Eine Glosse von Lars Hansen

Ich sitze im Auto, stehe mit laufendem Motor an der Kreuzung und warte auf den nächsten Bus. Wenn das jetzt umweltfrevlerisch und absurd klingt, kann ich zumindest die Absurdität der Situation damit erklären, dass sie sich aus Kommunalpolitik und historischer Verkehrsplanung ergibt.

Direkt vor dem kleinen Wohnstraßenknäuel, in dem sich meine Bildungsbürgerbehausung befindet, führt als einziger Ausweg eine Bundesfernstraße vorbei. Auf der ist immer viel los, denn rundum wird gebuddelt und gewalzt. Man kommt kaum mit dem Kraftwagen aus der Wohn- auf die Fernstraße. Eine Ampel gibt es nicht, jedenfalls nicht für Autos.

50 Meter links von der Kreuzung befinden sich allerdings eine Bushaltestelle und eine Fußgänger-Bedarfsampel. Jedesmal, wenn ein Bus hält, steigen Leute aus, und einige von ihnen müssen die Straße überqueren. Sie drücken den Knopf an der Ampel, die macht das rote Männchen grün und die grünen Punkte rot – hat sich was mit freier Fahrt auf der Fernstraße! Jetzt kommt mein Moment – und der von dem Fahrer gegenüber, in der Straße vom Einkaufszentrum, wo das arme Würstchen nur schnell Milch holen wollte und nun festhängt, bis der Bus kommt.

Nun kann ich auf die Straße einbiegen und endlich fahren. Aber nicht lange. Während nämlich an der Kreuzung, an der ich wohne, schon in einer Zeit gesiedelt wurde, in der es nur wenige Autos gab, wurde stadtauswärts erst später gebaut. Jede Siedlung an diesem Stück der Bundesfernstraße hat ihre eigene Ampel. Über Kontaktschwellen bedarfsgeschaltet – wild durcheinander. Fährt man an der einen los, schaltet die 300 Meter entfernte nächste schon wieder auf rot. So wird ein Stau verursacht, der im ganzen Umland berüchtigt ist. Erst einige hundert Meter vor meiner Kreuzung können die staugeplagten Gas geben. Außer, wenn gerade der Bus kommt.