Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Ich hasse meine Tasche. So, jetzt ist es raus. Puh. Das tat gut. Es ist nicht so, dass sie hässlich wäre. Sie ist eher hübsch. Kostete nicht wenig. Die Marke macht Werbung mit glücklichen, vollbärtigen Großstadt-Hipstern. Wenn ich mir das Ding umhänge, beweise ich also Zeitgeist.

Das Problem ist aber, dass die Tasche mir alles wegfrisst. Zum Beispiel mein Schlüsselbund. Ich werfe ihn rein, und nur eine Stunde später stehe ich vor der Haustür und suche vergeblich in den Untiefen dieses unaufgeräumten Miststücks. Dabei knicken mir die Fingernägel an tückischen Kanten ab. Deswegen werde ich weinerlich, fluche unflätig vor mich hin – die Passanten denken, ich habe einen an der Marmel.

Ich bin sogar schon mal nach dem erfolglosen Kramen zurück ins Büro gefahren – und dann war der Schlüssel doch irgendwo in der Tasche. Dutzende Male vermisste ich mein Handy. Und als ich es über Festnetz anrief, bimmelte es immer in der Tasche. Meine alte Casio-Digitaluhr fand ich erst wieder, als ihre Datumsfunktion einen Alarm für den Geburtstag meiner Frau am 23. Dezember abgab.

Richtig heimtückisch spielte mir die Tasche bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen mit. Ohne Gürtel und mit gutem Gewissen schritt ich durch den Scanner. Dort erwartete mich ein Sicherheitsbeamter mit Schnappatmung. In meiner Tasche hatte der Scanner mein seit Jahren vermisstes Schweizer Taschenmesser gefunden!