Torsten Albig besucht auf Sommertour Schule in Pinneberg und Kölln-Werke in Elmshorn

Pinneberg. Die beiden Mädchen auf der Schaukel kichern fröhlich. Sie wundern sich wohl über den Medienrummel an ihrer Schule. Pressevertreter begleiten Ministerpräsident Torsten Albig, der sich an diesem Montagnachmittag von der Schulleitung durch die Schülerschule in Pinneberg führen lässt. „Können Sie erkennen, welches der beiden Mädchen sonderpädagogischen Förderbedarf hat und welches nicht?“, fragt Schulleiterin Everly Hellwig. Das kann der Sozialdemokrat nicht. Und so solle es auch sein, erklärt die Pädagogin, an deren Privatschule bereits seit 30 Jahren Inklusion gelebt wird. Ein Thema, das die Landesregierung in Schleswig-Holstein derzeit verstärkt umtreibt. Ziel sei es, dass Menschen mit Behinderungen ganz selbstverständlich zur Gesellschaft gehören.

Unter dem Schwerpunkt „Vielfältige Bildung“ besucht Albig eine Woche lang verschiedene Regionen des Landes. Auf dem Programm stehen Besuche in Unternehmen, Schulen sowie in Kultur- und Bildungsprojekten. Einzelne Strecken wird Albig mit dem Fahrrad zurücklegen. So radelte er zum Auftakt seiner traditionellen Sommertour in der Hansestadt Lübeck zur Universität und besuchte das Biotechnologie-Projekt „ips-HL“, das genetische Ursachen von seltenen neurologisch bedingten Bewegungsstörungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen erforscht.

In Pinneberg hält Albigs Bus mit einstündiger Verspätung vor der Schülerschule. Die meisten der 210 Schüler haben da bereits den Unterricht beendet und den Heimweg angetreten.

Ein paar Schüler büffeln in der Nachmittagsbetreuung aber doch noch über den Hausaufgaben. Albig hilft kurz beim Rechnen, bevor er seinen Rundgang durch die offene Ganztagsschule fortsetzt und sich das pädagogische Konzept erläutern lässt.

„Es gibt bis zur achten Klasse keine Noten und somit auch kein Sitzenbleiben“, sagt Jürgen Braun von der Schulleitung. „Wir übernehmen damit eine Vorreiterrolle.“ Bei einer Klassenstärke von durchschnittlich 22 Schülern haben drei bis vier Kinder einen besonderen Förderbedarf, sei es, weil sie autistisch, körperlich oder geistig beeinträchtigt sind oder sozial-emotionale Störungen aufweisen. „Inklusion heißt aber auch, besondere Begabungen zu fördern“, sagt Bettina Plenz von der Schulleitung. Zwei von drei Unterrichtsstunden werden von den Lehrern doppelt besetzt. Nur in wenigen Fällen seien Schulbegleiter nötig. Die Schüler würden sich zum größten Teil untereinander helfen. An anderen Schulen werde die politische Forderung nach Inklusion von Lehrern teilweise als starke Belastung und Fremdkörper empfunden. „Auch Eltern haben häufig Ängste, ihr Kind komme durch die Inklusion zu kurz“, sagt Plenz. Das sei aber nicht der Fall. „Es ist nicht immer leicht, aber es liegen große Chancen in der Inklusion.“ Die Lehrer erinnern den Politiker auch daran, dass Inklusion finanziert werden muss. So hatte die Schule zum Beispiel für einen hörgeschädigten Jungen eine spezielle Mikrofonanlage angeschafft und zwei Räume mit Teppich auslegen lassen, um den Schall zu dämpfen.

Anschließend besucht Albig die Peter-Kölln-Werke in Elmshorn. Dort wird unter anderem das „Triale Modell Industrie“, eine Kooperation zwischen Ausbildungsbetrieben, Hochschule und Berufsschulen vorgestellt. Bis zum Freitag stehen weitere Stationen in Kiel, Husum, Marne und Sylt auf dem Programm.