula Schöbel ist inzwischen schon bei der nächsten Reparatur. Sie ist eigentlich Augenoptikermeisterin, bastelt aber schon seit ihrer Kindheit gerne. „Die Freude am Basteln ist etwas, das uns Reparateure verbindet“, sagt sie.

Auch für Hanspeter Raschle ist das Reparieren ein Hobby. Das Fachgebiet des Schweizer Schiffsingenieurs sind Fahrräder. Mehr als eine Stunde beschäftigt er sich mit dem Rad von Vladimir Amendt, bei dem unter anderem das Licht und die Gangschaltung kaputt sind. Raschle erklärt ihm genau, was er bei der Reparatur macht. „Manche Leute schmeißen neue Fahrräder weg, weil sie eine sogenannte Acht im Rad haben. Dabei lässt sich das in fünf Minuten reparieren“, sagt er und macht es vor. „Man braucht dafür einen Speichenspanner, den gibt es für 2,50 Euro im Baumarkt.“

Am Ende ist nicht alles heil, aber vieles auf den richtigen Weg gebracht. Für die Fahrradlampe beispielsweise besorgt Vladimir Amendt eine neue Glühbirne. Damit will er dann im Februar wiederkommen. „Ich hab auch noch ein anderes Fahrrad zuhause“, sagt er und lacht. „Es war auf jeden Fall sehr spannend, bei der Reparatur zuzugucken.“

Amendt ist nicht als einziger begeistert. „Von 22 ausgefüllten Feedback-Bögen waren fast alle durchweg positiv“, sagt Holger Jensen. Auch Katrin David will wieder zum Pinneberger Repair-Café gehen, wenn bei ihr etwas kaputt geht. „Es ist doch schade, wenn immer alles gleich weggeworfen wird“, meint sie. Ihrem Waffeleisen droht jetzt allerdings genau dieses Schicksal – es gehört zu den Gegenständen, die auch die Profis nicht mehr reparieren konnten.