Auf einem Teilstück der Bahnhofstraße herrschen verwirrende Verkehrsverhältnisse

Pinneberg. Kennen Sie die „verrückteste“ Einbahnstraße Pinnebergs? Es handelt sich um die Bahnhofstraße, genauer gesagt jenes Teilstück, das zwischen Damm und der Verbindungsstraße nur in Richtung Bahnhof zu befahren ist. Dieser etwa 300 Meter lange Abschnitt hat sich im Laufe der Jahre zu einem wahren Sammelsurium an verkehrsregulierenden Kuriositäten entwickelt.

Wer auf der Bahnhofstraße unterwegs ist, sei es nun als Autofahrer, Radler oder Fußgänger, muss mit allerlei Überraschungen rechnen. Das beginnt schon nach wenigen Metern, wenn sich die Bahnhofstraße mit dem Fahltskamp kreuzt. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine richtige Kreuzung. Denn rechts beginnt die Fußgängerzone des Fahltskamps. Der eigentliche Kreuzungsteil ist im Verlauf der Bahnhofstraße auf einer Länge von knapp 30 Metern sogar als Tempo-10-Zone ausgewiesen. Dekoriert wird dieses Kreuzungsbauwerk mit nicht weniger als elf Verkehrszeichen, die den Benutzern unterschiedliche Botschaften wie Radfahrer-Gegenverkehr trotz Einbahnstraße, Ende der Fußgängerzone oder andererseits des Schildes den Beginn der Fußgängerzone signalisieren.

Für Verwirrung sorgt die durchgezogene Oberflächenstruktur der endenen Fußgängerzone. Denn die erzeugt beim Benutzer auf der aufgepflasterten Fahrbahn der Bahnhofstraße den Eindruck, als wäre der Fußgängerschutzbereich auch dort noch gültig. Ist er aber nicht. Dessen ungeachtet marschieren zahlreiche Passanten strammen Schrittes über die rötlich gepflasterte Piste.

Autofahrer, die mit Tempo zehn auf ihrem Recht beharren, Vorrang gegenüber den fußläufigen Verkehrsteilnehmern zu haben, ernten oft böse Blicke oder bekommen auch mal einen Klaps auf den Kotflügel. Viele Pkw-Fahrer lassen aber auch gnädig oder aus Unkenntnis die Passanten passieren. Am buntesten geht es zu, wenn in den Pausen der Berufsschule und des Gymnasiums ausgehungerte Schülerscharen zu den Hot-Dog-, Döner- und Imbissläden eilen. Für zusätzliches Gewusel sorgen Radfahrer, die oft mit Highspeed die Bahnhofstraße kreuzen und auch in der anschließenden Fußgängerzone nur absteigen, wenn ein wachsamer Ordnungshüter in Sicht ist.

Das ist der Beginn eines weiteren Kapitels aus dem Kuriositäten-Verzeichnis. Denn für Radler, die schon seit Jahrzehnten die Bahnhofstraße auf dem Gehweg trotz Einbahn-Regelung gegenläufig befahren durften, hat sich seit dem Frühjahr auch einiges geändert. Die Pedaltreter sollen nun von der Kreuzung Verbindungsstraße/Bahnhofstraße an trotz des entgegenkommenden motorisierten Einbahnstraßenverkehrs die Fahrbahn benutzen. Dazu wurde eigens in Höhe der Kreuzungsampel der Verkehrsraum für Autos eingeschränkt.

Auf der ohnehin nur 5,50 Meter breiten Fahrbahn haben die Pinneberger Verkehrsfüchse eine mit Markierungsstreifen gekennzeichnete Radfahrerspur angelegt. Die ist samt Markierung 1,30 Meter breit. Damit bleiben für Pkw und Lkw lediglich eine lichte Breite von 4,20 Meter. Die sollen sich an der Ampel zwei Fahrzeuge nebeneinander stehend oder fahrend teilen. Eine Spur ist für Linksabbieger markiert, die andere führt geradeaus zum Bahnhof oder rechts in die Moltkestraße.

Dass dieses Kunststück der Lenkakrobatik nicht funktionieren kann, ergibt sich schon aus der Fahrzeugbreite. Wenn für jede Spur 2,10 Meter zur Verfügung stehen, ein VW Golf jedoch mit Außenspiegel schon 2,08 Meter Platz benötigt, reicht es nicht für weitere breitere Pkw oder gar die bulligen SUV-Softgeländewagen. Gar nicht zu reden von Sprintern und Lkw, die auch die Straße befahren dürfen.

Die Lösung liegt im Verzicht, wie die Praxis zeigt. Bei Überbreite bleibt ein solcher Verkehrsteilnehmer seitlich hinter dem ersten am Haltestreifen stehenden Fahrzeug zurück oder es wird sich zu Lasten des Radwegs breitgemacht. Wo der Radler genau seinen Weg finden soll, bleibt übrigens auch unklar. Denn schon nach ein paar Metern endet die Markierungsspur in drei „Gedankenstrichen“, bevor es dann ohne weitere Kennzeichnung munter gegen den Einbahnverkehr weitergeht. In der Praxis fahren allerdings viele Radfahrer nach wie vor, wie von früher gewohnt, auf dem Gehweg.

Noch ein letztes Kuriosum: Entlang der Einbahn-Bahnhofstraße wurden rechts der Fahrbahn 17 gebührenpflichtige Parkplätze markiert. Allerdings derartig, dass die parkenden Autos teilweise auf dem Gehweg stehen und dabei erst den Bordstein überwinden müssen. Dies führt nicht nur zu abenteuerlich hoppelnden Einparkmanövern, sondern versperrt auch jenen Autofahrern die Sicht, die vom Hofweg aus in die Bahnhofstraße einbiegen wollen.

Auch der Verwaltung sind die Probleme an der Bahnhofstraße nicht verborgen geblieben. Pressesprecher Marc Trampe kündigte an, dass mehrere Bereiche neu überplant werden sollen.