Die Pilzsaison beginnt. Dieter Sydow erklärt in Heede, was beim Sammeln wichtig ist

Heede. Ist das ein Täubling? Dieter Sydow bricht ein Stück vom Hut ab, steckt es in den Mund und wartet einige Sekunden. 16 Augenpaare sind auf ihn gerichtet und warten auf das Urteil des Pilzexperten. Er spuckt das Stück rohen Pilz aus und nickt. Essbar. „Das ist wie beim Handgranatenwerfen“, sagt er trocken. „Abziehen, drei Sekunden abwarten und dann raus mit dem Ding.“ Der 72-Jährige bringt Seminarteilnehmern der Volkshochschule Bönningstedt an zwei Abenden bei, wie sie essbare Pilze von denen unterscheiden können, die man besser stehen lässt, weil sie giftig oder ungenießbar sind. Beim dritten Treffen sammeln die Naturfreunde im Wald in Heede gemeinsam Pilze und begutachten die Funde anschließend.

Mit dabei ist das Ehepaar Karin und Rolf Lebes mit Hündin Dana. „Bisher haben wir nur Pfifferlinge und Steinpilze gesammelt“, sagt die Sparrieshooperin. Nach dem Seminar trauen sie sich zu, weitere Pilzsorten in ihr Sammelsortiment aufzunehmen. Der Rotfußröhrling, der in ihrem Korb liegt, wäre ein geeigneter Kandidat. „Wir werden uns auf wenige spezialisieren, bei denen wir uns hundertprozentig sicher sind.“

Dazu rät auch Sydow. „Wer Zweifel hat, sollte lieber erst einmal nur ein Exemplar mitnehmen und daheim in einem zweiten Pilzbuch nachschlagen.“ Denn auch die Beschreibungen in der Fachliteratur könnten voneinander abweichen und manchmal sogar fehlerhaft sein. So fand Sydow in einem Bestimmungsbuch eine Illustration, auf der die Knolle des hochgiftigen Grünen Knollenblätterpilzes überirdisch sichtbar ist. „Das ist schlichtweg falsch“, sagt Sydow. „Die Knolle befindet sich in der Erde.“ Sammler können den essbaren Grünen Täubling leicht mit dem hochgiftigen Doppelgänger verwechseln. Ein Irrtum, der tödlich enden kann. Deswegen sollten sie Lamellenpilze grundsätzlich herausheben, um die Basis beurteilen zu können, rät der Rellinger.

Besser für Anfänger geeignet, sind Pilze mit Schwamm. Von ihnen ist lediglich der Satansröhrling giftig. „Er kommt nur im Süden vor und bevorzugt kalkhaltigen Boden“, sagt Sydow. Stehenlassen sollte man auch den Gallenröhrling, der aufgrund seines extrem bitteren Geschmacks das ganze Pilzgericht verderben würde.

Sich auf Pilze mit Schwamm zu spezialisieren, entbinde aber nicht davon, die Merkmale der Pilzarten, besonders derer, die gegessen werden sollen, zu lernen – und wenn es nur drei Arten seien, beispielsweise Steinpilz, Ziegenlippe und Marone. Zu finden waren davon an diesem Wochenende nur wenige. „Erst war es zu trocken und dann zu kühl“, sagt Sydow. Pilze mögen es warm und feucht. In der kommenden Woche könnten die Teilnehmer mehr Glück haben. Der pensionierte Bundeswehr-Oberleutnant ermuntert sie, dann wiederzukommen, und verrät, an welchen Stellen sie nach Steinpilzen, Ziegenlippen oder Pfifferlingen suchen sollten.

Einige Geheimnisse teilt er allerdings nur mit seiner Frau Ursula, die ihn bei einigen Seminaren begleitet und als „Späher“ der Gruppe vorauseilt. „An einer Stelle haben wir wohl so an die 300 Gramm Pfifferlinge gefunden“, sagt sie. Wo, das behält das Ehepaar für sich. Denn auch nach all den Jahrzehnten, in denen die beiden Pilze sammeln, wissen sie ein gutes Pilzgericht noch zu schätzen. Auch besonders gute Stellen im Rellinger und Pinneberger Stadtgebiet behalten sie für sich. Nur so viel sei verraten: Wenn Ursula Sydow zum Einkaufen geht, nimmt sie immer ein kleines Messer und einen Stoffbeutel mit, den sie quasi nebenbei füllt.

Vom 11. September an geben die Sydows Pilzseminare auf dem Campingplatz Röders Park in der Lüneburger Heide (www.roeders-park.de), im Oktober an der VHS Bönningstedt (www.vhs-boenningstedt.de).