Grünen-Fraktion will mit Baumkataster und Pflegekonzept Dauerärger Ende bereiten

Schenefeld. Manchmal muss über eine Sache Gras wachsen. So wie in der Friedrich-Ebert-Allee in Schenefeld. Nach zwei vergeblichen Versuchen und viel Geld, das die Stadt Schenefeld dort in die Pflege des Straßengrüns versenkte, sehen viele der 82 Beete an einer der meist befahrenen Straßen der Stadt alles andere als grün aus. Statt Blütenpracht schauen Spaziergänger auf erdige Streifen. Dabei investierte die Stadt vor knapp drei Jahren rund 20.000 Euro in die neue Bepflanzung. Doch von dem neuen kriechenden Spindel- und gelben Fingerstrauch sowie den Heckenkirschen fiel ein Großteil dem groben Einsatz mit Streusalz einer von der Stadt beauftragten externen Firma zum Opfer. Was noch stand, war laut Verwaltung den vielen Bäumen nicht gewachsen. Trotz eines Arbeitseinsatzes von 918 Stunden und Personal- und Materialkosten von 31.000 Euro pro Jahr gingen zahlreiche Pflanzen ein. Jetzt soll also pflegeleichtes Gras über die Sache wachsen.

So viel Geld und Zeit in ein Projekt zu investierten, bei dem am Ende so wenig herauskommt: Das wurmte vor allem die Schenefelder Grünen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht und ein umfangreiches Konzept erstellt. Pflegeleicht und doch ökologisch sinnvoll – so stellen sich die Grünen die Straßenstreifen vor. In ihren Leitlinien widmen sie sich aber auch der Bodenversiegelung von Wegen, dem Schutz des Grundwassers vor Dünger und den Mähmaschinen, die aus ihrer Sicht möglichst schadstoffarm seien sollen. Wenn es nach den Grünen geht, dann sollen Verkehrsinseln zu kleinen pflegeleichten Biotopen werden und Blumenbeete am besten mit Pflanzen bestückt werden, die Tieren viel Nahrung bieten, sprich: Bienen viel Nektar.

Doch mit dem fünfseitigen Pflegekonzept, das als Antrag für die kommende Ratsversammlung zur Abstimmung vorliegt, wollen die Grünen nicht nur ihrem Ruf gerecht werden. Es geht ihnen vor allem auch um die Beendigung eines Dauerthemas: dem Streit ums Schenefelder Grün. „Die Grünpflege ist seit Jahren ein Dauerkonflikt. Es fehlen klare Regelungen und Leitlinien, nach denen alle Beteiligen sich richten“, sagt Mathias Schmitz als Chef der Schenefelder Grünen.

Der Streit um die richtige Pflege eskalierte im März 2013. Nachdem die Stadtverwaltung im Renaturierungsgebiet am Mühlendamm 434 Bäume fällen ließ, kochten die Gemüter über. Denn was laut Verwaltung, die auf Experten verwies, eine Pflegemaßnahme entlang der Düpenau darstellte, war für Naturschützer und Anwohner ein schockierender Kahlschlag und eine ökologische Katastrophe. Am Ende verständigten sich Naturschützer und Stadtverwaltung darauf, dass der Nabu über solche Aktionen zukünftig im Vorwege informiert und in die Planung einbezogen wird. Zudem übernahm der Naturschutzbund offiziell die Patenschaft für die Düpenau, kümmert sich jetzt um Überwachung und Pflege.

Doch aus Sicht der Grünen reicht das nicht aus, um ähnliche Kahlschlagaktionen zu verhindern. Deshalb fordern sie zudem die Einführung eines Baumkatasters wie es andere Gemeinden bereits haben und Bürgermeisterin Christiane Küchenhof seit Jahren fordert. Der dazugehörige Antrag wird ebenfalls Thema am Donnerstag, 25. September, im Rat sein. Von 19 Uhr an werden die Kommunalpolitiker sich dem Thema widmen. Zusätzlich zur Einführung des Katasters wollen die Grünen auch einen jährlichen Zustandsbericht über Umfang und Anzahl gefällter Bäume sowie Neupflanzungen. Zudem wollen sie über jeden Baum informiert werden, der älter als 120 Jahre ist und abgeholzt werden müsste. Dabei soll die Verwaltung darstellen, warum der Baum nicht zu retten ist.

Was das kostet, das kann Grünen-Chef Schmitz nicht beziffern. Das Bauamt schon. Die Mitarbeiter schätzen, dass die Einführung eines solchen Baumkatasters etwa 100.000 Euro verschlingt. Allerdings kommt der Stadt zugute, das bereits einige Bäume erfasst wurden. Laut Stadtverwaltung sind dies 3058, also 37 Prozent der 8500 Schenefelder Bäume. Den Grünen ist der Baumfrieden das Geld wert. Zudem verweist Schmitz auf mehr als 300.000 Euro, die die Stadt allein in die Pflege der Grünflächen jährlich investiert.