Stadt feiert ihr erstes Oktoberfest und folgt damit einem Trend im Norden

Schenefeld. Blau-weiße Rauten im Stile der Flagge Bayerns zieren die Tischdecken, die Wände des Festzelts sind mit Bannern eines bekannten Weißbierherstellers behängt. Auf den Biertischgarnituren steht bereits die eine oder andere Maß, als traditionelle bajuwarische Liedkunst ertönt: „In München steht ein Hofbräuhaus, oans, zwoa, g’suffa“. Viele der feierfreudigen Gäste schunkeln begeistert mit.

Kurz zuvor hatte die Bürgermeisterin der Stadt gekonnt mit zwei Schlägen den Fassanstich gemeistert. Das Oktoberfest ist eröffnet. Jetzt gibt es erst mal Freibier für die Anwesenden. Dazu werden stilechte Spezialitäten gereicht: Leberkäse im Brötchen für drei Euro, zum gleichen Preis gibt es auch die Weißwürste mit süßem Senf. Die Wiesn befindet sich an diesem Abend am Holstenplatz in Schenefeld.

Die Düpenaustadt ist bei weitem nicht die einzige Kommune im hohen Norden, in der die Menschen in diesen Tagen in Schunkellaune geraten. Das Konzept Oktoberfest hat sich längst zu einem Exportschlager entwickelt. Kantinen bieten in entsprechenden Festwochen bayerische Küche, Autohäuser zünftige Rabatte.

„Sie brauchen nur weiß-blau aufziehen und dann spürt jeder, dass vor Ort eine ganz besondere Stimmung herrscht“, sagt Bernd Langmaack. Der 54-Jährige weiß, wovon er spricht. Schließlich ist für den Veranstalter die Oktoberfest-Premiere Schenefelds bereits die fünfte Festivität dieser Art in der Saison. „Die Menschen haben Lust zu feiern. Und das Oktoberfest ist darüber hinaus sehr kommunikativ“, sagt er. „Deshalb ist der Charakter auch hier im Norden so beliebt.“

Schenefeld hat sein Oktoberfest vor allem der Fußball-Weltmeisterschaft zu verdanken. Wegen dieser und der Ferientermine hatte die Verwaltung in diesem Jahr auf ein Stadtfest verzichtet. Gefeiert werden sollte aber trotzdem. Und so verständigte man sich mit Stadtfest-Organisator Langmaack darauf, etwas Neues zu wagen. Innerhalb von nur sieben Wochen wurde das Umfeld für das Oktoberfest auf die Beine gestellt. Festzelt für 500 Personen, Bands, Buden, ein Karussell und vieles mehr.

Schenefeld sei für so eine relativ kurzfristige Planung ein dankbarer Ort. „Die Schenefelder sind ein nettes Publikum“, sagt Langmaack. „Die lassen auch mal Fünfe gerade sein, wenn es irgendwo hakt.“ Er selbst ist seit vielen Jahren Gast beim Erdinger Herbstfest, besitzt selbstverständlich Lederhosen von kurz bis lang. Schenefelds Bürgermeisterin, Christiane Küchenhof, musste hingegen erst noch mal shoppen gehen, besorgte sich ihr Dirndl im sozialen „Glücksgriff“. „Für mich ist es ein Tag der Premieren“, sagt sie. „Ich bin das erste Mal auf einem richtigen Oktoberfest, und das ist das erste Dirndl meines Lebens.“ Überrascht habe sie, dass auch viele der Besucher im bayerischen Outfit erschienen sind.

Die Schenefelder Dennis Fuchs, 27, und Christin Zentner, 28, hatten ihres schon seit einiger Zeit im Schrank. Doch weil aus einer Reise nach München zum echten Oktoberfest bislang nichts wurde, freuen sich die beiden, die Trachten endlich einmal tragen zu können. Und mindestens einen Vorzug gegenüber dem Original sollte die Schenefelder Adaption für die nach Angaben des Veranstalters etwa 7500 Gäste an drei Tagen ohnehin haben. Die Maß Bier kostet in München in diesem Jahr bis zu 10,10 Euro, in Schenefeld dagegen nur sieben.