Gute Geschäftszahlen und Jobmotor – Wirtschaftsförderungsgesellschaft kann die Kritiker aus der Politik überzeugen

Kreis Pinneberg. Die dunklen Wolken, die seit Monaten über der Zukunft der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEP schwebten, lösen sich auf. Politiker des Kreises wollten die Kompetenz der WEP beschneiden, es wurde offen vom möglichen Ende des Unternehmens gesprochen. Geschäftsführer Harald Schroers kann nun aber wieder positiv in die Zukunft schauen: „Die Geschichte ist vom Tisch.“ Auch Landrat Oliver Stolz ist froh, das Thema zu den Akten legen zu können.

Statt Jammerstimmung herrscht bei der WEP wieder Aufbruchstimmung vor. Das Wirtschaftsförderungsunternehmen hat im Jahr 2013 insgesamt 440 Arbeitsplätze im Kreis Pinneberg gesichert, einige davon sind sogar neu entstandene Arbeitsplätze aufgrund von Firmenansiedlungen, die die WEP möglich gemacht hat.

Damit nicht genug: Die einst mit 28 Millionen Euro stark verschuldete WEP ist inzwischen mit Verbindlichkeiten von lediglich 780.000 Euro auf gutem Weg, wie aus dem Jahresbericht 2013 hervorgeht. „Wir können insgesamt sehr zufrieden sein, die WEP hat Arbeitsplätze geschaffen beziehungsweise erhalten. Das stärkt unsere Sozialstrukturen“, so der Landrat. Die WEP könne nun wieder das machen, was sie am besten kann: die Wirtschaft voranbringen und neue Strukturen für Wirtschaftswachstum generieren.

„Wir wollen jetzt wieder angreifen“, so Stolz. Neue Flächen sollen, teils in Kooperation mit Nachbarkreisen, für Unternehmen erschlossen und sinnvoll vermarktet werden. Die Akquise werde eine Kernaufgabe in der Zukunft sein. Und bei den Kommunen sei, nun wo fast alle Flächen der WEP aufgebraucht seien, endlich wieder Aufbruchstimmung erkennbar. Stolz: „Und da kommt die WEP ins Spiel. Mit ihrem Knowhow und ihrer Vernetzung kann sie den Kreis und die Kommunen voranbringen. Das haben auch die Kreistagspolitiker inzwischen wahrgenommen.“

Die Furcht, dass die WEP in Eigenregie Wirtschaftspolitik in Konkurrenz zu Kommunen betreibe, sei unnötig gewesen. Die WEP solle Städte und Gemeinden unterstützen, vor allem, wenn diese nicht selbst die Finanzkraft und Expertise besitzen, um Ansiedlungsvorhaben umzusetzen. Das sei inzwischen anerkannt und solle auch so bleiben. In den Fällen, wo Kommunen einen finanzkräftigen und erfahrenen Partner bräuchten, sei, so Stolz und WEP-Aufsichtsratsvorsitzender Wilhelm Alms, das Wissen der WEP Gold wert.

Dass die Kreisverwaltung ein Interesse an einer wiedererstarkten WEP hat, verdeutlicht ein Blick auf die Zahlen. Aus den Gewerbegebieten, die die WEP erschlossen hat, fließt allein über die Einkommens- und Gewerbesteuer jährlich ein mehrstelliger Millionenbetrag an die Kommunen und anteilig über das Umlageverfahren direkt in den Haushalt der Kreisverwaltung. Die Löhne und Gehälter, die mit den WEP-Ansiedlungen im Jahr 2013 flossen, belaufen sich auf 15 Millionen Euro pro Jahr. 150 Anfragen von Ansiedlungsinteressenten konnten akquiriert werden, die nachgefragte Flächengröße lag bei 100 Hektar und damit nochmals über der starken Nachfrage der Vorjahre. 21 von 100 Firmen hätten nach einer Anfrage ihre Investitionen im Kreis realisiert, 13 von 100 Anfragen kamen aus dem Kreis. Der Wirtschaftsbestand des Kreises sei, sind sich Alms und Schroers einig, erhalten und sogar noch gestärkt worden.

„Mit unseren Grundstücksverkäufen 2013 haben wir Investitionen in einem Umfang von 60 Millionen Euro ausgelöst“, so Schroers. Viele der Unternehmen, die sich ansiedelten oder ihren Standort vergrößerten, wollten neue Arbeitskräfte in absehbarer Zukunft einstellen. Auch das stimme positiv.

Es gibt aber auch Probleme. Und die sind nicht neu. „Der Platz für Firmen wird zunehmend knapp“, sagt Schroers. Für etwa zweieinhalb Jahre seien noch ausreichend Flächen vorhanden. 15 Hektar waren es Ende 2013, inzwischen noch etwas weniger. Daher bestehe die große Herausforderung nun, zügig und an sinnvollen Orten neue Areale zu erwerben und zu erschließen. Die Entwicklungsachse an den Straßen A23 und B5 solle daher etwa vorangetrieben werden. Weiter Potenziale sollen mit einem Gutachten ermittelt werden. Dann werde sich auch zeigen, ob und wo eine Kooperation mit den Nachbarkreisen sinnvoll ist.

„Das Kirchturmdenken gehört der Vergangenheit an. Keiner kann mehr ohne den anderen“, sagt Schroers. Der Kreis befinde sich im Wirtschaftsraum der Metropolregion Hamburg. Für Unternehmer sei es wichtig, für sie passende Objekte in diesem Raum zu finden. Daher müssten die Pakete, die die WEP Unternehmern anbieten könne, auch stimmen. Das erfordere Kooperationen, Fachkenntnis und Kreativität.

Doch bei aller Kompetenz sei unverkennbar, dass auch die Fähigkeiten der WEP Grenzen haben. Nicht jeder Unternehmer werde zu halten sein oder in den Kreis Pinneberg kommen, sind sich Stolz und Schroers einig. Der Wettbewerb zwischen den Kreisen nehme zu, jeder wolle sich bestmöglich positionieren. Der Kreis Pinneberg könne aber, im Gegensatz zu anderen Kreisen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen, mit einer direkten Nähe zum Hamburger Hafen und zum Flughafen punkten. „Auf internationaler Ebene ist Hamburg daher ganz klar unser Werbeträger“, sagt Schroers.

Das Image von Hamburg sei einerseits überaus positiv, weil es Firmen in die Region locke, es könne aber auch zur Last werden. Das habe die Abwanderung der Firma Tamoil nach Hamburg gezeigt. Dort habe der Konzern für einen Wechsel in die Hansestadt gestimmt, weil die Stadt Hamburg vom Image wohl besser zu einem Weltkonzern passe, als Elmshorn. „Das sind einfach die Realitäten“, urteilt Schroers.