Neue Wasserzähler mit Krankheitserreger verseucht. Im Kreis Pinneberg sind Kitas in Hasloh und Schenefeld betroffen

Schenefeld/Hasloh. Die neue Schenefelder Krippe ist geschlossen – immer noch. Seit knapp einem Jahr geht es nicht voran, obwohl der Anbau lange fertig ist und die 20 neuen Plätze so dringend benötigt werden. Doch statt spielender Kinder gingen monatelang Gutachter durchs Haus, maßen an acht verschiedenen Punkten und stellten immer wieder fest: Pseudomonas aeruginosa sind im Wasser. Der bakterielle Krankheitserreger kann für Kleinkinder und immungeschwächte Menschen lebensgefährlich sein. Deshalb bleibt der Kita-Neubau geschlossen. Woher die Keime kommen, darüber grübelten die Experten monatelang. Dass ausgerechnet ein neuer Wasserzähler die krankheitserregenden Bakterien in die Leitung des Krippen-Anbaus an der Bogenstraße gespült haben könnte, darauf kam man erst, als alles andere ausgeschlossen war.

Das Schenefelder Ergebnis, das seit kurzem vorliegt, hat Wellen geschlagen. Denn das Hygieneinstitut des Universitätsklinikums in Kiel stellte fest, was zuvor sowohl dem Hersteller als auch dem Unternehmen Hamburg Wasser anscheinend nicht aufgefallen war: Sowohl der zuletzt eingebaute sowie ein original verpackter Wasserzähler waren kontaminiert. Zudem fanden sich in derselben Liefercharge laut Hamburg Wasser weitere zwölf verkeimte Geräte. Die Hamburger Gesundheitsbehörde hat sofort einen Wechselstopp für weitere Wasserzähler in Einrichtungen verhängt, in denen sich besonders gefährdete Personen aufhalten, beispielsweise Kitas, Altenheime und Krankenhäuser. Zudem wurden umfangreiche Untersuchungen angeordnet. Die Gesundheitsbehörde des Kreises Pinneberg hat einen Tag später nachgezogen. „Wir haben eine identische Anordnung wie die in Hamburg erlassen“, erklärt Holger von Thun als zuständiger Fachdienstleiter des Kreises Pinneberg auf Abendblatt-Nachfrage.

Somit gilt jetzt auch für den Kreis Pinneberg ein Wechselstopp der Wasserzähler in als sensibel eingestuften Einrichtungen, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind. Sicherheitshalber werden laut Thun derzeit Proben aus dem Trinkwassernetz im Kreisgebiet genommen und in einem Labor auf den Keim hin untersucht. In Hamburg ist man einen Schritt weiter und macht sich um die Trinkwasserqualität derzeit keine Sorgen. „Wir haben aber etwa 50 Untersuchungsergebnisse aus dem Leitungsnetz vorliegen. Sie sind unauffällig“, sagt Rico Schmidt, Sprecher der Gesundheitsbehörde.

Trotzdem werden sowohl in Hamburg als auch in Pinneberg alle Kitas, Krankenhäuser und Altenheime untersucht, in denen seit Anfang des Jahres neue Wasserzähler installiert worden sind. Die von der Gesundheitsbehörde dafür gesetzte Frist endet am 13. September. In der Hansestadt sind laut Hamburg Wasser etwa 100 Kitas, Krankenhäuser und Altenheime und im Kreis Pinneberg außer der Schenefelder Einrichtung noch eine weitere Kita in Hasloh betroffen. Dort werden derzeit aber keine Kinder betreut. Aufgrund von Bauverzögerungen hat sich die für August geplante Kita-Eröffnung verschoben. Derzeit ist geplant, vom 24. September an die Elementargruppen dort zu betreuen, vom 1. Oktober an dann die Krippenkinder. Derzeit schwärmen die Mitarbeiter von Hamburg Wasser aus, nehmen die zahlreichen Proben, die dann in einem unabhängigen Labor untersucht werden.

Die ersten Ergebnisse sollen laut Braukmann in der kommenden Woche vorliegen. Wie es zu den kontaminierten Wasserzählern kommen konnte und wie sie trotz Qualitätschecks in der Schenefelder Kita landen konnten, kann man sich sowohl bei Hamburg Wasser als auch beim betroffenen Hersteller aus Oldenburg nicht erklären. Beide haben reagiert, ihre Kontrollen verschärft und Untersuchungen zugesichert. „Wir haben unsere Wareneingangskontrolle verschärft, um sicherzustellen, dass alle Zähler den Lieferbedingungen entsprechen und hygienisch einwandfrei sind“, so Braukmann.

Auf dem Kita-Gelände in Schenefeld sind erneut die Handwerker angerückt. Sie reißen die gerade frisch verlegten neuen Wasserleitungen wieder heraus. Deren Vorgänger waren ersetzt worden, nachdem die Keime auch nach mehreren Spülungen mit Wasserstoffperoxid nicht verschwanden. Auch die neu installierten Wasserhähne werden wieder ausgetauscht, weil die Bakterien sich darin festgesetzt haben. Die dadurch entstandenen Kosten schätzt Schenefelds Bauamtschef auf eine Summe im sechsstelligen Bereich. Geld, das man sich vom Verursacher wieder holen will. Am 1. November sollen die Krippenkinder endlich in den Anbau ziehen dürfen.