Etwa jede dritte Rose im Handel stammt vom Familienbetrieb Kordes aus Sparrieshoop im Kreis Pinneberg

Sie gilt als die Königin der Blumen. Ihr Duft ist betörend. Vielfach besungen und als Symbol für die Liebe beschrieben – doch gilt die Rose dem Gartenfreund auch als komplizierte Diva, die gehegt und gepflegt sein will. Wenn sie blüht, ist die Mühsal vergessen. Seit mehr als 125 Jahren beschäftigt sich die Firma Kordes mit der Rosenzucht und hat sich dabei zum Marktführer mit Weltruf entwickelt. 1887 von Wilhelm Kordes in Elmshorn gegründet zog der Betrieb nach dem Ersten Weltkrieg in das benachbarte Dorf Sparrieshoop, wo das Unternehmen heute in vierter Generation von Tim-Hermann Kordes und seinem Cousin Wilhelm Kordes III geführt wird und 140 Mitarbeiter beschäftigt. Dritte Mitinhaberin ist Margarita Kordes, die wie ihre Cousins zu einem Drittel an der Gesellschaft beteiligt ist. Auch ihre Kinder, die fünfte Generation, arbeiten teilweise schon mit und sichern die Zukunft des Familienunternehmens, sagt Tim Kordes, 48.

Tausende von Rosenfreunden zieht es jedes Jahr nach Sparrieshoop, um die zwei Hektar große Gewächshausfläche, die blühenden Rosenfelder und den neugestalteten Rosengarten am Firmensitz an der Rosenstraße einmal selbst zu bestaunen. Hier werden jedes Jahr Hunderttausende neuer Keimlinge aufwendig gekreuzt, veredelt und angepflanzt. Der Ausleseprozess ist enorm: Von 250.000 Sämlingen kommen nach acht Jahren Züchtung nur acht in den Handel, erklärt Kordes. Jahr für Jahr würden zahlreiche Rosensorten aussortiert.

Die Zucht ist ein langwieriger und komplizierter Prozess, immer wieder wird ausprobiert und veredelt auf den 70 Hektar großen Feldern in Sparrieshoop und Appen, auf denen insgesamt drei Millionen Rosenpflanzen wachsen.

Am Ende müsse die Rose etwas Besonderes haben, sonst käme sie nicht in den Handel und in den jährlich neu aufgelegten Katalog, in dem auf 150 Hochglanzseiten 250 Gartenrosen präsentiert werden. „Noch eine weitere rosa Beetrose brauchen wird nicht“, meint Tim Kordes. Die Fachleuchte sagten dazu abfällig „jap“ –„just another pink“, also wieder eine neue pinkfarbene Rose. „Eine neue Züchtung muss eine qualitative Verbesserung sein. Das ist wie bei Autobauern, die ihre Modelle modernisieren.“ Die stark duftende Neuzüchtung Parfuma ist ein Beispiel für eine solche Innovation. Trotz des Duftes habe sie weiche dichte Blütenblätter, was lange ein Gegensatz zu sein schien, sagt Kordes. Ebenso die neuen Märchenrosen, die an ruhmreiche englische Rosen erinnern. „Das sind unsere englischen Rosen, nur mit deutschem Motor.“

Das Sortiment werde jedes Jahr überarbeitet, so Kordes. Früher seien es noch 370 Sorten gewesen, heute 250. Bis zu 20 alte Sorten fallen dieser Auslese jedes Mal zum Opfer. Es sind jene Arten, die schlecht wachsen, nicht duften und ohne Pflanzenschutzmittel den Mehltau oder Pilzbefall nicht überleben würden. Denn Rosen-Kordes ist heute weltweit führend bei der Züchtung von besonders widerstandsfähigen und mit dem begehrten ADR-Prüfprädikat des deutschen Rosenverbandes ausgezeichneten Sorten. Diese blühen ohne den Einsatz von Fungiziden und gehen nicht ein. „Wir sind heute Weltmeister und absoluter Marktführer bei den gesunden Rosen“, sagt Kordes. „Darauf sind wir stolz.“

Als er 1990 in die Geschäftsführung eintrat, fing er an, den Rosenanbau neu anzugehen. Auf ersten Rosenzuchtfeldern ließ er Pflanzen ohne Sprüheinsatz sprießen. Ein Prozess, der von den Altvorderen in der Familie zunächst skeptisch betrachtet wurde und der immer wieder herbe Rückschläge erlitt, weil viele Rosen anfangs eingingen.

„Heute ernten wir die Früchte, die wir damals gesät haben.“ So wurde der große Rosengarten für Firmenbesucher vor zehn Jahren noch jede Woche gespritzt, heute nur dreimal im Jahr. Neben dem Umweltaspekt ist dies ein enormer Vorteil für Gartenfreunde. Es macht die Pflege für die Verbraucher leichter und die Rosen widerstandsfähig gegen Schädlinge. „Unsere Grundphilosophie dabei ist, den Menschen mit unseren Rosen Freude zu bereiten und ihnen so wenig Arbeit wie möglich zu machen.“

Das wissen die vielen Tausend Kunden in aller Welt zu schätzen. 15.000 Gartenfachbetriebe lassen sich jedes Jahr die jüngsten Kreationen aus Sparrieshoop liefern. 150.000 Privatleute ordern regelmäßig Rosen für ihren Garten, ihre Terrasse. Die Hälfte bestellt bereits online, Anteil stark wachsend. „Da war ich Pionier. Das Internetgeschäft läuft bei uns, seit es Computer gibt.“ 220.000 Kataloge werden jedes Jahr an die Kunden verschickt. Nur Baumärkte beliefert das Unternehmen nicht, weil es seine hochgezüchteten Rosen nicht verramschen wolle, so Kordes. „Wir wollen Herr über unsere Preise bleiben.“ Ein Rosen-Discounter sei Kordes nicht. „Qualität hat ihren Preis.“

15 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet der Familienbetrieb heute im Jahr. Er sei genauso gesund wie seine Rosen, sagt Kordes. Alle 140 Mitarbeiter würden ganzjährig beschäftigt. Es gebe keine Kurzarbeit und niemand werde nach der Saison zur Arbeitsagentur geschickt. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter sei länger als zehn Jahre im Betrieb. Kordes ist sich sicher: Diese gegenseitige Treue zahle sich langfristig zum Wohle des Unternehmens aus.