Bürgermeisterin Hansen verfehlt absolute Mehrheit nur knapp. Stichwahl am 5. Oktober

Uetersen. Der Wahlabend endet am Sonntag für Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite hat sie einen deutlichen Vorsprung von knapp zehn Prozent vor CDU-Kandidat Andreas Faust erzielt. Doch auf der anderen Seite war das gute Ergebnis nicht gut genug, um im ersten Anlauf die Wiederwahl zu gewinnen. Weil Hansen die absolute Mehrheit um knapp 1,5 Prozentpunkte verfehlt hat, gibt es am Sonntag, 5. Oktober, eine Stichwahl. Dann wird sich endgültig entscheiden, ob Hansen Bürgermeisterin bleibt oder aber Herausforderer Andreas Faust sie doch noch im Amt beerben wird.

Entscheidend wird sowohl für Hansen als auch Faust sein, wie gut sie die Wähler für einen zweiten Urnengang mobilisieren können. Theoretisch ist noch alles möglich, obgleich Hansen im ersten Wahlgang klar vorne gelegen hat. Dass Faust noch Chancen hat, liegt vor allem daran, dass nur 38 Prozent aller Uetersener den Stimmzettel ausgefüllt haben und die zwölf Prozent Stimmen der ausgeschiedenen Kandidaten Bernd Möbius und Steffen Peter neu verteilt werden. Wie viele Wähler sich aber für eine zweite Wahlrunde mobilisieren lassen, ist die große Unbekannte.

Für gewöhnlich liegt die Wahlbeteiligung bei Bürgermeisterwahlen deutlich unter den Werten von Bundestags- oder Kommunalwahlen. Die niedrigste Wahlbeteiligung in jüngerer Zeit in Deutschland wurde am vergangenen Sonntag in Kropp im Kreis Rendsburg-Eckernförde verbucht, wo Amtsinhaber Stefan Ploog zwar 88 Prozent aller Stimmen erhielt – es gab keinen Gegenkandidaten –, aber nur 21 Prozent der Bürger ihre Stimme abgegeben haben. Ähnlich schlecht waren zuletzt die Werte in Reutlingen, dort gingen 23,8 Prozent der Wähler an die Urnen, in Offenbach waren es 24,3 Prozent und in Wiesbaden 26,5 Prozent. Vergleichsweise hohe Werte konnten in Stuttgart erzielt werden. Dort gingen 2012 insgesamt 47,2 Prozent der Wahlberechtigten an die Urnen.

Die Stadt Uetersen liegt mit einer Wahlbeteiligung von knapp 38 Prozent somit im Mittelfeld. Das lässt ein wenig Luft nach oben, doch es besteht auch die Gefahr, dass die Wahlbeteiligung beim zweiten Wahlgang, wie zuletzt in Niedersachsen, stark nach unten absackt. Das wollen Hansen und Faust verhindern. Faust will daher bis zur Stichwahl vor allem die Nichtwähler motivieren, am 5. Oktober ihre Stimme abzugeben. „Ich sehe der Stichwahl optimistisch entgegen. Noch ist der Bär nicht tot“, sagt Faust. „Ich denke, dass die Fachkompetenz sich am Ende der Strecke durchsetzen wird.“

Faust will sich in den kommenden 14 Tagen auch bei den Wählern für die 39,18 Prozent, die er im ersten Wahlgang erhalten hat, bedanken und plant, wie Hansen auch, auf der Straße und den Wochenmärkten präsent zu sein. „Ich bin überrascht, dass die Wahlbeteiligung im ersten Wahlgang so schlecht war. Ich hatte gehofft, dass die Menschen angesichts der Kandidatenliste erst recht zur Wahl gehen würden, um die Demokratie zu stärken und dem braunen Sumpf keinen Raum zu geben“, sagt Faust. Auch Hansen ist überrascht von dem dürftigen Wahlbeteiligungsergebnis. Dass zudem in zwei Wahlbereichen der als rechtsextrem eingestufte Steffen Peter fast fünf Prozent der Stimmen erzielen konnte, sei erschreckend. Sie sieht dies als Zeichen dafür, dass noch stärker für die Demokratie geworben werden müsse.

Hansen ist aber zuversichtlich, dass sie bis zum 5. Oktober genügend Bürger überzeugen kann, zur Wahlurne zu gehen und für sie zu stimmen. Im ersten Wahlgang hatte sie 48,58 Prozent erzielt. „Diese Ausgangslage habe ich mir hart erarbeitet. Das Vertrauensvotum der Bürger gibt mir Rückenwind. Nun werde ich noch eine Schippe drauflegen, damit wir unsere Stadt weiter voranbringen können“, sagt Hansen. Sie ist sicher, dass sie die notwendigen 1,5 Prozent erzielen wird, um über die 50 Prozent-Marke zu kommen. „Ich habe ein gutes Gefühl“, sagt Hansen.

Bei einer Wahlniederlage am 5. Oktober werde sich an der Zusammenarbeit zwischen ihm als Erstem Stadtrat und Hansen als Bürgermeisterin nichts ändern, so Faust. „Das muss man sportlich sehen. Die Wahl ist ein demokratischer Prozess, da geht es nicht nur um Gewinner und Verlierer, sondern darum, die Stadt weiterzubringen.“ Hansen sieht das ähnlich: „Ich werde den Wahlkampf weiterhin so führen, dass wir alle danach gut zusammenarbeiten können. Die Bürger wollen keinen Dauerstreit unter Demokraten.“