Elmshorner begehen Interkulturelle Wochen. Integrationsbeauftragte Allegra Tekleab sagt, warum das wichtig ist

Elmshorn. In Elmshorn leben 9000 von knapp 50.000 Bürgern mit Migrationshintergrund. Sie stammen aus 115 Nationen. Umso wichtiger, Toleranz und ein friedliches Miteinander zu fördern, um das Hineinwachsen der ausländischen und deutschen Bevölkerung in eine pluralistische Gesellschaft zu erleichtern und Diskriminierungen entgegenzuwirken. Die Interkulturellen Wochen bieten den Elmshornern Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen, Gemeinsamkeiten zu finden und Unterschiede zu feiern. So lautet das Motto der Veranstaltungsreihe, die diesen Sonnabend als Teil des Stadtteilfestes in Hainholz beginnt – dem Viertel mit dem höchsten Anteil an Migranten.

Es geht längst nicht nur darum, mit internationalem Essen und Musik zu unterhalten. „Wir wollten Themen aufgreifen, die den Menschen unter den Nägel brennen“, sagt Allegra Tekleab, Leiterin der Koordinationsstelle Integration der Stadt Elmshorn. Der Zustrom von Flüchtlingen ist so eines. Gerade stehen die Kreispolitiker vor der Entscheidung, ob sie für Asylbewerber Sammelunterkünfte schaffen. Ein hochemotionales Thema mit Sprengkraft. Die Politologin wünscht sich, Politiker würden in solchen Fragen die Bevölkerung stärker einbinden. „Wir müssen jetzt Schritte einleiten, um die Menschen aufzuklären“, sagt sie. Um keinen Nährboden für Ausländerfeindlichkeit zu bieten. Nach dem Brand in der Beethovenstraße hätten die Elmshorner ihre Solidarität bewiesen. Das hat Tekleab beeindruckt. Es stimmt sie optimistisch, dass Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten wie Gäste behandelt werden – auch wenn sie länger bleiben. Denn in den meisten Konflikten ist kein schnelles Ende absehbar.

Die meisten, die hier Zuflucht suchen, seien keine Wirtschaftsflüchtlinge, sondern Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen. Was viele vergessen: Das Asylrecht für politisch Verfolgte ist in Deutschland als Grundrecht im Grundgesetz verankert. „Die Flüchtlinge entscheiden sich nicht für Deutschland, sondern sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen“, sagt Tekleab. Wenn sie ankommen, vielleicht in einem Container untergebracht, bleibt ihnen „außer warten und atmen“ nichts zu tun. So beschreibt es eine Iranerin im Film „Persona non data“ der Hamburger Regisseurin Dorothea Carl. Darin erzählen 14 Menschen von ihrer Flucht aus der Heimat, der Ankunft in der Fremde und der ungewissen Zukunft. Ihnen bleibt nur das Warten auf die Entscheidung, ob sie bleiben dürfen oder zurückgeschickt werden. Der Film wird Mittwoch, 17. September, von 18Uhr an, im Rathaus gezeigt.

Um wenigstens einigen jungen Menschen einen Sprachkursus zu ermöglichen, hatte die Stadt Elmshorn im vergangenen Jahr 5000 Euro für einen Deutschkursus an der Volkshochschule bereitgestellt. „Gerade für die 18- bis 30-Jährigen ist es wichtig, deutsch zu lernen, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, sagt Tekleab. So erfuhren die Teilnehmer auch vom Projekt „Dialog in Deutsch“. Der zwanglose Gesprächskreis bietet Gelegenheit, die Sprache zu üben und sich auszutauschen. Am Mittwoch, 24. September, 15 bis 17 Uhr feiert das Projekt einjähriges Bestehen in der Stadtteilbücherei Hainholz.

„Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, dass Nachbarn Hilfe anbieten oder mal das Gespräch suchen“, sagt Tekleab. Ihre Eltern kamen 1981 als politische Flüchtlinge aus Äthiopien nach Deutschland. Da war sie neun. Heute rufen Elmshorner bei ihr an und berichten ihr, wenn Flüchtlinge in die Nachbarschaft gezogen sind. „Sie fragen, wie sie helfen können“, sagt sie. Die Stadt ist auf das ehrenamtliche Engagement ihrer Bürger angewiesen. Ein Willkommensteam aus Ehrenamtlichen soll den Neuankömmlingen künftig die Ankunft erleichtern.