Steuerzahlerbund nimmt defizitären Fahrradverleih ins Visier. Stadtwerke bestreiten Vorwurf der Geldverschwendung

Wedel. Mit einem Lächeln im Gesicht würden die Radler am Ziel ankommen, prophezeite Wedels Stadtwerkeleiter Adam Krüppel zum Start der Elektroräder Wedelecs im August 2012. An dem Leihradsystem hat Krüppel trotz des pannenreichen Starts noch immer Freude. Wenig erbaut zeigt sich der Stadtwerke-Chef allerdings davon, dass der Steuerzahlerbund die Wedelecs in sein Schwarzbuch 2014 aufgenommen hat – als Musterbeispiel für Steuergeldverschwendung.

„Die wirtschaftliche Betätigung der Kommunen in sogenannten Kommunalunternehmen wird immer mehr zu einem Risiko für die Steuerzahler“, sagt Aloys Altmann, Präsident des Bundes der Steuerzahler in Schleswig-Holstein. Ein Beispiel dafür sei Wedel, wo die Stadt und die Stadtwerke als städtische GmbH mit den Wedelecs seit dem Start des Verleihsystems nur Verluste einfahren würden. Elektromobilität sei zwar in, garantiere aber noch lange keinen wirtschaftlichen Betrieb, folgert der Steuerzahlerbund.

Nach den Zahlen der Organisation führte das Projekt „Wedelecs“, das eigentlich kostendeckend betrieben werden sollte, bei den Stadtwerken 2012 und 2013 zu einem Defizit von jeweils knapp 76.000 Euro. Hinzu komme ein städtischer Zuschuss von 30.000 Euro pro Jahr. Weil auch für 2014 keine wesentliche Verbesserung des Ergebnisses erwartet werde, komme in den drei Betriebsjahren ein Defizit in Höhe von 300.000 Euro zusammen, für das der Steuerzahler geradestehen müsse.

Genüsslich beschreibt der Steuerzahlerbund Wedels finanzielle Probleme und das 100 Punkte umfassende Sparkonzept für das Jahr 2015, das Einschnitte auch bei Volkshochschule und Musikschule vorsieht und die Autofahrer über Parkgebühren zur Kasse bittet. Dennoch wolle man bei Stadt und Stadtwerken an dem Projekt Wedelecs festhalten, kritisiert der Steuerzahlerbund.

Eine Kritik, die Stadtwerkechef Krüppel nicht nachvollziehen kann. Er hebt den Marketing- und Werbeeffekt hervor, der mit den Wedelecs erzielt wird. Krüppel. „Den können wir natürlich nicht in Geld fassen.“ Befragungen hätten ergeben, dass viele Kunden das Engagement der Stadtwerke in der umweltfreundlichen Elektromobilität positiv sehen und es auch ein Grund dafür sei, einen Gas- oder Stromliefervertrag bei den Stadtwerken abzuschließen.

„Für uns sind die Wedelecs ein innovatives Projekt, von dem wir uns nur ungern trennen würden“, so Krüppel. Die Stadtwerke hätten von der Stadt zunächst bis einschließlich 2017 den Auftrag erhalten, das Verleihsystem für die Elektroräder aufzubauen. Krüppel: „Wir erbringen eine Dienstleistung und werden dafür bezahlt.“ Die 30.000 Euro, die jährlich von der Stadt an die Stadtwerke für das Projekt fließen, seien kein Zuschuss, wie vom Steuerzahlerbund behauptet, sondern eine Entlohnung für erbrachte Leistungen.

Krüppel räumt ein, dass zum Start des Verleihsystems von einer Kostendeckung die Rede war. „Diese wäre auch zustande gekommen, wenn wir Fördermittel in der beantragten Höhe erhalten hätten.“ Es sei jedoch lediglich zu einer Förderung in Höhe von einem Drittel der erhofften Summe gekommen. Außerdem hätten „Kinderkrankheiten“ des automatischen Verleihsystems (Krüppel: „Wir waren bundesweit die ersten, die so etwas eingeführt haben“) weitere Kosten verursacht. „Wir mussten zwischenzeitlich wieder auf ein manuelles System umstellen, was sehr kostenintensiv war.“ Inzwischen seien die Schwierigkeiten beim automatischen Verleihsystem aber so gut wie behoben.

50 hochwertige Elektrofahrräder (Pedelecs) bieten die Stadtwerke Wedel Einheimischen und natürlich auch Touristen an. Die Leihgebühr beträgt pro Stunde 2,50 Euro, vier Stunden kosten acht Euro. Für eine Ganztagsmiete werden 18 Euro fällig, wer das Rad für eine Woche bucht, zahlt dafür 55 Euro.

„Das Ausleihzahlen entwickeln sich äußerst positiv“, hebt Krüppel hervor. In der ersten Saison 2012 seien die Elektroräder 500 Mal verliehen worden, 2013 hätten die Stadtwerke 901 Registrierungen verzeichnet. „Voriges Jahr habe ich prophezeit, dass wir 2014 die Marke von 1000 Ausleihen knacken würden. Das hat geklappt“, so Krüppel weiter. Von Beginn der Saison am 1.April bis zum jetzigen Zeitpunkt habe es bereits mehr als 1300 Ausleihen gegeben. „Besonders viel genutzt wird die Station am S-Bahnhof.“ Dort gibt ein Mitarbeiter der Stadtwerke die Räder aus und weist die Nutzer in die Bedienung ein. Dies habe sich bewährt. An den anderen zwölf Verleihstationen entstehen keine Kosten, weil Kooperationsbetriebe die Aufgabe übernehmen.

„Wenn wir am Bahnhof auf ein automatisches Verleihsystem umstellen, würde sich das Defizit um Zweidrittel reduzieren“, sagt Krüppel. Für 2014 und auch 2015 rechne er mit Verlusten von jeweils 66.000 Euro. Der Betrieb werde immer defizitär bleiben, weil sich allein aus den Leihgebühren keine Kostendeckung erzielen lasse. „Das ist eine unternehmerische Entscheidung. Wir können damit gut leben.“