Katharina Krüger, 19, betreut in Burkina Faso für zehn Monate Waisenkinder

Pinneberg. An diesem Donnerstag steigt die Pinnebergerin Katharina Krüger ins Flugzeug. Ihr Ziel: Ouagadougou, die Hauptstadt Burkina Fasos. In dem westafrikanischen Staat wird sie für zehn Monate Entwicklungshilfe leisten. „Ich werde Waisenkinder in einem Kindergarten betreuen und nachmittags Schülern bei den Hausaufgaben helfen“, erzählt die 19-Jährige.

Im Juni hat Katharina Krüger das Brahms-Gymnasium mit dem Abitur in der Tasche verlassen. „Ich wollte nicht direkt studieren, weil mir bisher nicht klar ist, ob ich lieber etwas mit Naturwissenschaften machen oder in die soziale Richtung gehen möchte“, sagt sie. In der Schulzeit hatte sie sich auf die Naturwissenschaften festgelegt, besuchte das Physik-Profil. „Da ich sowieso eine Lernpause machen wollte, bot es sich an, jetzt etwas im sozialen Bereich zu machen.“

Im Internet stieß die junge Frau auf den Verein Kinderhilfe Westafrika, der das Bildungsprojekt in Bobo Dioulasso, der zweitgrößten Stadt des Landes, betreibt. Um dorthin zu gelangen, reist die Abiturienten erst einmal nach Istanbul. Von dort geht es per Flug weiter nach Ouagadougou, ehe sie auf dem Landweg ihr eigentliches Ziel erreicht. „Dort werde ich zehn Monate lang in einer Gastfamilie leben.“

Zwei weitere junge Leute, die ebenfalls ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren, stehen der Pinnebergerin zur Seite. „Wir drei haben uns auf einem Vorbereitungstreffen kennengelernt“, sagt Katharina Krüger.

Das Trio wird in den unterschiedlichen Projekten eingesetzt, die der Verein vor Ort betreut. 150 Mädchen aus bettelarmen Familien lernen in einer dreijährigen Ausbildung den Beruf der Schneiderin, um damit eine Perspektive für die Zukunft zu erhalten. 100 von ihnen wohnen auch in einem neu errichteten Gebäude in dem Ort. Im Waisenkinderprogramm werden 25 Kinder im Alter von zwei bis zwölf Jahren betreut.

Außerdem ermöglicht es der Verein 30 Jungen, lesen, schreiben und rechnen zu lernen. Vormittags besuchen die Jungen die extra eingerichtete Schule, nach deren Beendigung sie sich für eine Berufsausbildung zum Tischler, Schneider, Schweißer oder Elektriker entscheiden können.

„Ich werde in alle Projekte Einblick gewinnen“, erzählt die Pinnebergerin. Sie freue sich auf die Arbeit mit den Kindern und auch darauf, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. „In Burkina Faso ist die Landessprache Französisch. Meine Kenntnisse aus der Schule reichen aus, um mich zu unterhalten.“ In einem einwöchigen Intensivkursus konnte die 19-Jährige vor ihrer Abreise noch einmal Vokabeln pauken.

Eingeimpft hat der Verein Kinderhilfe Westafrika den Teilnehmern auch, die Sitten und Gebräuche des Gastlandes zu respektieren. „Ich komme aus einer ganz anderen Kultur und muss mich dort anpassen“, sagt Katharina Krüger. Sie sieht es als spannende Erfahrung an, Menschen aus einem völlig anderen Kultur- und Lebenskreis zu begegnen und sich auf sie einzustellen. „Am Ende werden alle die Unterschiede hinter sich lassen.“

Der Verein hat Katharina Krüger auch Verhaltensregeln für das westafrikanische Land mit auf den Weg gegeben. „Wir sollen nachts, wenn es dunkel ist, nicht rausgehen und öffentliche Veranstaltungen meiden.“ Das Auswärtige Amt hat für den Norden Burkina Fasos eine Reisewarnung herausgegeben, warnt vor Entführungen, Anschlägen und kriminellen Banden. Bobo Dioulasso befindet sich im Südwesten des Landes, das bisher nicht vom Ebola-Virus betroffen ist „Ich habe Vertrauen in die Organisation und Vertrauen in die Gasteltern“, so die Pinnebergerin.

Angst vor Heimweh hat sie nicht. „Ich habe schon einmal in den USA gelebt und weiß, wie es ist, auf große Distanz Kontakt zu Freunden und Familie zu halten.“ Das wird Katharina Krüger auch diesmal tun – vornehmlich über das Internet.