Das Futterhaus in Elmshorn ist die zweitgrößte Fachhandelskette für Tiernahrung und -zubehör

Frischfleischtheke, Trockenfutter zum Selbermischen, Zierfische, Kratzbaum, Fahrradanhänger für Hunde – wer ein Kaninchen, Wellensittich, eine Katze oder einen Hund hält, kommt an „Das Futterhaus“ nicht vorbei. Der große gelbe Hund mit der knuffeligen schwarzen Nase, das Markenzeichen des Elmshorner Haustierfachhandels, steht deutschlandweit vor insgesamt fast 270 Filialen.

Geschäftsgründer Herwig Eggerstedt entwickelte in den 80er-Jahren das Konzept für den ersten Markt. Damals arbeitete der gebürtige Pinneberger bei Mars, nicht nur Schokoriegel-Produzent, sondern auch weltweit führender Anbieter von Heimtiernahrung. Gemeinsam mit Kollegen erarbeitete er ein neues Konzept, das eine große Auswahl an Fachhandels- und Tierfutter-Produkten in allen Preissegmenten unter einem Dach vereinte. „Damals kaufte man seine Dose Chappi noch im Supermarkt und das Streu für den Hamsterkäfig im Zoofachhandel“, sagt Eggerstedt. Sie stellten ihre neue Idee der Mars-Geschäftsleitung in den USA vor. Die lehnte dankend ab.

Wenn es Mars nicht macht, dann ich, dachte sich Eggerstedt und eröffnete 1987 mit seiner Frau Marion den ersten Futterhaus-Markt in Pinneberg, nachdem zwei Mitstreiter absprangen. „Mit 400 Quadratmetern Verkaufsfläche war es nicht nur der größte Zoofachmarkt im Norden, sondern auch der erste Fachmarkt für Tiere mit Supermarktcharakter in ganz Deutschland“, sagt der Geschäftsführer. „In der ersten Zeit war die Hälfte meiner Kunden wohl Verwandte und Bekannte.“ Das Konzept ging auf und das Unternehmen wuchs. Es folgten mehrere Umzüge in größere Bürogebäude.

Sechs Jahre nach Firmengründung erhielt Udo Tumuscheit als erster Franchise-Partner die Möglichkeit, eine eigene Filiale in Wedel zu eröffnen. Heute führen mehr als einhundert Franchise-Nehmer 268 Futterhaus-Läden in Deutschland und 25 in Österreich. Jedes Jahr werden bis zu 30 neue Verträge mit Franchise-Unternehmern geschlossen. Das Ziel – 500 Märkte in Deutschland und 50 in Österreich – scheint greifbar. Deutschlandweit arbeiten 2000 Menschen für „Das Futterhaus“, davon mehr als 300 im Großraum Hamburg.

1999 stagnierte das Geschäft. Die Eggerstedts verkauften Anteile an die Bartels-Langness-Unternehmensgruppe (unter anderem famila, City, Backhus), einer der größten inhabergeführten Lebensmittelhändler Deutschlands. „Mit diesem starken Partner im Boot konnten wir das Expansionstempo steigern und die Einkaufskonditionen deutlich verbessern.“ Um Kunden noch stärker zu binden und sich von Wettbewerbern abzuheben, entwickelte „Das Futterhaus“ 2003 erste Eigenmarken. Fünf Jahre später expandierte das Familienunternehmen nach Österreich.

Zuletzt zogen 50 Mitarbeiter mit der Zentrale vor drei Jahren an den Ramskamp in Elmshorn. „Heute sind es fast doppelt so viele Mitarbeiter“, sagt Schwiegertochter Nadine Giese-Schulz, die vor sechs Jahren in das Unternehmen einstieg und in der Unternehmenskommunikation arbeitet. Platz ist für 120 Mitarbeiter, und zur Not werden noch zwei Etagen auf der jetzigen Dachterrasse hochgezogen. In der Zentrale werden Einkaufskonditionen verhandelt, Sortimente definiert, Vertriebskonzepte und Marketingstrategien entwickelt. Damit die Mitarbeiter dort nicht den Praxisbezug verlieren, muss jeder zwei Tage im Jahr ein Praktikum im Markt absolvieren. Das gilt auch für den Chef. „Da stellt man schnell fest, welche Neuerungen praktikabel sind und welche nicht“, sagt Eggerstedt.

Mehr als 28 Millionen Heimtiere leben in deutschen Haushalten. Zierfische und Terrarienbewohner nicht mitgezählt. Und die Deutschen lassen sich das Haustier einiges kosten. So gaben die Bundesbürger 3,9 Milliarden Euro für Tiernahrung und -zubehör aus. Davon profitiert auch das Elmshorner Unternehmen. „Unser Umsatz wächst seit Jahren konstant“, sagt Giese-Schulz. 258 Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr, 14 Millionen mehr als 2012. „Im Norden sind wir damit die Nummer eins.“ Deutschlandweit liegt nur Fressnapf vor ihnen.

Ins Online-Geschäft will das mittelständische Unternehmen derzeit nicht einsteigen. „Um es richtig aufzuziehen, müssten wir jährlich fünf Millionen Euro investieren“, sagt Eggerstedt. Eine Summe, die sich erst nach etlichen Jahren auszahlen würde. „Mit Tierfutter lässt sich online kein Geld verdienen.“

Dennoch reagiert das Unternehmen auf den wachsenden Druck durch Online-Handel. „Wir installieren in den Märkten Terminals, über die Kunden bestellen können“, sagt er. Digitale Regalverlängerung heißt das im Fachjargon. So können sich Käufer etwa schwere oder unhandliche Sachen nach Hause schicken lassen. Für die Mehrheit der Kunden eine praktische Sache – denn die sind zu 70 Prozent Frauen.