Beim VfL Pinneberg üben 20 junge Athleten die Sprünge einer neuen Trendsportart

Pinneberg. Die Hip-Hop-Bässe dröhnen durch die Halle. Im gleichen Rhythmus springen, kicken und tanzen zwölf junge Athleten über die Matten. Schon nach wenigen Minuten in Bewegung perlt der Schweiß auf der Haut. Sie schwitzen – und lächeln dabei.

„Das ist einfach freier von den Bewegungen als Bodenturnen“, sagt Lars-Vincent Scheffler. Der 21 Jahre alte angehende Immobilienkaufmann leitet die Gruppe. Er hat früher geturnt, dann zehn Jahre Kampfsport gemacht und sich jetzt für das Tricking entschieden.

„Ich habe viele Videos über diesen Sport im Internet gesehen“, erzählt Scheffler. Mit sechs Mitstreitern probierte er schließlich aus, ob diese Bewegungen auch etwas für sie sind. Mittlerweile zählen bis zu 20 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu der Tricking-Gruppe, die sich zweimal pro Woche in einer Sporthalle der Theodor-Heuss-Schule trifft und zum VfL Pinneberg gehört.

Parcours und Freerunning sind ähnliche Ausbrüche aus dem gewohnten sportlichen Raster. Doch während die einen sich einfach rasant den kürzesten Weg von A nach B in einer Stadt suchen und dabei die Hindernisse sportlich überwinden, und auch die anderen überwiegend draußen Hindernisse überqueren, geht es den Trickstern, wie sich selbst nennen, um ästhetische Athletik.

„Hier lerne ich, meinen Körper absolut zu beherrschen“, erzählt Kamal Alamsha. Auch er hat sich vorher im Karate und Taekwondo an den klassischen Kampfsportarten orientiert. Ihn reizt ebenfalls das freie Spiel der Trickster. „Einmal bin ich in Berlin einfach in die Show einer Gruppe reingesprungen. Gemeinsam hatten wir total viel Spaß.“ Der 17-jährige Uetersener liebt die kleinen und großen Treffen, in der Szene Gatherings genannt.

Auch Alexander Saar, 24, und von Beruf Maschinen-Programmierer, sucht den sportlichen Ausgleich zu seinem Job in Pinneberg und anderen Orten der Republik. „Wenn ich in den Ferien keine Gruppe finde, um gemeinsam Tricking zu machen, bin ich total unausgeglichen.“

Gemeinschaft gehört zu den Säulen der Trickster. „Die Fortgeschrittenen pushen den Nachwuchs. Jene, die gute Kicks beherrschen, zeigen den anderen, wie es geht. Die, die tolle Sprünge schaffen, unterstützen andere“, erzählt Lars-Vincent Scheffler. So fallen auch schnell die Barrieren zu den Jüngsten in der Gruppe wie Julian, der erst zum zweiten Mal am Training teilnimmt und dessen Sprünge natürlich noch nicht so rund wirken. „Dreh dich mehr, spring im Rhythmus der Musik“, rät der Ältere.

Mädchen und junge Frauen stoßen nur selten zu der Gruppe. Maureen Drahn, 17, aus Hamburg-Eidelstedt gehört dazu. „Ich finde es interessant, mal andere Bewegungen und Übungen zu machen“, sagt sie. Beim Tricking kommt es ohnehin nicht auf die ausgefeilte Bewegung an. Hier soll das Gesamtbild stimmen.

Scheffler: „Die Ästhetik ist das Wichtigste. Bei uns findet jeder seinen eigenen Stil.“ Und schon geht es los mit den Kicks (Tritte), Flips (Salti) und Twists (Schrauben) zur Musik von Dubstep, House oder Rock – so wie es jeder Athlet am liebsten hören mag.