Pawel K. spricht von Verzweiflungstat in Pinneberg. Er habe Geld für todkranken Vater gebraucht

Pinneberg/Itzehoe. Bei seinem Geständnis drückte Pawel K., einer der drei Casino-Räuber von Pinneberg, gehörig auf die Tränendrüse: Seine Beteiligung an dem Überfall am 2. April diesen Jahres sei eine Verzweiflungstat gewesen, um Geld für die Behandlung seines todkranken Vaters aufzutreiben. „Aber statt meinem Vater zu helfen, habe ich meine Familie weiter in die Katastrophe geführt und drei Frauen in Angst und Schrecken versetzt“, ließ der 25-Jährige durch seine Verteidigerin Christine Siegrot in einer schriftlichen Stellungnahme erklären.

Seit voriger Woche müssen sich Pawel K. und der 23-jährige Kamil W. wegen schweren Raubes und Mittäter Dawid U., 26, wegen Beihilfe vor dem Landgericht Itzehoe verantworten. Während Komplize Kamil W. und Dawid U., der den Fluchtwagen gefahren haben soll, am zweiten Prozesstag keine Angaben zu dem misslungen Raubüberfall auf das Spielcasino „Novolino“ machten, wiederholte Pawel K. sein bereits bei der Polizei abgelegtes Geständnis. Dabei verzichtete er ausdrücklich darauf, seine Mittäter zu benennen.

„Bei meinem Vater ist im Dezember 2013 Lungenkrebs diagnostiziert worden, die Heilungschance sollte bei 70Prozent liegen“, berichtete der 25-Jährige in seiner schriftlichen Erklärung. Aufgrund seiner Tätigkeit als Subunternehmer habe sein Vater keinen ausreichenden Versicherungsschutz gehabt, sodass er die Behandlungskosten von 40.000 Euro selbst hätte zahlen müssen. „Wir hatten kein Geld, sondern nur Schulden“, so der Angeklagte. Er habe daher gehofft, bei dem Raub in dem Pinneberger Spielcasino 50.000 Euro zu erbeuten und auf diese Weise alle Geldsorgen loszusein.

Vor der Tat habe er Alkohol und Drogen konsumiert. Dann hätten er und sein Komplize kurz vor 5 Uhr durch den Haupteingang den Spielkomplex an der Straße Am Hafen betreten. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass noch Gäste da sein würden.“ Tatsächlich seien sie auf eine Mitarbeiterin sowie zwei ältere Kundinnen gestoßen. Pawel K. bestritt die Passage in der Anklageschrift, nachdem das Trio mit einer Schreckschusswaffe gedroht habe. Er will nur die Taschen getragen haben, in die das Geld gelegt werden sollte. Erst zu einem späteren Zeitpunkt, so der 25-Jährige, habe er die Waffe in der Hand gehabt. Er habe die Kundinnen und die Mitarbeiterin gefesselt und den Tresor leergeräumt. Als die Räuber dabei waren, die Spielautomaten zu plündern, seien Polizisten erschienen und hätten „ohne Vorwarnung in Brusthöhe durch die Eingangstür auf uns geschossen“.

Ihm sei zwar noch die Flucht durch dem Seiteneingang gelungen, dann sei er jedoch durch zwei Schüsse in Knie und Oberschenkel niedergestreckt worden. „Das Knie wurde mehrfach operiert. Bis heute ist unsicher, ob es jemals wieder so beweglich wird wie vorher“, so der Angeklagte, der sich nur mit Hilfe von Krücken fortbewegen kann.

Die Staatsanwaltschaft Itzehoe ermittelt gegen zwei der eingesetzten Beamten wegen gefährlicher Körperverletzung im Amt. Dieses Verfahren läuft noch. Für den Prozess gegen das Räuber-Trio sind weitere Verhandlungstage bis Mitte November angesetzt.