Zum SHMF-Finale in Schenefeld begeistern die sizilianische Sängerin und der Schauspieler das Publikum im Forum

Schenefeld. Ein laues Spätsommerlüftchen, ein ausverkauftes Haus, große Bühnennamen. Die Voraussetzungen für das italienisch geprägte Finale des Schleswig-Holstein Musik Festivals 2014 im Kreis Pinneberg mit dem stimmgewaltigen Sizilien-Export Etta Scollo hätten kaum besser sein können. Und die Schenefelder Kultur-Aktivisten, die es mit viel Engagement geschafft hatten, zum zweiten Mal – und zum ersten Mal als Abendveranstaltung – ihre kleine Stadt zu einem SHMF-Konzertort zu machen, hatten auch dem eher nüchternen Schul-Ambiente des Forums ein einladendes Keid übergestreift, Festzelt und Sektempfang auf dem Pausenhof inklusive.

Noch überraschender als diese Verwandlung war aber, dass trotz ihres charmanten Auftritts nicht die gefeierte Sängerin der Star des „Parlami d’Amore“-Abends war. Diese Rolle besetzte der Mann, der eigentlich nur für den Kollegen Christian Redl eingesprungen war. Schauspieler Joachim Król schlug mit seiner facettenreichen Rezitation das Publikum in seinen Bann. Nicht die Musik spielte die Hauptrolle an diesem Abend, sondern die italienische Literatur. So souverän wie lustvoll hauchte Król, dem Fernsehpublikum vor allem als venezianischer Commissario Brunetti und als Frankfurter „Tatort“-Kommissar bekannt, der stilsicher zusammengestellten Kurzprosa von großen Autoren wie Alberto Moravia, Dario Fo und Andrea Camilleri kraftstrotzendes Leben ein. Król stellte die Protagonisten des Liebes- und Leidensreigens quasi dreidimensional auf die Bühnenbretter – den verhinderten verliebten Selbstmörder, den pseudophilosophischen Voyeur, den liebestollen, etwas eitlen Herrn in besten Jahren, die durch ein skurriles Unglück bloßgestellten Ehebrecher.

Anders als ihre drei etwas blass, innerlich wenig beteiligt wirkenden Begleitmusiker schien Etta Scollo beim Singen Funken zu sprühen. Sie glänzte bei dem Festivalfinale, indem sie traditionellen Liedern und Eigenkompositionen ihren leidenschaftlichen Stempel aufdrückte.