Thomas Köppl im Interview über eine teure Schulsanierung und die umstrittene Rolle der Quickborner Verwaltung

Quickborn. Die Nachricht, dass die geplante Sanierung des Schulzentrums Süd samt Sporthalle etwa 18 Millionen Euro kosten soll, hat in Quickborn für großes Aufsehen und Diskussionen gesorgt. Die Politik fordert Konsequenzen, insbesondere weil zuvor nur die Hälfte dieses Betrags im Raum stand.

Hamburger Abendblatt:

Herr Köppl, wie konnte es zu der Kostenexplosion von neun auf 18 Millionen Euro kommen?

Thomas Köppl:

Wir haben keine Kostenexplosion. Wir haben ein Problem, und ich glaube, dass es vor allem ein Kommunikationsproblem ist. Wenn man eine Kostenannahme trifft und dann der doppelte Preis bei der Kalkulation dabei herauskommt, ist das in der Tat schwer zu verkaufen. Auf Grundlage eines Sichtgutachtens aus 2005 gab es zuvor nur eine ungefähre Annahme, was das Projekt kosten könnte. Und um es klar zu sagen: Das war keine Zahl, die die Stadt Quickborn erarbeitet hat, sondern ein Planungsbüro aus Hamburg, das mittlerweile nicht mehr existiert. Die sind damals durch die Gebäude gegangen und haben eine grobe Inaugenscheinnahme gemacht. Mehr nicht.

Nichtsdestotrotz wurde von Kosten in Höhe von neun Millionen Euro ausgegangen.

Köppl:

Aus dem Sichtgutachten hat sich ein Betrag ergeben, der dann auch politisch beschlossen worden und in die Finanzplanung der Kommune eingeflossen ist. Das waren im Jahr 2007 4,4 Millionen Euro. In 2011 hat man sich dann mit dem Projekt Comeniusschule befasst und festgestellt, dass das, was man für das Schulzentrum Süd mal angenommen hatte, niemals hinkommen kann. Danach ist nach Beratung im Fachausschuss ein pauschaler Aufschlag vorgenommen worden. Später hat es dann noch Beratungen in den politischen Gremien über die Wünsche der Nutzer gegeben, die sich ihrerseits Kosten steigernd ausgewirkt haben.

Welche Wünsche waren das?

Köppl:

Raumveränderungen beispielsweise. Da kam dann unter anderem auch der Punkt auf, dass es im Schulzentrum Süd keine Aula gibt und ein Zwischenbau hinzugenommen werden soll. In der Summe hat sich dann der Betrag von rund neun Millionen Euro ergeben. Erst parallel dazu hat es aber eine wirkliche Sanierungsplanung gegeben, bei der die aktuellen Rechtsgrundlagen und der bauliche Zustand sowie die Nutzerwünsche berücksichtigt wurden. Und auf Grundlage dieser Planung gibt es erstmals eine Kostenschätzung.

Selbst wenn es zuvor keine genaue Kostenschätzung gab, dürfte Sie der Betrag von 18 Millionen Euro überrascht haben. Was haben Sie gedacht, als Sie die Summe zum ersten Mal gesehen haben?

Köppl:

Ich war heftig erschrocken. Dass der Sanierungsbedarf so groß ist, habe ich genauso wie meine Hochbauingenieure oder die beteiligten Büros nicht vorhersehen können. Und gerade deswegen ist für mich auch nicht nachvollziehbar, dass jetzt jemand gesucht wird, der Fehler gemacht haben soll. Ich kann solche Fehler nicht erkennen. Das Einzige, was man hätte anders machen sollen, wäre erst den Sanierungsbedarf zu ermitteln, bevor man die Diskussion mit den Nutzern führt. Die gewählte Vorgehensweise war mit der Politik abgestimmt.

Wer genau hat die Kosten ermittelt?

Köppl:

Da waren sechs Büros beteiligt, die Architekten, ein Büro für Haustechnik, ein Statiker, ein Schadstoff- und ein Brandschutzexperte. Energieaspekte wurden auch berücksichtigt.

