Die Online-Tauschbörse „Für den Müll zu schade“ vom Fachdienst Abfall ist ein Renner bei den Kunden

Kreis Pinneberg. Haben Sie ein Pony, doch keinen Sattel und kein Zaumzeug für das Minipferd? Kein Problem. Möchten Sie ein paar einzelne Socken in gutem Zustand loswerden, aus denen sich noch eine Fu-Puppe basteln lässt? Kein Problem. Die Online-Börse „Für den Müll zu schade“ vom Fachdienstes Abfall des Kreises Pinneberg hat Platz für solche und viele andere Wünsche. Dort können per Internet unter www.pi-abfall.de gebrauchte Gebrauchsgegenstände fast aller Art verschenkt oder getauscht werden.

„Zweck des Angebots ist es, Müll zu vermeiden“, sagt Marko Hoffmann. Der Teamleiter des Fachdienstes Bürgerservice kam vor 14 Jahren auf die glorreiche Idee, abseits der Sperrmüllabfuhr diesen neuen virtuellen Vermittlungsservice einzurichten. „Der Kreis Pinneberg war wirklich der erste Anbieter dieser Art in Deutschland“, sagt Hoffmann, der sich im Jahr 2000 die Anregung aus Wien geholt hatte. Inzwischen hat sich die Gebrauchtbörse dem Serviceportal www.abfallberatung.de angeschlossen, das in Deutschland diverse ähnliche Einrichtungen betreibt.

Die wichtigsten Erkennungsmerkmale der Pinneberger Onlinebörse: Es dürfen keine kommerziellen Unternehmen mitmachen, und es ist verboten, Geld für die offerierten Gebrauchtteile zu fordern. Trotz oder auch gerade wegen dieser Beschränkungen ist die Aktion „Für den Müll zu schade“ ein voller Erfolg.

In der Praxis funktioniert die kostenlose Online-Börse ähnlich wie andere kommerzielle Dienste. Der Pony-Besitzer entdeckt Sattel und Zubehör im Inseratsverzeichnis. Der Anbieter hat ein Foto zu seiner Anzeige gestellt und möchte im Tausch Getränke im Wert von 50 Euro haben.

Werden sich Inserent und Interessent einig, ist der Tausch perfekt, und das Pony freut sich. Die eingangs erwähnten Socken zum Basteln sind noch preiswerter zu haben. Der Anbieter wünscht im Tausch lediglich zwei Glas Nutella.

Im Jahresdurchschnitt sind 1500 Inserate im Angebot. „Aktuell liegen wir jetzt bei 1031 Anzeigen“, sagt Hoffmann. Das Auf und Ab ist jahreszeitlich bedingt, auch Ferientermine spielen eine Rolle. Im Vergleich zum großen Nachbarn Hamburg ist die Gebrauchtbörse im Kreis Pinneberg gut aufgestellt. In der Hansestadt gibt es im Durchschnitt nur 350 Anzeigen.

Nach 13 Tagen werden die Offerten bei pi-abfall automatisch gelöscht. Als die Online-Börse Fahrt aufgenommen hatte, gab es 2010 sogar bis zu 4000 Anzeigen mit täglich 5000 Zugriffen. Doch die Konkurrenz von Ebay mit der Möglichkeit, Waren zu verkaufen oder zu versteigern, machte sich später stärker bemerkbar.

Jetzt gibt es täglich 1500 Zugriffe. Etwa zehn Prozent der Gebrauchtartikel werden zum Verschenken angeboten, 90 Prozent der Inserenten wollen tauschen. Hoffmann freut sich über zahlreiche Stammkunden, die immer wieder als Anbieter oder Interessenten dabei sind. Im Laufe der Zeit haben sich wegen des Verkaufsverbots einige Ersatzwährungen entwickelt. Dazu gehören Getränke, unter denen Cola light besonders stark vertreten ist. Alkoholische Tauschware ist verboten. Doch auch Kaffee wird gern als Währung eingesetzt. Hoffmann ist schon klar, dass es nicht immer bei den Naturalien bleibt und möglicherweise auch Geld statt einer geforderten Getränke-Lieferung im Wert von 30 Euro zum Einsatz kommt. Doch solchen Feinheiten wird nicht nachgegangen.

Anders verhält es sich dagegen mit dem Warenangebot. Vier Mitarbeiterinnen aus dem telefonischen Serviceteam des Fachdienstes nutzen die Gesprächspausen, um den Angebotseingang zu überprüfen. Was nicht den Nutzungsregeln entspricht, wird aussortiert. Dazu gehören unter anderem Waffen und Munition jeder Art, Autos, Altholz wie imprägnierte Telegrafenmasten und Eisenbahnschwellen, asbesthaltige Artikel, Dämmstoffe und gefährliche Abfälle. Auch Tiere dürfen nicht gehandelt werden.

Das Angebot kann in Rubriken sortiert oder komplett aufgerufen werden. Die Auswahl ist riesig. Ob es nun um Autozubehör, Möbel, Spielzeug, Hobbys, Sport oder Kleidung geht – wer sucht, der wird auch finden. Beim Stöbern treffen die Kunden immer wieder auf originelle Angebote. So wird ein Ikea-Kunstdruck gegen zwei Überraschungseier offeriert, High-Heels sind für Cola light im Wert von acht Euro zu haben, ein Trimmrad ist zu verschenken, und ein Tüte voller sauberer Kerzenreste zum Basteln gibt es für „Naschis im Wert von drei Euro“.

Manchmal ist die virtuelle Handelswelt auch kleiner als gedacht. Hoffmann entsinnt sich, dass in Rellingen ein Vorrat an Gehwegplatten zum Verschenken angeboten wurde. Ein Interessent und der Inserent wurden sich handelseinig und stellten verblüfft fest, dass sie nur drei Grundstücke voneinander entfernt wohnen.