Bleibt Behördennummer den Bewohnern im Kreis Pinneberg erhalten? Betrieb läuft nach drei Jahren nicht reibungslos

Kreis Pinneberg. „Wir lieben Fragen“ lautet der Slogan, mit dem der Kreis Pinneberg für die 115 wirbt. Doch die einheitliche Behördennummer, die im Dezember 2011 in der Region an den Start ging, wirft vor allem noch viele Fragen auf. Während es einige 115-Hochburgen gibt, bleibt der Draht in die zentrale Vermittlungsstelle in anderen Orten eiskalt. Zudem gibt es bislang ungelöste Systemfehler und 115-Rebellen wie die Quickborner und Helgoländer, die von Beginn an mit der Einheitsnummer nichts zu tun haben wollten und auch weiter nichts davon halten. Nach drei Jahren endet nun die Pilotphase. Die Städte und Gemeinden im Kreis Pinneberg haben die Wahl, ob sie dabeibleiben wollen. Scheiden zu viele aus, macht das Projekt aber für alle keinen Sinn mehr.

In Schenefeld diskutiert der Hauptausschuss an diesem Dienstag über den Vertragsabschluss mit dem Kreis zur Fortführung des Telefonservices. Das letzte Wort hat der Rat am 25. September. In Halstenbek tagt die Gemeindevertretung am 29. September. Gerade in diesen beiden Orten ist die 115 nicht besonders gefragt. Insgesamt klingelte seit Dezember 2011 mehr als 14.000 Mal das Telefon im Callcenter der Kreisverwaltung in Elmshorn, in der die 115-Anrufer auflaufen. Davon stammten nur 2,74 Prozent aus Halstenbek und mit 117 Anrufern noch bedeutend weniger aus dem größeren Schenefeld.

Während man sich in Halstenbek die Zurückhaltung nicht richtig erklären kann, ist sie in Schenefeld klar. „Das liegt an der 040-Problematik“, sagt Rathausmitarbeiter Daniel Arwers. Denn wer aus dem Schenefelder Festnetz die 115 wählt, landet dank 040-Vorwahl automatisch im Hamburger Callcenter. Das Problem: Der Anrufende und die Verwaltungskraft auf der anderen Seite der Leitung können das nicht erkennen. „Das lässt sich bislang nicht abstellen und führt zu falschen Auskünften“, so Arwers. Möchte ein Schenefelder zum Beispiel ein Halteverbot in der Bogenstraße für einen Umzug einrichten lassen, dann geht das Callcenter von der Bogenstraße an der Hohenluftbrücke aus und erläutert die Hamburger Richtlinien. Von dieser Kommunikationsstörung sind auch Bönningstedt und Ellerbek betroffen. Dementsprechend ist die Begeisterung in diesen Orten gering. Trotzdem schlägt die Schenefelder Verwaltung den Politikern vor, die 115 nicht aufzugeben – zumindest noch nicht. Kostet die Nummer die Stadt erst Geld, will man aus der Allianz ausscheren.

Während einige überlegen dem Projekt den Rücken zu kehren, gibt es auch keine Tendenzen bei den Verweigerern einzuscheren. Quickborn hat sich bei der bundesweiten Behördennummer 115 nie eingewählt und will es auch nicht. „Wir haben hervorragende Öffnungszeiten und eine gute Erreichbarkeit für unsere Bürger, sodass wir keinen Sinn darin gesehen haben, da mitzumachen“, sagt Fachbereichsleiter Ralf Gercken. Denn während die 115 nur montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr zu erreichen ist, sind die Mitarbeiter des Quickborner Rathauses auch sonnabends auskunftsbereit.

Dabei gehört der Kreis Pinneberg in Sachen 115 zu den landesweiten Vorreitern. Zusammen mit Kiel führte die Region als erstes in Schleswig-Holstein die einheitliche Behördendurchwahl ein. Doch dem Vorreiterprojekt mangelt es auch auf Landesebene an Unterstützung. Zwar will die Landesregierung die 115 flächendeckend in Schleswig-Holstein einführen, hat sich aber als Kooperationspartner die Hamburger dafür ins Boot geholt. Dabei könnten die Mitarbeiter im Elmshorner Kreishaus sehr wohl auch die 115-Anrufe für benachbarte Kreise wie Steinburg und Segeberg übernehmen. Genau darauf drängt der Kreis jetzt auch – so wie auf eine Kostenübernahme durchs Land.

Die Kosten halten sich bislang aber dank der noch im Verhältnis geringen Zahl an Anrufern in Grenzen, und zwar in Höhe von etwa 10.000 Euro für Personal. Allein in Pinneberg und Elmshorn läuft es richtig gut. Aus der Kreisstadt stammen 21 Prozent der Anrufer, 26 Prozent aus Elmshorn. Allerdings wirkt sich die Größe der Stadt nicht automatisch auf die Häufigkeit der Anrufer aus, wie der Fall Wedel zeigt. Aus der 32.000 Einwohner großen Stadt riefen bloß 433 Bürger die 115 an – so viel wie aus dem fast halb so großen Uetersen.

Marko Hoffmann, der den Fachdienst Bürgerservice der Kreisverwaltung in Elmshorn leitet und offizieller 115-Botschafter ist, kann sich die mangelnde Resonanz nur mit fehlender Werbung erklären. „Die Nummer ist in manchen Orten nicht bekannt genug“, so Hoffmann. „Insgesamt ist die Tendenz aber steigend.“ Lag die Durchschnittszahl der Anrufer 2013 bei 520 Anrufern pro Monat, sind es im laufenden Jahr 588. Um die Nummer präsenter zu machen, setzte der Kreis bereits ein Zeichen und beklebte die Müllwagen mit 115-Werbung.

Die Zahl der Anrufer dürfte in den kommenden Monaten steigen. Denn für Schenefeld und die anderen 040-Orte gibt es laut Hoffmann eine Lösung. Sie sollen mit der Nummer 04101/115 Anschluss finden. Der nötige Antrag wurde dafür in der vergangenen Woche beim Innenministerium gestellt.