Am Forum Baltikum in Elmshorn werden alte Handwerkstechniken weitergegeben. Dabei geht es heiß her

Elmshorn. Das Feuer leuchtet, die Funken sprühen. Grauer Rauch macht sich breit, eine dunkle Wolke hängt tief über dem Hof, als wäre gerade eine Dampflokomotive neben der Dittchenbühne gestartet. Jens Andresen drückt mit seinem rechten Fuß das Pedal der Schmiedeesse auf und ab. Immer schneller und schneller tritt der 62-Jährige, so dass das Feuer weiter in den Himmel ragt. „Unten ist ein kleines Ventil, mit dem ich die Luftzufuhr regulieren kann, damit die Kohle die richtige Temperatur erreicht“, sagt der Berufsschulfachlehrer für Metall. „Wenn ich schmiede, muss das so richtig schön glühen.“

Jens Andresen liebt es, mit Feuer und Stahl zu hantieren. Der Mann beherrscht das Schmieden. Seine Kunst gibt er gerne weiter. Sieben Handwerksbegeisterte lernen an diesem Abend zusammen mit dem Berufsschullehrer an der Dittchenbühne des Forums Baltikum, was es heißt, Metall unter glühender Hitze zu biegen und zu formen. „Es ist sehr schade, dass das alte Handwerk langsam wegstirbt“, sagt Raimar Neufeldt, Leiter des Forums Baltikum in Elmshorn. „Keiner weiß mehr genau, wie das Schmieden funktioniert.“ Das soll sich mit dem Kursus ändern. Unter dem Motto: „do it yourself“ bekommt jeder der Kursusteilnehmer einen Metallstab in die Hand gedrückt, eine Schürze umgebunden. Dann wird unter der Anleitung von Andresen ein selbst geschmiedeter Grillwender geformt.

Der Berufsschullehrer macht es einmal vor, dann heißt es für die Schmiedelehrlinge selbst Hand anlegen. Auf die Plätze, glühen und hämmern. Kursteilnehmer Nicolas Schoemperlen schnappt sich eine Baustahlstange und hält das Metall in das 1000 Grad heiße Kohlefeuer. Mit Bewegungen aus dem Handgelenk dreht der 39-Jährige das Material in der Mitte der Glut. Die Hitze solle immer gleich bleiben. „Das Metall darf nicht verbrennen“, sagt Schmiedeprofi Andresen. „Wenn es zu heiß ist, dann fängt es an zu sprühen und sieht aus wie eine Wunderkerze.“ Jens Andresen zählt die Sekunden runter. Eine Minute soll Nicolas Schoemperlen das Metall im Feuer glühen lassen. Hat der Stahl die richtige Temperatur erreicht, kann das Material auf den Amboss gelegt werden. Der Kursusteilnehmer greift nach einen Hammer und schmettert mit Kraft auf die Stange. Ein hohes, lautes Klirren ertönt. Der Architekt staunt nicht schlecht, nachdem er die ersten Schläge auf dem Amboss getätigt hat. „Von außen sieht es leichter aus als es ist“, sagt Nicolas Schoemperlen. Ordentlich in den Unterarm gehe das Schmieden. „Morgen habe ich bestimmt Muskelkater.“ Doch nach Feierabend mal ordentlich zu hämmern, habe auch was, so der Architekt.

Doch bis in der Stahlstange ein Bogen entsteht, braucht es noch ein paar Hiebe. „Bis es blau wird, kann das Material bearbeitet werden“, erklärt der Berufsschullehrer. „Da muss man schnell sein.“ Der Schmiedeprofi zeigt den Kursteilnehmern, wie der Hammer an der Kante des Ambosses richtig zu setzen ist. „Wenn ich mich beeile, brauche ich für einen Grillwender rund zehn bis 15 Minuten“, so Jens Andresen.

Nicolas Schoemperlen braucht da noch etwas länger, aber kein Wunder, er schmiedet zum ersten Mal. „Ich arbeite gerne praktisch. Ich wollte mal wissen, wie es sich anfühlt zu schmieden.“ Der Architekt hat den Kursus am Forum Baltikum von seiner Frau zum Geburtstag geschenkt bekommen. „Hier bekommt man mal kreative Ideen, die man dann auch im privaten Leben umsetzen kann“, so Nicolas Schoemperlen. Er ist gespannt, was man mit den Handwerkerkenntnissen noch alles anfangen kann: zum Beispiel Schrott verewigen.

Das sei der große Vorteil am Schmieden, so Jens Andresen. „Wenn man zu Hause was hat, das man wegschmeißen will, dann bringt es mit zum Schmieden“, sagt der Fachschullehrer für Metall. „Selbst aus alten Nägeln kann man einen Flaschenöffner gestalten.“

Und jeder könne das selber machen. Jens Andresen streift mit seinen Fingern an den Gravuren seines Mustermodells entlang und vergleicht das fertige Stück mit dem Grillwender, der noch bearbeitet werden muss. „Schmieden ist eine einfache Technik“, sagt Jens Andresen und begutachtet seine Werke. „Lediglich eine geschickte Hand muss man haben, um gezielt mit dem Hammer draufhauen zu können.“ Wer zu Hause, beispielsweise im eigenen Garten schmieden möchte, braucht zu dem gewissen Feingefühl noch Stahl, eine Schmiedeesse und einen Amboss, Kohle und Hämmer. Mit einem Heimgrill funktioniere das Schmieden jedoch nicht. „Davon rate ich ab“, sagt Jens Andresen. „Das würde nicht lange halten.“

Wer das richtige Zubehör daheim nicht vorweisen kann und auch keinen Feuerwehralarm auslösen möchte, weil dicke Rauchwolken das Nachbarsgrundstück umwabern, kann das alte Handwerk noch am Dienstag, 23. September, von 19 Uhr an am Elmshorner Forum Baltikum, Hermann-Sudermann-Allee 50, für 30 Euro pro Abend erlernen.