Eine Glosse von Manfred Scholz

Es ist eine unendliche Geschichte. Sie handelt von Dusseligkeit, reichlich Pech und viel Nachlässigkeit – also eine Geschichte, so richtig aus dem Leben gegriffen. Im Einzelnen: Meine Herzallerliebste kauft sich einen Taschenschirm.

Auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt stapelt sie Lebensmittel auf dem Autodach. Weil ihre Gedanken ganz woanders sind, vergisst sie das gute Stück oben, nachdem sie die Lebensmittel nach unten gepackt hat. Ergebnis: Der Schirm segelt auf der Heimfahrt irgendwo auf die Straße. Die Herzallerliebste gelobt daraufhin Besserung.

Jetzt komme ich ins Spiel: Ich schenke ihr ein neues Exemplar. Weil Menschen alte Gewohnheiten nur schwer ändern, passiert ihr das gleiche Missgeschick noch einmal. Sie wissen: Supermarkt, Parkplatz, Autodach. Adios, Amigo, zum Zweiten. Weit später überreiche ich ihr schließlich einen besonders schönen Regenschirm.

Ahnen Sie, wie es weitergeht? Bei einem Spaziergang am Nord-Ostsee-Kanal geht’s auch in unser kleines Lieblingsrestaurant.

Nachdem wir wieder zu Hause sind, stelle ich fest, dass ich den Schirm im Restaurant stehengelassen habe – ihren. Wieder weg! Ein Leben im norddeutschen Wind- und Regenwetter ohne Schirm? Geht nicht. Beim Stemmen gegen den Nordseewind reißt ihr eine Bö meinen Schirm aus der Hand. Schnell treibt er aufs aufgewühlte Wasser.

Gestern hat meine Herzallerliebste gleich zwei Knirpse gekauft – einen für sich, einen für mich. Fortsetzung folgt – garantiert. Ich finde aber, man soll sein Herz nicht an unwichtige Dinge hängen.