Vonseiten der Politik wurden zuletzt unter anderem die Architekten ins Visier der Kritik genommen. Gibt es einen Grund an deren Arbeit zu zweifeln?

Köppl:

Nein, ich verstehe das überhaupt nicht, weil die erst Mitte vergangenen Jahres durch ein Auswahlverfahren zum Zuge gekommen sind. Und diese Entscheidung hat die Politik im Ausschuss getroffen. Es gibt auch keinen Ansatz, dass etwas falsch berechnet worden sei. Auch der Landesrechnungshof sieht keinen Anlass, die vorliegenden Daten anzuzweifeln.

Warum attackiert die Politik auch die Verwaltung massiv, wenn niemand etwas falsch gemacht hat?

Köppl:

Wir fühlen uns als Verwaltung derzeit vollkommen ungerecht behandelt. Wir haben nur das umgesetzt, was Politik und Verwaltung gemeinsam besprochen haben. Und dann führen aktuelle Erkenntnisse dazu, dass der Fehler allein bei der Verwaltung zu suchen sei. Das ist frustrierend. Die Zahlen wurden nicht von der Verwaltung erarbeitet, die Unsicherheiten wurden in allen Vorlagen benannt.

Auch an Ihrer Person wurde Kritik geübt, selbst vonseiten der CDU, also Ihrer eigenen Partei.

Köppl:

Ich war wirklich sauer, als ich das das erste Mal gehört habe. Aber wenn es darum geht, dass wir aus der aktuellen Situation etwas für die Zukunft lernen wollen, ist die Kritik in Ordnung.

Sie haben gesagt, dass auch Ihr Vertrauen in die Politik erschüttert sei. Wie kann es angesichts der verfahrenen Situation jetzt weitergehen?

Köppl:

Durch Sacharbeit und durch Aufklärung. Die Politik muss jetzt bestimmen, wohin der weitere Weg führen soll. Wir können und werden die Aufträge konstruktiv mit vorbereiten und umsetzen.

Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Kosten für das Projekt in einem Bereich von 25 Prozent unter bis 25 Prozent über den genannten 18 Millionen Euro liegen werden. Dies bedeutet, dass am Ende eine nötige Investition von weit über 20 Millionen Euro stehen könnte. Wie wollen Sie das angesichts der angespannten finanziellen Lage Quickborns stemmen?

Köppl:

Ich habe dafür kein Patentrezept. Für die Sporthalle haben wir bislang einen Betrag von 1,42 Millionen Euro eingeplant, der Kostenkorridor bewegt sich jetzt in einem Bereich von 2,4 und 3,4 Millionen Euro je nach Beschlussfassung durch die politischen Gremien. Für den Bereich Schule waren acht Millionen Euro in der Planung vorgesehen. Bei der günstigsten Variante sind wir jetzt bei 15,4 Millionen Euro.

Muss man sich von den Projekten verabschieden oder gibt es eine Möglichkeit, diese zu retten?

Köppl:

Wenn man die Schule dauerhaft betreiben und die Sporthalle nutzen will, wird man etwas machen müssen. Der Zeitraum, den man da noch überbrücken kann, ist nicht unendlich. Es steht jetzt vonseiten der Politik alles auf dem Prüfstand. Da keine Luxusdinge geplant wurden, ist es natürlich schwierig, Abstriche zu machen.

Was können Sie mit dem bisher geplanten Finanzrahmen überhaupt bewegen?

Köppl:

Die bisher für die Schule eingeplante Summe reicht wahrscheinlich, um die sicherheitstechnischen Mängel zu beseitigen. Dann ist aber trotzdem Schulbetrieb in einer dringend sanierungsbedürftigen Schule angesagt. Dann sind da Löcher in den Wänden und man hat keine neues Dach und keine neuen Fenster. Ob das sinnvoll wäre, ist für mich fraglich.

Das bedeutet, dass Sie der Politik empfehlen müssen, die Aufnahme weiterer Kredite zu beschließen?

Köppl:

Da momentan alles hinterfragt wird, wäre das der zweite Schritt vor dem ersten.