AKAD gibt Sitz am Pinneberger Rathaus auf. Bürgermeisterin Urte Steinberg hofft auf schnelle Lösung wie ein Kino

Pinneberg/Hamburg. Sie ist die älteste private Fernhochschule Deutschlands, die jetzt neue Wege geht. Zum Leidwesen von Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg führen diese direkt nach Hamburg. Die 1959 gegründete Akademikergesellschaft für Erwachsenenbildung, kurz AKAD, verlässt die Kreisstadt und zieht in die Hansestadt – und das bereits zum Jahreswechsel.

„Wir befinden uns noch in Gesprächen über eine Immobilie in der Innenstadt. Aber in den kommenden Wochen sollten sie abgeschlossen sein“, sagt AKAD-Pressesprecher Jörg Schweigard. Dabei läuft der Mietvertrag für das eigens für die AKAD errichtete Gebäude, Am Rathaus 10 in Pinneberg, noch längerfristig. Trotzdem soll es jetzt schnell gehen, der Umzug ist bereits zum Jahreswechsel geplant, für die 1500 Quadratmeter große Fläche in Pinneberg wird ein Nachmieter gesucht.

2002 hatte die Fernhochschule mit Hauptsitz in Stuttgart die Zweigstelle in Pinneberg bezogen. Was sich seitdem geändert hat? „Das Leben der Studenten“, so Schweigard. Dem passe man sich an – und zwar grundlegend. Ausbau der Onlineangebote, mehr zentral gelegene Prüfungsstandorte, Präsenzunterricht als Blockseminare: Das Studienmodell wird umstrukturiert und den Bedürfnissen der Studenten angepasst. „Deutschlandweit werden ab 2015 an 32 Standorten Präsenzseminare angeboten, so dass sich die Fahrtwege und damit der Zeitaufwand für Studenten und Dozenten reduzieren“, berichtet der AKAD-Sprecher. Bislang waren es neun Standorte.

Obwohl es mehr Anlaufstellen gibt, ist in Pinneberg Schluss. Das liegt auch an einem Bedürfnis der Studenten. Denn Befragungen hätten gezeigt, dass die sich eine Anlaufstelle in Hamburg wünschen. Der Weg nach Pinneberg kam nicht gut an. „Die Studenten reisen aus ganz Deutschland zu den Seminaren und Prüfungen an“, erläutert Schweigard. Meist kämen sie mit dem Flugzeug oder der Bahn in Hamburg an, der Weg nach Pinneberg koste weitere Zeit. „Hamburg ist als Standort einfach attraktiver“, so der AKAD-Sprecher.

Attraktiver fand auch das Unternehmen Tamoil die Aussicht auf die Alster. Die bislang in Elmshorn ansässige Deutschlandzentrale wird Mitte 2015 nach Hamburg verlegt. Damit verliert der Kreis Pinneberg einen großen Gewerbesteuerzahler. Tamoil, die unter der Marke HEM deutschlandweit rund 400 Tankstellen betreibt, zählt mit einem Umsatz von 2,3 Milliarden Euro in 2013 zu den umsatzstärksten Unternehmen in Schleswig Holstein. Umso mehr hatten sich der Elmshorner Bürgermeister Volker Hatje und sein Wirtschaftsförderer Thomas Becken ins Zeug gelegt, den Umsatzgaranten auf Wachstumskurs am Standort zu halten. Doch auch andere Standortalternativen im Kreis Pinneberg konnten nicht überzeugen.

Für die AKAD gibt es zu Pinneberg nur eine Alternative – nämlich Hamburg. „Der Weggang von AKAD ist für uns ein herber Verlust“, kommentiert Bürgermeisterin Urte Steinberg. Dass die Kreisstadt künftig kein Hochschulstandort mehr sei, schmerze natürlich, so die Verwaltungschefin. Sie spricht auch von der Kaufkraft, die Pinneberg mit dem Weggang der Studenten verloren geht. An eine Nachfolge im Bildungsbereich glaubt sie nicht. „Ich bin mir aber sicher, dass es an diesem attraktiven Standort zu keinem langfristigen Leerstand kommen wird.“

Der Besitzer des Gebäudes, die Albrecht Vermögensverwaltungsgesellschaft (AVW), habe das gleiche Interesse wie die Stadt. Nämlich eine schnelle, attraktive Nachfolgelösung zu finden. „AKAD hatte uns über diesen Schritt bereits im Vorfeld informiert, wir haben uns bereits viele Gedanken gemacht“, so Steinberg weiter. Der Standort in direkter Nähe zur Rathauspassage und der dortigen Tiefgarage sei ideal für Einzelhandel und Dienstleistungsgewerbe geeignet. „Ich könnte mir beispielsweise aber auch ein Kino an diesem Standort vorstellen.“ Die Stadt werde „in alle Richtungen suchen“, so die Verwaltungschefin weiter. Sie hat ihren Wirtschaftsförderer Stefan Krappa mit der Aufgabe betraut, eine Nachfolgelösung zu entwickeln.

Noch für dreieinhalb Monate sorgt die AKAD an dem Standort für Leben. Die private Fernhochschule bietet derzeit 45 Bachelor- und Masterstudiengänge sowie Weiterbildungen mit Zertifikat an. Von 2015 an sind weitere geplant. 300 Professoren und Dozenten sind für die AKAD deutschlandweit tätig. 8800 Studenten nutzen das Weiterbildungsangebot der Fernhochschule, die mit 250 Firmen kooperiert.