Nur in Borstel-Hohenraden macht die Polizei im Kreis Pinneberg am Donnerstag teure Fotos

Kreis Pinneberg. Beim Blitzermarathon geht der Polizei die Puste aus. Das gilt zumindest für den Kreis Pinneberg: Wenn die Beamten am Donnerstag, 18. September, bundesweit Jagd auf Temposünder machen, wird das Kreisgebiet nahezu ausgespart. Lediglich ein Standort ist vorgesehen, an dem die Polizei die Einhaltung der vorgeschriebenen Geschwindigkeit überwacht.

Voriges Jahr, als öffentlichkeitswirksam der erste Blitzermarathon stattfand, gab es im Kreis Pinneberg noch 22 Kontrollstellen. Warum ein Jahr später die Aktion zur Farce wird? Die Beteiligung „liegt im Ermessen der Dienststellen“, erklärt Sandra Rüder, Sprecherin der Polizeidirektion Bad Segeberg. Diese würden „im Rahmen ihrer Möglichkeiten“ Kontrollen vornehmen.

Dass die Möglichkeiten offenbar stark begrenzt sind, wundert Reimer Kahlke nicht. „Es hat mit Sicherheit personelle Gründe, dass die Beteiligung so gering ist“, sagt der Vorsitzende der Regionalgruppe Segeberg-Pinneberg der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Laut der GdP sind bei der Landespolizei in Schleswig-Holstein 160 Stellen nicht besetzt. Zudem sollen in absehbarer Zeit zusätzlich 122 weitere Stellen abgebaut werden, ein Teil davon offenbar auch bei der Verkehrsüberwachung.

„Wir werden uns noch wundern, was das in absehbarer Zeit personell bedeutet“, orakelt Kahlke. Er verweist auf den vorigen Monat. „Wir lagen im August mal wieder unter der Mindeststärke. Das geht irgendwie immer gut, schön ist die Situation aber nicht.“ Dabei habe die Polizei im Kreis Pinneberg sogar zusätzliches Personal erhalten. Schon vor Jahren habe eine Arbeitsgruppe festgestellt, dass am Hamburger Rand zu wenig Personal vorhanden sei, während andere Dienststellen im Landesinnern gemessen an ihrem Arbeitsaufkommen überbesetzt sind. In der Folge werde über mehrere Jahre langsam umgesteuert.

Zusätzliches Personal nütze jedoch nichts, wenn an anderer Stelle wie etwa bei der Verkehrsüberwachung Stellen gestrichen werden. Von öffentlichkeitswirksamen Aktionen wie dem Ein-Tages-Blitzermarathon hält die GdP wenig bis gar nichts. Landeschef Manfred Börner fordert, angesichts der angespannten personellen Situation, künftig auf so etwas zu verzichten. Auch Regionalchef Kahlke sieht die Aktion kritisch. „Es weiß doch jeder, dass Regeln ständig kontrolliert werden müssen. Es an einem Tag zu tun, nützt da wenig.“

Für Innenminister Andreas Breitner, SPD, hingegen war der erste bundesweite Blitzmarathon im Oktober 2013 ein großer Erfolg für die Verkehrssicherheit. Nicht nur an den Kontrollstellen und während des Marathons sei vorsichtiger gefahren worden, der Effekt habe auch darüber hinaus gewirkt. „Der Blitzmarathon ist nicht zuletzt wegen seines großen öffentlichen Aufmerksamkeitswerts geeignet, das Bewusstsein der Autofahrer für die jeweils richtige Geschwindigkeit zu schärfen.“

Landesweit seien 260 Polizisten im Rahmen ihres regulären Dienstes an 76 Messorten im Einsatz. Die Messungen fänden an Unfallschwerpunkten sowie an sensiblen Orten wie Kindergärten, Schulen und Altenheimen statt. Laut der Montag veröffentlichten Übersicht gibt es etwa im Kreis Segeberg fünf, in Steinburg sowie in Dithmarschen vier Messpunkte. Im Kreis Pinneberg wird Donnerstag zwischen 6 und 22 Uhr in Borstel-Hohenraden, Quickborner Straße, auf Höhe der Schule gemessen. Kreisweit gibt es einen Messwagen, den die Polizei gemeinsam mit dem Kreis betreibt und der ohnehin täglich eingesetzt wird. Weitere Geräte sowie die Laveg-Laserpistolen, die auf den Revieren verfügbar sind, werden nicht benutzt.