Verwaltung zieht die Vorlage, die eine Wohn- und Gewerbeansiedlung vorsieht, zunächst zurück

Pinneberg. Die Verwaltung hatte sich weit vorgewagt. Zu weit, befand Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg – und zog im Stadtentwicklungsausschuss eine umstrittene Vorlage zurück. Sie betraf die Entwicklung des Rehmenfelds. Die Verwaltung wollte einen Grundsatzbeschluss erreichen, die bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen nördlich der Rellinger Straße zwischen der Autobahnanschlussstelle Pinneberg-Süd und dem S-Bahnhof Thesdorf für eine Wohn- und Gewerbeansiedlung umzuwidmen.

Das Rehmenfeld, eine der letzten Flächenreserven der Stadt, stand in der Vergangenheit bereits diverse Male im Fokus. Zuletzt war 2011 über die Bebauung von 17 Hektar diskutiert worden. Eine politische Mehrheit dafür gab es nicht. Auch im Kommunalwahlkampf 2013 spielte das Thema eine Rolle. Letztlich wurde Einigkeit erzielt, eine Entwicklung in diesem Bereich angesichts drängender Projekte wie die Eggerstedt-Kaserne, die Westumgehung und die Müssentwiete für fünf Jahre zurückzustellen. Die Rolle rückwärts der Verwaltung nach noch nicht einmal zwei Jahren erstaunte nicht nur die Bürgerinitiative (BI) Rehmenfeld-Retter, die für eine Erhaltung der grünen Lunge kämpft. 20 ihrer Mitglieder kamen zur Sitzung. „Das Ganze ist nur verschoben, nicht aufgehoben“, glaubt BI-Sprecher Heinz Schröder. Er habe den Eindruck gewonnen, dass die großen Fraktionen von SPD und CDU die Entwicklung der Flächen gegen den Willen von Grünen, Unabhängigen, FDP und Bürgernahen vorantreiben wollen.

Bereits im März sowie im April, als Haushaltsbegleitbeschlüsse zur Verbesserung der dramatischen Finanzsituation anstanden, war eine langfristige Ansiedlung von Gewerbebetrieben am Rehmenfeld Thema. Damals ging die Verwaltung von jährlichen Einnahmen in Höhe von 175.000 Euro und einer Schaffung von 240 Arbeitsplätzen auf dem Areal aus. Die Verwaltung sollte eine Kosten-/Nutzenanalyse erstellen.

Die Eigentumsverhältnisse am Rehmenfeld sind kompliziert. Es gibt diverse private Grundstücksbesitzer, der Stadt gehört nur die Parzelle des Kirchsteiges.

Laut der Vorlage will die Stadt ein Umlageverfahren starten, um das Gelände neu ordnen und erschließen zu können. Die Eigentumsverhältnisse sollen bestehen bleiben, sodass die Eigentümer nach Erschließung die Flächen zum Marktpreis veräußern können. Nun erwartet die Verwaltung eine jährliche Gewerbesteuereinnahme von 360.000 Euro und die Schaffung von 525 Arbeitsplätzen. In vier Jahren, könnten die ersten Gewerbeflächen an der Hauptzufahrt zur Rellinger Straße angeboten werden, in fünf bis sechs Jahren die Wohnbauflächen im Westen des Areals folgen. Die Stadt geht von 300 bis 400 Wohneinheiten aus. Auch ein Supermarkt an der Rellinger Straße gehört zum Konzept.

„Wir haben wohl den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht“, kommentiert Bürgermeisterin Urte Steinberg die Rücknahme der Vorlage. BI-Sprecher Schröder kündigt derweil an, wachsam bleiben zu wollen. Seine Mitstreiter und er stünden jederzeit bereit, um mit weiteren Aktionen auf die drohende Zerstörung der Fläche aufmerksam zu machen.