Bürgermeister Roland Krügel fordert Gründung einer Bürgerinitiative. Nur so könnten mehr Zughalte erreicht werden

Tornesch. Roland Krügel ist nicht gut auf die Bahn, das Land und die Landesweite Verkehrsservicegesellschaft mbH LVS zu sprechen. „Wir sind kein Dorfbahnhof, aber wir werden so behandelt“, schimpft Torneschs Bürgermeister. Seit Jahren kämpft die Stadtverwaltung um mehr Zughalte in Tornesch, damit Pendler nach Hamburg und zurück fahren können. Der Erfolg ist bescheiden. Zwar sollen neue, größere Züge kommen, doch die werden mit mindestens einem Jahr Verspätung ausgeliefert. Für die Bahnpendler verbessere sich, so heißt es aus der Verwaltung, damit vorerst gar nichts.

„Wir hatten den Minister vor Ort, es hat alles nichts gebracht“, sagt der Verwaltungschef. Weil die Stadt am Ende ihres Lateins ist, fordert Krügel nun die Menschen auf, eine Bürgerinitiative zu gründen, die die Landesregierung und die LVS unter Druck setzen soll. Nur eine Bürgerinitiative und eine Podiumsdiskussion mit Tausenden wütenden Pendlern könne vielleicht zu einem Umdenken in Kiel führen. Torneschs SPD und CDU sehen das ähnlich.

Dass Tornesch mehr Bahnhalte benötige, sei unbestreitbar, so Krügel. Dies zeige auch eine Potenzialanalyse für den Bahnhof, die die Stadt in Auftrag gegeben hat. Bis 2017 werde demnach ein deutlicher Anstieg der Fahrgastzahlen erwartet, zusätzliche Regionalexpress-Halte seien daher sinnvoll.

„Wir haben die Analyse in Auftrag gegeben, um zu wissen, wo wir verkehrlich im Jahr 2017 stehen und stehen könnten“, sagt Rainer Lutz von der Tornescher Stabsstelle Umwelt und Wirtschaftskoordination.

Mit den Ergebnissen ist die Stadt laut Lutz bei möglichen Bahnstreckenbetreibern vorstellig geworden. Den Interessenten am ausgeschriebenen Netz West (Marschenbahn) sollte so bei der Kalkulation eines zusätzlichen Halts in Tornesch das wirtschaftliche Potenzial der Region aufgezeigt werden.

In der Untersuchung geht die Münchener Intraplan Consult GmbH davon aus, dass die Einwohnerzahl in Tornesch von 12.640 im Jahr 2013 auf 15.000 im Jahr 2017 steigen wird. Im Einzugsgebiet des Bahnhofes – dazu gehören Uetersen, Moorrege und Heidgraben – werde die Einwohnerzahl von 36.790 auf 40.000 ansteigen. Die Zahl der Arbeitsplätze werde in Tornesch voraussichtlich von 4890 auf 6000 ansteigen. Dies bedeute für den Schienennahverkehr, dass selbst ohne zusätzliche Zughalte die Zahl der Ein- und Ausstiege am Bahnhof bei konservativer Rechnung um 22,9 Prozent von 3360 auf 3790 pro Tag ansteigen würde.

Sollte eine weitere Bahnlinie in Tornesch halten, sei sogar ein Wachstum um etwa 1000 zusätzliche Ein- und Ausstiege zu erwarten. Das entspricht einer Steigerung von knapp 30 Prozent. Im Falle von zwei Linien, die zusätzlich in der Stadt stoppten, läge die Steigerung bei etwa 47 Prozent oder 1570 Personen pro Tag. Intraplan Consult kommt daher zu dem Ergebnis, dass zusätzliche Bahnhalte einen positiven Effekt für die Region und auch für die Bahn hätten.

„Bezogen auf die Zahl der Fahrgäste wie auch auf die damit verbundene Verkehrsleistung in Personenkilometern wäre ein zusätzlicher RE-Halt in Tornesch vorteilhaft“, heißt es im Gutachten. Aus Gutachtersicht wäre ein Halt des Regionalexpresses RE5 Kiel-Neumünster-Hamburg Hauptbahnhof am sinnvollsten. Auch ein Halt des RE1 Hamburg-Westerland sei sinnvoll.

„Wir haben inzwischen auch Gespräche mit Pro Bahn geführt, aber eine Lösung für unsere Situation ist einfach nicht da“, sagt Lutz. Immerhin wolle Pro Bahn mit der LVS berechnen, ob nicht doch eine bessere Zugtaktung für Tornesch erreicht werden kann.

Krügel ist derweil bei Ministerpräsident Torsten Albig in Kiel gewesen. Die Stadt habe Kiel angeboten, sogenannte Stoppkosten für Züge zu übernehmen, wenn dadurch ein Durchbruch erzielt werden könne. „Uns wurde signalisiert, dass wir auch noch Ausgleichszahlung an die Nordbahn übernehmen müssten“, so Krügel. Wie hoch diese seien, habe die Nordbahn auf Nachfrage nicht sagen können. Zudem, so Krügel, gebe es wohl Exklusivrechte der Bahnen mit Städten, sodass Tornesch außen vor bleibt. Dass das Land einerseits behaupte, dass kein Geld für zusätzliche Züge da sei, anderseits aber für Millionen Euro Züge der Nordbahn umlackieren lasse, sei der Gipfel und wirke willkürlich. Dagegen müsse sich die Stadt wehren. Krügel hofft nun auf einen Aufstand der Pendler.