Eine Glosse von Rainer Burmeister

Ich habe es ja immer schon prophezeit: Eines Tages werden Außerirdische in Rellingen landen. Jetzt sind sie offenkundig da! Seit Tagen bevölkern Wesen in orangefarbenen Schutzanzügen den Ortskern. Die unbekannten Eindringlinge fahren mit merkwürdigen Vehikeln auf den Gehwegen hin und her und reißen mit Spitzhacken den Boden auf. Sie entfernen Pflastersteine, dringen mit ratternden Bohrgeräten in die Erdkruste ein und machen dabei einen Höllenlärm.

Die Besucher verständigen sich durch gegenseitige Zurufe in mir unbekannten Lauten. Bei der Eroberung Rellingens setzen sie offenbar auf dezentrale Verwirrung. Zuerst wurden die mannshohen Wesen vor einigen Wochen im Ortsteil Egenbüttel entdeckt. Jetzt haben sie im Zentrum der Gemeinde bereits die Sackgasse Am Rathausplatz, die Hauptstraße und die Friedenstraße unter Kontrolle. Friedenstraße? Give peace a chance! Ich hoffe, sie kommen in friedlicher Absicht, auch wenn ihre orangefarbenen Hüllen fast schon Uniformen gleichen.

Ins Rathaus sollen sie noch nicht vorgedrungen sein. Der Rücktritt des Bürgervorstehers habe nichts mit den Wesen zu tun, ist zu vernehmen. Solange mir die Bürgermeisterin nicht in einem orangefarbenen Kostüm begegnet, will ich das mal glauben.

Ein erneuter Bohrangriff reißt mich aus der Mittagsruhe. „Möchtest du eine Orange?” fragt meine Frau. „Die Außerirdischen”, stammele ich und zeige auf den Bohrtrupp. „Ach was“, bekomme ich zu hören, „die verlegen doch bloß Breitbandkabel.”