Bernd Salzer verklagt Commerzbank wegen Falschberatung. Elmshorner wollte Geld sicher für Altersvorsorge anlegen

Wedel/Frankfurt. Bernd Salzer hat Angst. Er fürchtet sich davor, dass sein gespartes Geld im Alter nicht ausreicht. Dabei hat der 57 Jahre alte IT-Berater vorgesorgt. Er legte früh Geld beiseite. 2004 machte sich der promovierte Mathematiker dann selbstständig. Seitdem war es ihm umso wichtiger, für sein Rentenalter zu sparen. Deshalb ging Salzer zur Filiale der Commerzbank in Wedel, um sich beraten zu lassen. Dort hatte er bereits sein Firmenkonto eröffnet. „Ich wollte langfristig und sicher anlegen“, sagt Salzer. Doch was ihm dort vom Berater empfohlen wurde und was er auch als Vermögensanlage abschloss, bezeichnet er heute als Betrug.

Denn die beiden geschlossenen Lebensversicherungsfonds, in die er sein Geld steckte, bergen gewisse Risiken. Tatsächlich droht dem Anleger im schlechtesten Fall der Totalverlust seines Geldes, wie es im Kleingedruckten einer 110 Seiten starken Infobroschüre heißt. Die bekam Salzer laut eigenen Angaben aber auch erst, nachdem er den Vertrag unterzeichnet hatte. Laut Salzer war in dem einstündigen Beratungsgespräch nie die Rede von einem möglichen Totalverlust.

„Die vielen Risiken der beiden Anlagen wurden mir nicht erläutert. Hätte ich gewusst, dass meine Einlage komplett verloren gehen kann, hätte ich sie niemals gekauft“, sagt Salzer.

Die Commerzbank lehnte eine Stellungnahme zu den Vorwürfen am Donnerstag ab. Pressesprecherin Dagmar Baier verwies dabei auf das laufende Verfahren. Denn ob der Elmshorner nun tatsächlich falsch beraten wurde, klärt an diesem Freitag das Landgericht in Frankfurt am Main, wo die Commerzbank ihren Hauptsitz hat.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich das Gericht mit solchen Klagen befasst. Salzers Anwalt Ernst Hoffmann aus Hamburg vertrat bereits erfolgreich Mandanten in ähnlichen Situationen in Frankfurt. Auch in diesem Fall rechnet er sich gute Chancen aus, dass sein Mandant Recht bekommt. „Die Empfehlung der beiden Fonds als Altersvorsorge ist eine klare Falschberatung“, so Hoffmann. „Geschlossene Fonds taugen per se nicht zur Altersvorsorge. Bei dieser Anlageart existiert stets ein nicht unerhebliches Totalverlustrisiko.“

MPC Rendite Fonds Leben plus IV und Ideenkapital ProRendita 4 heißen die beiden Lebensversicherungsfonds, in die Salzer sein Geld steckte. Insgesamt geht es um eine Summe von 84.000 Euro, die er an diesem Freitag zurückerstreiten möchte. Auf die entgangenen Zinsen verzichtet er dabei schon. Der IT-Berater will nur noch heraus aus den Anlagenfonds.

Die bringen laut dem Hamburger Juristen Hoffmann nicht einmal annähernd die in Aussicht gestellten Renditen von acht Prozent im Jahr ein. Schlimmer ist aber aus seiner Sicht, dass die Geschäfte so schlecht laufen, dass Anlegern der Teilverlust ihres Geldes droht. Für Salzer, der auf lange Sicht sein Geld sicher anlegen wollte, ist das ein Horrorszenario. „Ich wollte nicht reich werden, sondern mein Alter absichern“, erklärt er. Das habe er auch mehrfach dem Bankberater erklärt, und er habe auch gedacht, dass die Botschaft angekommen sei.

Zur Anlagestrategie vermerkte der Berater der Commerzbank dann auch in Salzers Unterlagen, dass er konservativ orientiert sei, langfristig anlege und zwar mit dem Ziel der Altersvorsorge. Das Papier bekam auch Salzer in Kopie mit. „Ich habe mich sicher gefühlt. Der Berater hat mein Ziel und meine Erfahrungen erfragt und notiert“, sagt der 57-Jährige, der heute keinem Berater mehr traut. Das hat auch damit zu tun, dass man ihm während des Gesprächs trotz Nachfrage nicht erklärte, wie viel die Bank an dem Abschluss verdient. Auf verschiedenen Wegen bekommt das Geldinstitut 11,5 Prozent für die Vermittlung. „Als ich das später aus Medienberichten erfuhr, fühlte ich mich betrogen. Hätte ich gewusst, wie viel die Bank daran verdient, hätte ich das doch ganz anders eingeordnet.“ Diese aus seiner Sicht verschleierten Gebühren bezeichnet er als Vertrauensbruch.

Damit steht Salzer nicht allein da. Rechtsanwalt Hoffmann, der sich auf Bank- und Kapitalanlagerecht spezialisiert hat, vertritt derzeit 25 Mandanten „überwiegend gegen die Commerzbank“, wie er sagt. Die Klagewelle gegen Banken erklärt sich Hoffmann zum einen mit der gesunkenen Angst vor den Geldinstituten. „Früher haben sich die Leute einfach nicht getraut, gegen Banken vorzugehen, weil sie sich keine Chance ausgerechnet haben.“ Das habe sich geändert. Zum anderen ist laut Hoffmann der Druck auf die Bankberater gewachsen, etwas zu verkaufen.

Auch bei Salzer wäre das wohl der Fall gewesen. Denn nachdem ihm der Berater die beiden Lebensversicherungsfonds empfahl, wollte er später laut Salzer noch eins drauflegen. „Er sagte, dass das doch wie Festgeld sei und empfahl mir etwas mit mehr Risiko.“ Das lehnte Salzer aber ab. Ein Risiko wollte er eben nicht eingehen.