Eine Glosse von Bibi Maaß

Ein neues Zeitalter ist angebrochen: Urlaub außerhalb der Ferienzeit. Nachdem auch unser letzter Spross unehrenhaft aus der Schule entlassen wurde, konnte wir jetzt erstmals im billigen September urlauben.

Ich hatte mich auf leere Autobahnen und Strände eingestellt, mich auf entspannte Mit-Urlauber ohne muffige Puber-Tiere gefreut, auf ganz relaxte, fröhliche Menschen, die am Nachbartisch keine Familienstreitigkeiten mit ihren gepiercten Sprösslingen austragen müssen. Doch ich hätte es wissen müssen: Im September urlaubt die Rentner-Generation.

Nun habe ich beileibe nichts gegen Menschen mit größerem Lebenszeit-Vorsprung. Aber in dieser Dichte, wie ich sie jetzt erleben durfte, kann die AOK-Chopper-Generation ganz schön nerven. Umgeben von einem Heer altersstarrsinniger Omas und Opas, sehnte ich mir beinahe die gepiercten Stinkstiefel mit Knopf im Ohr zurück.

Auch die Hoffnung auf eine staufreie An- und Abreise wurde bitter enttäuscht. Die Überalterung der Gesellschaft, musste ich feststellen, zeigt auch auf bundesdeutschen Autobahnen Wirkung. Ich sehe es schon kommen. Bald haben wir während der Schulferien freie Fahrt, und außerhalb schieben sich die altersgerechten Mercedes-Modelle im Stopp-and-go-Verfahren über den Asphalt.

Wahrscheinlich denkt der Verkehrsminister bereits über ein Gesetz nach, das Menschen ohne schulpflichtige Kinder nur zu bestimmten Zeiten Urlaubsfahrten erlaubt: die Schleswig-Holsteiner im April und die Bayern ganz zuletzt.