Experten sehen Bedarf für weiteres Bettenhaus. Gleich zwei Investoren wollen neben der Badebucht bauen

Wedel. In Hamburg schießen die Hotels wie Pilze aus dem Boden. Von dem Bettenboom will auch Wedel profitieren. Seit Jahren gibt es in der Elbestadt Pläne für ein weiteres Hotel, einige Investoren haben Interesse angemeldet. Doch bislang tat sich auf dem Wedeler Bettenmarkt nichts. Jetzt kommt neuer Schwung in das Dauerthema. Denn das eigens in Auftrag gegebene Gutachten liegt auf dem Tisch und lässt keine Zweifel aufkommen: Die Experten sehen nicht nur den Bedarf für ein weiteres Hotel mit etwa 100 Betten für gegeben an, sondern sie halten es sogar für einen guten Impuls, der sich positiv auf den Wedeler Hotelmarkt auswirken könnte.

Einen Impuls, den Wedel scheinbar dringend braucht. Denn die Stadt an der Elbe mit guter Anbindung an die Hansestadt bleibt in Sachen Übernachtungen hinter den Erwartungen der Experten zurück. Während in Schleswig-Holstein die Zahl um 21 Prozent in den vergangenen zehn Jahren anstieg, deutschlandweit sogar um 32 Prozent, ist das Wedeler Wachstum laut dem vertraulichen Gutachten mit einem Prozent eher mau. Zu schwache Vermarktung oder ein zu begrenztes, statisches Angebot? Der Grund für die Übernachtungsflaute ist unklar. Klar ist, dass laut Gutachten die Zahl der Übernachtungen in 2006 und 2007 bei jeweils mehr als 62.000 lag. Für 2014 prognostizieren die Experten lediglich 53.861 Übernachtungen. Aus Sicht der Experten würde ein großer Neubau dringend benötigten Schwung in Wedels Tourismusmarkt bringen, von dem dann auch die alteingesessenen Hotelbetreiber profitieren würden.

In Wedel gibt es derzeit vier klassische Hotels und eine Hotel-Pension, die zusammen mehr als 330 Betten für Touristen, Besucher und Geschäftsleute vorhalten. Hinzu kommen zahlreiche Ferienwohnungen und Wohnappartements. Die Experten vermuten, dass dank des allgemeinen Tourismusbooms, durch geplante Firmenansiedlungen im neuen Businesspark Elbufer und dank des sanierten Schulauer Hafens der Bedarf bis 2025 steigt, die Zahl der Übernachtungen dann bei rund 67.000 liegt.

Die Frage, ob es ein weiteres Hotel braucht, wäre damit geklärt. Die Gutachter hatten aber zudem die Aufgabe, zu erörtern, wo der beste Standort für eine neue Bettenburg in Wedel ist. In der jetzt vorliegenden Analyse wurden drei mögliche Standorte – Hafen, Businesspark mit Elbblick und das Gelände neben dem Schwimmbad – gegeneinander abgewogen.

Das Ergebnis: Der Wedeler Stadthafen hat laut Gutachten das meiste Potenzial. Allerdings gibt es das Grundstück dafür noch gar nicht. Durch die Verkleinerung des Hafenbeckens entsteht am Kopf eine neue Fläche von 5200 Quadratmetern. In den bisherigen Planungen der Stadt sind auf dem Gelände, das verkauft werden soll, zwei markante und hohe Gebäudekomplexe vorgesehen. Tatsächlich war hierfür von Anfang an ein Hotel im Gespräch, allerdings blieben bislang die Interessenten aus.

Ganz anders verhält es sich mit dem Zweiplatzierten der Standortanalyse. Für das 7800 Quadratmeter umfassende Gelände zwischen Schulauer Straße und Kombibad gibt es sogar zwei Interessenten. Das bestätigt Adam Krüppel, Chef der Stadtwerke, in deren Besitz die Fläche ist. Bereits vor vier Jahren gab es erste Pläne, auf dem weitläufigen und teilweise ungenutzten Areal ein zweigeschossiges Kongresshotel mit 250 Betten zu errichten. Das soll möglichst gleich an die Badebucht inklusive Wellnessbereich angeschlossen werden. Die Stadtwerke erhoffen sich so zusätzliche Einnahmen in Höhe eines sechsstelligen Betrages. Kürzlich klopfte ein weiterer Investor an, der sich an dieser Stelle ein Hotel vorstellen könnte. „Wir sind weiterhin sehr daran interessiert, hier ein Hotel zu etablieren, dessen Betreiber das Kombibad mitnutzt“, so Krüppel auf Abendblatt-Nachfrage. Kongresshotel, Boardinghaus, Park-Hotel? Wie das Hotel aussehen soll, da ist man laut Krüppel nicht festgelegt.

Doch während es für den Standortgewinner bislang keine Interessenten gibt, steht für das Areal am Businesspark, das aufgrund der nicht absehbaren Entwicklung von den Gutachtern schlechter beurteilt wurde, einer parat. Auch meldete im Planungsausschuss ein weiterer Interesse an. Allerdings macht er den Hotelbau auch unmittelbar von der Umsetzung der Autofährlinie von Jork nach Wedel und somit quasi vor die Tür des Hotels am Businesspark abhängig.

Das letzte Wort haben die Kommunalpolitiker, die sich für einen Standort entscheiden müssen. Während CDU und FDP sich einen Hotelbau am Kombibad vorstellen können, sind SPD und Grüne skeptisch. Das Thema wird demnächst im Planungsausschuss erörtert.