Gemeinde sucht nach Kooperationspartnern, um die für eine Genehmigung erforderliche Mindestschülerzahl zu erreichen

Rellingen. Bereits mehrfach legte das Kieler Bildungsministerium sein Veto ein. Nun nimmt Rellingen einen neuen Anlauf, die Caspar-Voght-Gemeinschaftsschule in Egenbüttel um eine Oberstufe zu ergänzen. 2024, so hofft Schulleiter Jochen Kähler, könnten die ersten Schüler ihre Abiturprüfung ablegen. Bis dahin muss jedoch ein großes Problem gelöst werden: Rellingen unterschreitet derzeit die Mindestanzahl von Schülern für die Einrichtung einer Oberstufe deutlich.

„Wir sind derzeit auf der Suche nach Kooperationspartnern, um diese Hürde zu nehmen“, sagt Silke Mannstaedt, die zuständige Fachbereichsleiterin im Rellinger Rathaus. Sie bereitet im Rathaus die Antragstellung beim Bildungsministerium vor, nachdem der zuständige Ausschuss das Projekt Abitur für Rellingen bereits abgenickt hat. Wie an Gemeinschaftsschulen üblich, würden die Kinder neun Jahre lang pauken, ehe sie sich der Reifeprüfung stellen.

Aktuell bieten im Kreis Pinneberg vier Gemeinschaftsschulen das sogenannte G9 an. Es handelt sich um die Erich Kästner Gemeinschaftsschule in Elmshorn, die Klaus-Groth-Schule in Tornesch, die Gebrüder-Humboldt-Schule in Wedel und die Johann-Comenius-Schule (JCS) in Pinneberg-Thesdorf. Rellinger Kinder, die nicht in acht Jahren ihr Abitur am Wolfgang-Borchert-Gymnasium ablegen wollen, besuchen in der Regel die Comenius-Schule in der Kreisstadt. „Dort ist das Interesse so groß, dass es kaum noch möglich ist, Rellinger Kinder aufzunehmen“, sagt Mannstaedt. 2013 nahm die Einrichtung fünf Rellinger Schüler auf, 2012 nur einen Schüler. Die JCS darf ihre Schülerzahl im Gegensatz zu den übrigen Gemeinschaftsschulen begrenzen. Diesen Umstand will sich die Gemeinde zunutze machen, die Bedarf für ein weiteres G 9-Angebot am Hamburger Rand sieht. Die Caspar-Voght-Schule als zentral gelegene Einrichtung sei dafür ideal, heißt es aus dem Rathaus.

150 Schüler müssen laut Rechnung der Gemeinde die fünfte Jahrgangsstufe besuchen, um die Genehmigung zur Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe zu erhalten. Die Caspar-Voght-Schule ist in diesem Schuljahr mit 72 Schülern in drei Parallelklassen gestartet, sodass langfristig die Schülerzahl in der Eingangsstufe verdoppelt werden müsste. Insgesamt verfügt die Einrichtung über 520 Schüler – 100 im Grundschulteil, 420 in der Gemeinschaftsschule.

Die Gemeinde geht jedoch davon aus, dass die Schülerzahl mit der Einführung einer Oberstufe deutlich ansteigen würde. Rellinger Kinder, die jetzt auf das Borchert-Gymnasium oder die Halstenbeker Grund- und Gemeinschaftsschule an der Bek – sie bietet keine Oberstufe an – geschickt werden, könnten nach Egenbüttel „umgeleitet“ werden. Der Neubau des Halstenbeker Gymnasiums, der derzeit errichtet wird, ist vier- statt bisher fünfzügig geplant. Daher geht Mannstaedt davon aus, dass künftig Rellinger Kinder keine Aufnahme am Gymnasium der Nachbargemeinde mehr finden werden.

„Die Stellung einer Gemeinschaftsschule mit Oberstufe ist eine ganz andere“, sagt Jochen Kähler, seit zwei Jahren Leiter der Einrichtung. Dieser Standortvorteil werde einen Boom bei der Schülerzahlen einbringen, glaubt Kähler. „Wir freuen uns über jeden Schüler, egal woher er oder sie kommt.“

Die Schülerzahl sei das entscheidende Kriterium, um die gewünschte Erweiterung zu erhalten. „Wir brauchen so viele Schüler wie möglich, um in der Oberstufe attraktive Profile anbieten zu können und genügend Lehrerstunden zugewiesen zu bekommen.“ Viele Eltern würden regelmäßig bei den Aufnahmegesprächen fragen, ob und wenn ja wann die Rellinger Schule eine Oberstufe anbieten könne. Bisher kann lediglich auf die Kooperation zwischen Rellingen und Halstenbek beim Wolfgang-Borchert-Gymnasium verwiesen werden, das aber ja nur G 8 anbietet. Laut aktuellen Zahlen besuchen derzeit 263 Rellinger Kinder das Halstenbeker Gymnasium.

Kähler hofft, dass nach einem positiven Signal aus Kiel bereits im Schuljahr 2015/2016 die Schülerzahl an der Caspar-Voght-Schule ansteigen könnte. In diesem Fall könnte 2021 ein elfter Jahrgang eingerichtet und drei Jahre später die ersten Abiturprüfungen abgelegt werden.

Bis dahin müsste jedoch die Schule deutlich erweitert werden. Die Verwaltung hat errechnet, dass für eine zweizügige Oberstufe und eine vierzügige Sekundarstufe I mindestens zwölf zusätzliche Klassen-, PC- und Nebenräume benötigt werden. Die Gemeinde sei „finanziell sehr gut aufgestellt“, sagt Rathausmitarbeiterin Mannstaedt.

„Wir haben genügend Platz, innerhalb des Schulgeländes zu wachsen“, sagt Kähler. Er freue sich, dass die Kommunalpolitiker in Rellingen über die Fraktionsgrenzen hinweg hinter dem Projekt stehen und den Weg mit der Schule gemeinsam gehen wollen. „Wir haben einen Schulträger, dem unsere Weiterentwicklung wichtig ist. Das ist sehr gut für unser Schule.“