SPD will externe Stadtplaner engagieren, um langfristig ein attraktives Zentrum für die Bürger zu schaffen

Tornesch. Die Tornescher SPD will künftig deutlich dominanter auftreten. „Wir müssen es noch lernen, Mehrheit zu haben“, sagt die Fraktionsvorsitzende Verena Fischer-Neumann. Die Partei habe sich teilweise zu stark als Teamplayer aufgeführt und auf die Interessen der anderen Ratsfraktionen, unter anderem bei Bauprojekten, Rücksicht genommen. Die SPD habe damit einige Gestaltungsmöglichkeiten nicht so genutzt, wie sie es theoretisch dank ihrer Ratsmehrheit hätte tun können. „Mir geht alles viel zu langsam“, sagt die Fraktionschefin. Unter anderem, wenn es um die Stadtentwicklung geht.

Hier will die SPD die Weichen stellen, um das größte Manko der Stadt zu beseitigen: Der fehlende Ortskern. Die Verwaltung habe viel Gutes erreicht mit Gewerbeansiedlungen, Kindertagesstättenbauten und der Entwicklung des Städtebauprojektes „Tornesch am See“. „Das Thema Innenstadtentwicklung ist in den vergangenen Jahren allerdings nachlässig behandelt worden“, sagt der SPD-Ortsverbandsvorsitzende Manfred Mörker. Das soll sich nun ändern.

Die Herausforderungen sind groß. Da Tornesch eine Verdichtung der Bebauung im Innenstadtbereich derzeit vorantreibt, fehlt es für die SPD vor allem an Verweilpunkten, an Ruheplätzen in der Stadt. Einen Stadtpark brauche Tornesch nicht, wohl aber Grünflächen, Sitzbänke und Optionen für einen Einkaufsbummel für jene Bürger, die keinen Garten haben. Die Bahntrasse kreuzt gleich zweimal den Zentrumsbereich, große Verkehrsflächen und Parkplätze prägen die Gegend rund um den Bahnhof, Ruhebänke, Cafés und Grünflächen, die zum Verweilen einladen fehlen weitgehend.

Hinzu kommt, dass in unmittelbarer Nähe zur Ortsmitte mehrere Firmen angesiedelt sind. Die Grundstücke sind zum Großteil in Privatbesitz, so dass kurzfristige Aktionen wie Abrisse, Neubauten und Umplanungen erst dann möglich sind, wenn etwa die Areale einzelner Hausbesitzern verkauft und von der Stadt aufgekauft werden.

Der Rat hat auf SPD-Initiative vor den Sommerferien eine Veränderungssperre für einen bedeutenden Teil in der Ortsmitte verabschiedet. Damit soll der erste Schritt für eine Umgestaltung erfolgen. Der Rat wird künftig zudem ein Vorkaufsrecht für frei werdende Grundstücke ausüben können. Bislang war dies die Kompetenz des Bürgermeisters. In diesem Bereich, sagt Mörker, seien die Befugnisse des Bürgermeisters bewusst beschnitten worden. Denn es sei sinnvoll, dem Rat diese Kompetenz zu übertragen, wenn er über die künftige Gestaltung und Entwicklung der Ortsmitte federführend entscheiden und auch die Etatmittel hierfür bereitstellen solle. „Wir bündeln damit die Aufgaben“, sagt Mörker.

Das Projekt, da sind sich Mörker und Fischer-Neumann sicher, werde Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Es müssten Ideen von Parteien, Verwaltung, Verbänden und Bürgern gesammelt, Gutachten erstellt und Baupläne ausgearbeitet werden. Daher sei eine ganz andere Herangehensweise bei der Planung als bei bisherigen Bauvorhaben notwendig. Es werde ein zäher Prozess werden, doch er werde sich lohnen. Fischer-Neumann: „Je größer wir werden, um so wichtiger ist es dass wir als Stadt ein attraktives Ortszentrum bieten können.“ Die SPD sei wegen ihrer Pläne von der Stadtverwaltung ein wenig belächelt worden. „Bürgermeister Roland Krügel hat unseren Vorstoß als Träumerei bezeichnet. Wir nennen es lieber eine Vision“, sagt Mörker. Die SPD habe bereits Arbeitsgruppen zu Kernthemen gegründet, um konkrete Konzepte zu erarbeiten.

Welche Wünsche wie umgesetzt werden können, sei zu prüfen. „Wir müssen das Gespräch im Ort suchen und wir müssen kreative, externe Planer engagieren“, sagt Fischer-Neumann. Die würden mit einem Blick von draußen sicherlich auch ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten und Lösungsansätze sehen. „Wir wollen den Planern keine Vorgaben machen, sie sollen unvoreingenommen Konzepte entwickeln“, so Mörker.

Eine Einschränkung gilt jedoch schon: Beim Verkehrsknotenpunkt im Ortszentrum dürfe es bei allen Konzeptentwicklungen nicht darum gehen, ihn so zu gestalten, dass noch mehr Verkehr über die L107 und die L110 fließe. Die K22 als Entlastungsstraße sei gesetzt, daher müsse es an der Kreuzung der beiden Landesstraßen eher darum gehen, den Verkehr hier optisch aufzulockern, ihn zu entzerren und die Versiegelungsflächen eher zurückzunehmen. Ein Kreisverkehr, so glaubt Mörker, sei dort keine Lösung. Dass aber etwas attraktiveres geschaffen werden kann, das glaubt der SPD-Chef schon.