Zahlreiche Besucher nutzen „Tag des Friedhofs“, um sich über Beerdigungskultur zu informieren

Wedel. Normalerweise ist der Wedeler Friedhof ein Ort der Stille. Doch am Sonntag kam mehr Leben in die Sache als gewöhnlich. Das lag daran, dass die Kirchengemeinde Wedel in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen wie Gärtnereien, Bestattern, Steinmetzbetrieben und Hospizdiensten den „Tag des Friedhofs“ organisiert hatte – in dieser Form eine Premiere. Die gelang auch. Allerdings hätten noch mehr Besucher den Weg zum weitläufigen Friedhofsgelände finden können. Denn der lohnte durchaus.

Um 12 Uhr bliesen die Holmer Jagdhornbläser zur ersten Führung, bei der die etwa 25 Interessierten unter anderem erfuhren, warum auf dem Wedeler Friedhof so viele Freiflächen zu finden sind. Bestatter Hans Wilhelm Bade erklärte, dass die Bauernfamilien und Kaufleute einst große Erbgräber mit bis zu 16 Plätzen von der Kirchengemeinde erstanden.

1972 wurden alle Erb- in Leihgräber umgewandelt. Immer wenn eine Pachtfrist auslief, war es für die Familien ein großer finanzieller Akt, die großen Gräber weiterhin anzupachten. „So sind in den vergangenen 30 Jahren viele der großen Gräber geschrumpft und haben Lücken hinterlassen“, so Bade. Hinzukommt, dass heute anders begraben wird. Lag die Zahl der Erdbestattungen in Wedel vor 40 Jahren noch bei 80 Prozent habe sich das laut Bade gedreht. Heute entfallen etwa 80 Prozent auf die Urnenbestattungen, die viel weniger Platz in Anspruch nehmen.

Die Lücken vernünftig mit Bepflanzung zu schließen, dafür ist Friedhofsverwalter Christoph Stapel verantwortlich. Er und sein zehnköpfiges Gärtner-Team kümmern sich um das 15 Hektar große Areal, das sich in drei Bereiche unterteilt: den alten Friedhof Breiter Weg, den Friedhofsteil Egenbüttelweg und den 1,5 Kilometer entfernten Waldfriedhof.

Für sie alle hat die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Wedel die Trägerschaft übernommen. Zur letzten Ruhe betten lassen, könne sich hier aber jeder, egal welcher Konfession – wie Stapel betont.

9000 Grabstellen umfasst der Friedhof, auf dem auch der Künstler Rudolf Höckner, Bürgermeister wie Heinrich Gau und Prominente wie Entertainer Peter Frankenfeld sowie seine Frau, die Sängerin Lonny Kellner, liegen. Die Beerdigung des Wedelers Frankenfeld war die größte, die es auf dem Friedhof je gab. 1979 wurde er beigesetzt – in dem Jahr der Schneekatastrophe, wie Stapel berichtet. „Der Schnee lag so hoch, dass man die Gräber nicht erkennen konnte und die vielen Menschen hinüberliefen.“