In der Schenefelder Kinderstadt Jukshausen sind 70 „Bürger“ seit Montag in „Betrieben“ wie Finanzamt und Zeitungsredaktion tätig

Schenefeld . Im Finanzamt von Jukshausen herrscht am Mittwochvormittag große Aufregung: Die Mitarbeiter im Alter von neun bis zwölf Jahren müssen das Gehalt in Höhe von 80 „Juksen“ an alle Bürger der Schenefelder Kinderstadt verteilen. „Lasst euch das quittieren“, sagt Betriebsleiterin Kerstin Werner, 44, zu den fleißigen Beamten. „Dann habt ihr den Beweis, dass ihr das Geld wirklich übergeben habt.“ Das leuchtet ein. „Dann müssen alle hier unterschreiben“, entscheidet Lara.

Die Zwölfjährige ist zum ersten Mal in der Kinderstadt dabei, die das Jugend- und Kommunikationszentrum Schenefeld (JUKS) seit 2011 veranstaltet. Die gehört seit Dienstag offiziell zu Schleswig-Holstein, denn Innenminister Stefan Studt hat ihr bei seinem Besuch die Stadtrechte verliehen. Tatsächlich geht es hier ein bisschen zu wie in einer richtigen Stadt: Vier Tage lang gehen die 70 „Bürger“ hier verschiedenen „Berufen“ nach, lernen mit der eigenen Währung den Geldkreislauf kennen und halten ihre Erlebnisse in einer täglich erscheinenden Zeitung fest.

Durch spielerische Abläufe bekommen die Kinder ein Verständnis für Demokratie vermittelt. In einer Vollversammlung wird jeden Tag ein neuer Bürgermeister bestimmt. Jeder kann sich für das Amt zur Wahl stellen – so wie Jonas. Er versucht mit aller Macht, Wähler für sich zu gewinnen. „Er sagt, wenn ich ihn wähle, bekomme ich 50 Jukse“, erzählt die elfjährige Melissa.

Die „Berufe“ werden unter Berücksichtigung der Wünsche der Kinder jeden Tag neu verteilt. Der Schwerpunkt liegt auf Kreativität: So können die „Bürger“ in Töpferstube, Weberei und Filmstudio arbeiten. Einige Jukshausener haben auch Urlaub: Sie machen mit dem Reisebüro Ausflüge, zum Beispiel zum Training der Hamburger Fußballvereine HSV und St. Pauli.

Eine Jukshausener Bürgerin der ersten Stunde ist Lilli. Sie war bisher jedes Jahr in der Kinderstadt dabei, und jedes Mal hat sie dabei in der Zeitungsredaktion gearbeitet. Ob sie später auch zur „richtigen“ Zeitung will, weiß die Zwölfjährige noch nicht, aber sie meint: „Interessant wäre es auf jeden Fall.“

Lilli ist hier keine Ausnahme. „Etwa die Hälfte der Kinder war schon einmal dabei“, sagt Kerstin Werner. Auch Lara möchte nächstes Jahr gern wiederkommen. Dann können auch in Barmstedt Kinder wieder ihre eigene Stadt „Auenland“ in Beschlag nehmen.

In Schenefeld aber schließt die Kinderstadt am heutigen Donnerstag erstmal ihre Tore. Von 15.30 Uhr an begrüßen die Jukshausener ihre Eltern zur Abschlusspräsentation mit einem Rundgang und Auftritt von Trommlern und Hip-Hoppern.