Anlage in Halstenbek soll 15 Monate nach ihrer Aufstellung in Betrieb gehen. Nur das Tonsignal fehlt noch

Halstenbek. Das Ende ist nah, und das ist in diesem Fall sogar eine gute Nachricht: Denn am Freitag, 12.September, hat das Warten in Halstenbek ein Ende: Die neue Ampelanlage an der Hartkirchener Chaussee wird in Betrieb genommen. Der Start der Lichtzeichenanlage, so die offizielle Bezeichnung, ist 15 Monate nach Aufstellung der Masten und Signalleuchten zugleich der Schlusspunkt eines beispiellosen Hin und Hers zwischen drei Behördeninstanzen sowie den an der Installation beteiligten Firmen.

Bekannt ist, dass die Halstenbeker Lichtzeichenanlage etwa im Frühsommer 2013 aufgestellt wurde. Einen genauerer Termin nennen die Beteiligten nicht. Auch weshalb die Anlage immer noch nicht funktioniert, ist nicht mehr restlos zu klären.

Klar ist hingegen, dass es im September vor einem Jahr einen Abnahmetermin für die neue Ampel gegeben hat. Sie soll als sogenannte Vollampel in Höhe der Zufahrt zum Aldi- und zum Edeka-Markt an der Hartkirchener Chaussee sowie am gegenüberliegenden Elisabeth-Miller-Weg die Verkehrsabläufe regeln. Außer der Gemeinde Halstenbek waren die Verkehrsbehörde des Kreises Pinneberg und der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr aus Itzehoe an der Abnahme beteiligt.

Die Verkehrsbehörde fand gleich mehrere Haare in der Ampelsuppe. Um Beanstandungen wie fehlende Markierungen, unzureichende Einfahrtprofile und falsch platzierte Ampelmasten – ein Baum versperrte die Sicht – ging es dabei. Aktuell sollen nach Angaben von Holger Lange vom Halstenbeker Bauamt noch ein Steuergerät erneuert und ein Tonsignalgeber für sehbehinderte Fußgänger installiert werden.

Wegen der komplizierten Verkehrslage war für die weitere Bebauung am Elisabeth-Miller-Weg die Ampel sogar im Bebauungsplan festgeschrieben worden. Zu bezahlen haben die mehr als 120.000 Euro teure Anlage sowie die Betriebskosten für zehn Jahre die Investoren der Bauprojekte. Später geht die Lichtzeichenanlage in den Besitz des Landes Schleswig-Holstein über, da sie an einer Landesstraße installiert ist. Halstenbek ist federführend bei der Umsetzung der Ampelplanung.

Dass es bei der Abnahme zu Beanstandungen kam, ist für Kai-Uwe Schacht, Chef der Itzehoer Dienststelle des Landesbetriebs, nicht ungewöhnlich. „Dafür machen wir solche Abnahmen ja”, sagt der Experte. Man könne sich nicht darauf verlassen, dass die Planung auf dem Papier später in der Praxis genauso funktioniere.

Die Rückschau auf die vergangenen Monate, auf den Zeitraum, in dem die Ampel steht, aber nicht läuft, fördert interessante Zahlen zutage: Bei einer durchschnittlichen Verkehrsbelastung von 16.000 Fahrzeugen täglich haben seit der Installation etwa 7,2 Millionen Pkw, Lastwagen, Busse, Motorräder und Mopeds die Problem-Ampel passiert. Passiert ist seitdem auch in Halstenbek einiges: Die Gemeindevertretung forderte in einer Resolution die zügige Betriebsaufnahme der Lichtzeichenanlage, Aldi erweiterte den Supermarkt und passte die Parkplätze den erhöhten Anforderungen an. Rund ums Rathaus wird der Ortskern saniert, Neubaugebiete sind entstanden oder sind im Aufbau, sodass mit einer weiteren Zunahmen des Fahrzeug- und Fußgängerverkehrs zu rechnen ist.

Der guten Ordnung halber sollte hinzugefügt werden, dass es im Verlauf der Hartkirchener Chaussee (Landesstraße 104) bereits vier weitere Ampelanlagen gibt, die funktionieren. So schwer kann also die Installation einer solchen Signalanlage grundsätzlich nicht sein. Fairerweise muss auch angemerkt werden, dass es wenigstens mit der Stromversorgung schon seit geraumer Zeit klappt. Denn seit Oktober vergangenen Jahres sind die Zufahrten der Kreuzung vom Aldi/Edeka-Parkplatz und dem gegenüberliegenden Elisabeth-Miller-Weg mit gelbem Blinklicht ausgestattet.

Doch das ist immer noch weit von einer funktionierenden Vollampel entfernt. Nach wie vor sind die meisten der nicht blinkenden Signalfelder der Anlage im Ruhestand kreuzweise mit Klebeband verziert. Die Dekoration soll signalisieren, dass diese Signalanlage nichts signalisiert. Dessen ungeachtet versuchen Fußgänger immer wieder, per Knopfdruck eine Grünphase anzufordern. Weil die nicht kommt, beginnt dann das Abenteuer, unter fließendem Verkehr die an dieser Stelle dreispurige Fahrbahn zu überqueren. Im Seniorenzentrum direkt neben der Ampel und in dem angrenzenden Wohngebiet leben besonders viele ältere Menschen, für die das Queren der Chaussee zum gefährlichen Manöver wird. Oft erkennen Autofahrer zwar die Not der wartenden Fußgänger und geben die Fahrbahn frei. Doch auch für den Fahrzeugverkehr ist es kompliziert genug, sich in den Verkehrsfluss einzufädeln Erstaunlicherweise hat es bisher nur ein paar Blechschäden und zum Glück keine Verletzten gegeben.

Nach Einschätzung von Holger Lange führte eine Fülle fehlerhafter Kleinigkeiten zu immer neuen Verzögerungen. Dabei hätten auch Terminprobleme der den Bau ausführenden Firmen in der Ampel-Posse eine Rolle gespielt. Kein Wunder, dass inzwischen sogar Lange schon von einem „Gordischen Knoten” spricht. Den zu durchschlagen, hat sich der wackere Rathausbedienstete, der das vertrackte Ampelprojekt federführend begleitet, vorgenommen und seit Juni dieses Jahres die Bemühungen erneut forciert.

„Am 12. September wird die Lichtzeichenanlage in Betrieb genommen”, verspricht der Bauprüfexperte voller Zuversicht. Wenn nichts dazwischen kommt.