Pinneberg 38 Jahre altes Gebäude wird 2015 für 4,1 Millionen Euro komplett saniert. Verhandlungen werden ausgelagert

Pinneberg. Die Betonfassade bröckelt vor sich hin, durch die kaputten Fenster dringen Regen und Zugluft in das Gebäude ein, und die Sanitärleitungen sind marode: Das 1976 erbaute Amtsgericht in Pinneberg ist ein Sanierungsfall. Die eigentlich schon für 2012 geplante Totalrenovierung des Komplexes an der Moltkestraße beginnt nun im Januar 2015. Das gesamte nächste Jahr bleibt das Gebäude eine Großbaustelle – mit erheblichen Folgen für die 134 Mitarbeiter und die Besucher.

„Der Betrieb geht während der Bauphase weiter. Wir werden vieles improvisieren müssen, und es kann sein, dass es bei den Abläufen und den Prozessen zu Verzögerungen kommt“, sagt Bettina Morik, die Leiterin des Amtsgerichtes. Im vorigen Winter seien Fassadenteile abgefallen. „Wir mussten Zugänge absperren, damit die Betonteile niemanden verletzten“, sagt Morik. An mehreren Stellen seien die Waschbetonplatten provisorisch neu befestigt worden. Ein Sachverständigengutachten habe ergeben, dass die Fassade komplett erneuert werden müsse.

Gleiches gelte für die 200 Fenster – mit Ausnahme der 50 Fenster, die in den vergangenen Jahren bereits ausgetauscht worden sind. Morik: „Viele Scheiben sind blind, teilweise haben sie große Risse. Die Mitarbeiter klagen über Zugluft, bei Regen dringt Wasser durch die Rahmen ein.“ Probleme gebe es auch mit den Leitungen im Gebäude, die marode sind und ausgetauscht werden müssen. Weil sie in den Decken verlaufen, werden auch diese erneuert.

Völlig überarbeitet wird das Brandschutzkonzept des Gebäudes. Morik: „Der Brandschutz entspricht nicht mehr dem heutigen Stand.“ Es entstehen neue Fluchtwege, auch der Blitzschutz auf dem Dach des Gerichtsgebäudes wird modernisiert. Durch die Umbauten ändert sich die Optik des Gebäudes. Die neue Fassade wird nicht mehr aus Waschbetonplatten bestehen, sondern mit einem weiß-grauen Verblendstein versehen. Innen fällt die eigenwillige Deckenoptik vor den Gerichtssälen, die aus runden topfartigen Blöcken besteht, weg.

Die Umbauten werden genutzt, um die Arbeitsbedingungen für Richter und Rechtspfleger zu verbessern. „Beim Bau war das Amtsgericht für zehn Richter ausgelegt. Als ich 1992 als Proberichterin anfing, waren es schon 14. Heute tun 22 Richter hier Dienst“, sagt Morik. Es stünden nur sechs Gerichtssäle zur Verfügung. „Das ist viel zu wenig. Dafür sind einige Säle größer als nötig und die Beratungszimmer, die zu jedem Saal gehören, brauchen wir nicht mehr.“ Die Baupläne sehen vor, einige der Säle zu unterteilen und die ehemaligen Beratungszimmer einzubeziehen. „Auf diese Weise machen wir aus sechs Sälen neun“, sagt Ulrike Berg, die stellvertretende Geschäftsleiterin.

„Wir suchen externe Räume für Verhandlungen“, sagt Morik. Ursprünglich sei geplant gewesen, in die ehemalige Kreisverwaltung auszuweichen. Doch weil sich die Sanierung verzögerte, haben nun die Abrissarbeiten für das Kreishaus begonnen. Die Suche nach Verhandlungsräumen während der Bauphase bezeichnet Morik als Herausforderung. „Familiensachen, die nicht öffentlich sind, werde ich in mein Amtszimmer verlegen.“ Bei öffentlichen Verfahren gehe das nicht. „Notfalls müssen wir auf Nachbargerichte ausweichen.“ Die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH) kümmere sich um die Raumfrage. Die Kosten für die Sanierung betragen 4,1 Millionen Euro.

„Jeder, der vor dem Amtsgericht steht, kann sehen, dass hier Handlungsbedarf besteht“, sagt auch Finanzministerin Monika Heinold, Grüne, zu den geplanten Sanierungsarbeiten. „Aus den Gesprächen vor Ort weiß ich, dass die Mitarbeiter dem Lärm und dem Staub während der Umbauzeit mit einem mulmigen Gefühl entgegen sehen. Ich denke aber, dass sich am Ende alle über ein modernes Verwaltungsgebäude freuen werden, das auch dem Klimaschutz dient.“