Die katholische St. Marien-Gemeinde geht innovative Wege und präsentiert sich auf einer Applikation für Smartphones und Tabloid-Computer

Quickborn. Die katholische Kirchengemeinde St. Marien in Quickborn ist sehr rührig und versucht mit der Zeit zu gehen. Sie pflegt seit Jahren eine eigene Web-Seite im Internet, die auf ihre vielen Termine und Aktivitäten hinweist. Pfarrer Wolfgang Guttmann hat zudem über die 60-jährige Entwicklung seiner 2100 Mitglieder zählenden Gemeinde und den Bau der Kirche am Kurzen Kamp im Jahre 2000 ein interessantes Buch geschrieben. Sogar eine christliche Schule wollte er vor einigen Jahren ins Leben rufen, was dann aber dem Erzbistum zu kostspielig wurde.

Nun hat die St. Marien-Gemeinde etwas wirklich Innovatives entwickelt: Sie hat eine eigene App auf den Markt gebracht, die sich die Gemeindemitglieder auf ihre Smartphones und Tabloid-Computer herunterladen können. „Damit sind wir die Ersten im Erzbistum Hamburg mit seinen 400.000 Katholiken in 89 Pfarrgemeinden und meines Wissens nach auch die Einzigen in ganz Norddeutschland“, freut sich Pfarrer Guttmann über diesen multimedialen Coup im Internet-Zeitalter.

App führt sämtilche Gottesdienste auf und stellt die Gemeindemitarbeiter vor

„App“ ist die Abkürzung für eine Applikation. So heißt die Anwendung für eine bestimmte Dienstleistung, die man von überall auf der Welt aufs Mobiltelefon, Netbook oder Tablet herunterladen kann. Sie lässt sich öffnen, indem man das App-Logo auf dem Bildschirm einfach antippt. Dann zeigt zum Beispiel die Wetter-App die Vorhersage für die nächsten Tage an, die Fußball-App die wichtigste Spiele und Ergebnisse für den Fan, die Haltestellen-App die Abfahrtszeiten der nächstgelegenen Busse und Bahnen oder die Abendblatt-App die neuesten Nachrichten aus Hamburg und dem Umland.

Die St. Marien-App der Quickborner Gemeinde führt sämtliche Gottesdienste auf, stellt die Mitarbeiter vor, beschreibt, wann vom Jugendtreff über den Gitarrenkurs bis zum Gesprächskreis die regelmäßigen Gruppen zusammenkommen, würdigt die Arbeit des seit zehn Jahren bestehenden Stifter- und Förderkreises, weist eine Chronik aller Aktivitäten auf und berichtet über Aktuelles aus dem Pfarramt. Zudem kann der virtuelle Besucher einen Rundgang durch die Kirche machen und dabei sogar eine 360-Grad-Panoramaansicht anklicken, die ihn mitten in den sakralen Kirchbau treten lässt. Zudem wendet sich Pfarrer Guttmann mit einem Wort der Woche, das jeden Sonntag neu geschrieben wird, an seine „lieben Schwestern und Brüder“ mit geistreichen Anmerkungen. Aktuell spricht er über Neid und Menschenwürde. „Wenn wir nur auf das schauen, was wirklich zählt im Leben, dann sind wir alle gleich - gleich wertvoll.“

Er selber nutze auch viel sein Smartphone und die bequeme Art der Apps, erklärt Guttmann. Weil er damit nicht alleine sei und gerade junge Leute ihren Wissensdurst oft über diese moderne Form der Mediennutzung stillen, sei er auf die Idee gekommen, auch eine App für seine Gemeinde anfertigen zu lassen. Mit dem Systemadministrator Steffen Weinreich hatte er innerhalb seiner Gemeinde auch gleich den richtigen Ansprechpartner dafür. Zwar hatte der noch nie selbst eine App entwickelt, aber das technische Know-how dafür habe er natürlich, sagte er Guttmann. Und so machte sich Weinreich mit Unterstützung von Frank Lehnig, Daniela Graf und Björn Mönkehaus, der die Homepage der Gemeinde betreut, an die Arbeit. Letztlich gingen dafür zwei Wochen reine Arbeitszeit drauf, erzählt Weinreich.

100 Gläubige haben sich die neue App für St. Marien bereits heruntergeladen

Im Gegensatz zu anderen Apps, die eher eine Facebook-Variante seien, sei das St. Marien-Angebot eine vollständige und völlig unabhängige Applikation, die sich alle Nutzer von Apple- und Google-Smartphones mit dem Android-Betriebssystem kostenlos aus dem Netz herunterladen können. Davon haben nach zwei Wochen bereits 100 Kirchgänger Gebrauch gemacht, freut sich der Software-Entwickler.

Laut Pressesprecher Johannes Schneider gewinnt die St. Marien-Gemeinde mit diesem Service viel Beachtung in der jüngeren Generation. „Vor allem junge Menschen sind daran gewöhnt und beziehen ihre Informationen heutzutage fast ausschließlich über die Apps auf ihrem Smartphone.“ Aber natürlich werde es den Gemeindebrief auch weiterhin als gedrucktes Faltblatt geben, versichert Pfarrer Guttmann. „Wir wollen mit der Zeit gehen und unsere Gemeinde mit den neuesten Medien in aller Welt bekannt machen.“ Auf welche Weise und über welches Medium die göttliche Botschaft verkündet wird, spiele dabei keine Rolle.

Aber so weit verbreitet wie jetzt über die eigene Kirchen-App war die Quickborner St. Marien-Gemeinde, die neben Quickborn auch für die Katholiken in Ellerau, Bilsen und Hasloh zuständig ist, wohl noch nie in den 60 Jahren ihres Bestehens.