Tanne kracht auf Gastank in Quickborn. Angrenzende Autobahn 7 wird voll gesperrt wegen des austretenden Gases

Quickborn. Die Motorsäge jault schon wieder durch den kleinen Wald, in dem das Haus der Quickborner Familie Kühl steht. Dabei ist es kaum zwölf Stunden her, dass ein hier abgesägter Baum für einen Großeinsatz der Feuerwehr mit 180 Helfern und eine stundenlange Vollsperrung der nahegelegenen Autobahn 7 sorgte. „Das ist wie nach einem Autounfall. Da muss man sich auch gleich wieder ans Steuer setzen und weitermachen. Sonst tut man es nicht mehr“, erklärt Bewohner Rainer Kühl.

Sein folgenschwerer „Unfall“, der Tausenden Hamburgern und vor allem vielen Besucher des Fußballspiels HSV gegen Leverkusen einen kilometerlangen Stau beschwerte, ereignete sich am Sonnabend. Mit Bekannten hatte sich Kühl daran gemacht, dass Grundstück an der Straße Am Stadion von Tannen zu befreien, die alt und krank gewesen sein sollen. Die Abholzaktion verlief laut Handwerker Kühl reibungslos, bis sich die Helfer gegen 14 Uhr an den Baum hinter dem Schuppen machten. Die mehr als 20 Meter hohe Tanne gabelte sich auf 1,50 Meter Höhe in zwei Äste. Und genau das war das Problem.

Denn das Absägen des einen riesigen Astteils lief nicht wie geplant. Statt auf die Freifläche gen Autobahn zu knallen, sackte der meterlange und etwa 40 Zentimeter breite Ast ab, bohrte sich senkrecht in den Boden, wo er ein riesiges Loch hinterließ. Anschließend drehte sich der Baum laut Kühn und kippte in die entgegengesetzte Richtung genau auf den dort stehenden Gastank, beziehungsweise genau auf das in der Mitte liegende Ventil. Das wurde komplett zerstört. Gas kam zischend aus dem Behälter. „Ich habe sofort die Heizung ausgedreht und wir haben schnell die Feuerwehr gerufen“, berichtet Kühl.

Die rückt standardmäßig mit einem Trupp aus. Doch nach den ersten Messungen vor Ort wird klar, dass hier sehr viel mehr Hilfe gebraucht wird. „Im Umkreis von zehn bis 15 Meter um den Tank herum lag die Gaskonzentration am Boden bei 20 Prozent“, erinnert sich Jan Bestmann von der Quickborner Feuerwehr, der den Einsatz leitete. Er war es auch, der die Entscheidung traf, die dann Tausende Autofahrer zu spüren bekamen. Er musste die Autobahn voll sperren lassen. „Die Autobahn war nur etwa 100 Meter von dem Tank entfernt und liegt an dieser Stelle auch noch tiefer“, so Bestmann. Und weil zum Unglück auch noch Pech dazukam, war der 1800 Liter Tank nicht nur gerade aufgefüllt worden, sondern es fehlte am Sonnabend auch am nötigen Wind. Es war laut Bestmann zu befürchten, dass sich das Gas in der Autobahnsenke sammelte. Der Funke einer weggeworfenen Zigarette hätte dann gereicht, die explosive Mischung zu entzünden.

Deshalb blieb nur die Vollsperrung der A7 zwischen den Anschlussstellen Schnelsen-Nord und Kaltenkirchen. Erst gegen 19.30 Uhr konnte die Autobahn wieder freigegeben werden. Der Verkehr staute sich teilweise auf 15 Kilometern. Auch an den Anschlussstellen ging nichts mehr. In Quickborn mussten zudem der Harksheider Weg und angrenzende Nebenstraßen gesperrt werden. Um Funken zu vermeiden, wurde laut Feuerwehr den angrenzenden Häusern von den Stadtwerken der Strom abgedreht. Evakuiert werden musste aber niemand.

Denn die Feuerwehr, die bis 22 Uhr im Einsatz war, konnte die Ausdehnung des Gases mithilfe von Hydroschildern, sprich einer Wand aus Sprühwasser verhindern. Die rund 60 Freiwilligen der Quickborner Feuerwehr bekamen dabei Unterstützung aus Hasloh, Halstenbek und Friedrichsgabe. Zudem waren der Löschzug Gefahrgut und die Feuerwehrbereitschaft des Kreis Pinneberg im Einsatz. Zusammen legten sie über vier Kilometer Schläuche, um zusätzliche Wassermengen aus dem Löschteich zu bekommen. Mit Atemschutzmasken ausgerüstet konnten die Helfer dann die Tanne vorsichtig mit einer Bügelsäge per Hand zerkleinern. Anschließend gelang es, mit dem Holzkeil und dem Spanngurt das Leck im Tank provisorisch zu verschließen, bis ein Wagen des Gaslieferanten kam und ihn abpumpen konnte.

Verletzt wurde dabei niemand. „Das war keine Absicht, sondern einfach unglücklich. Wir sind froh, dass keiner verletzt wurde“, sagt der 60-jährige Kühl, der am Montag seiner Versicherung die Geschichte erzählen muss.