Zweimonatige Zwangspause ist beendet. Mit Andreas Weßling hat auch der neue Schulleiter die Arbeit aufgenommen

Elmshorn. Zwei Monate herrschte Stillstand auf Elmshorns größter Baustelle. Nun laufen die Arbeiten am zweiten Bauabschnitt der Erich Kästner Gemeinschaftsschule (KGSE) wieder auf Hochtouren. „Warmlaufen“ heißt es auch für Andreas Weßling. Der 53-Jährige aus Henstedt-Ulzburg löst zum neuen Schuljahr die pensionierte Hildegard Lüder an der Spitze einer der größten Bildungseinrichtungen des Kreises Pinneberg ab.

Seit Januar vorigen Jahres lernen alle 1450 Schüler in den beiden neuen Gebäuden am Hainholzer Damm. Der Bauteil A (Eingang, Klassen- und Fachräume, Lehrerzimmer) und der dahinter liegende Bauteil B, der weitere Klassenräume, die Stadtteilbücherei, die Schulstraße und das Forum (Aula) beinhaltet, sind bezogen und fertig gestellt.

Das Neubauprojekt umfasst ein Gesamtvolumen von 36 Millionen Euro

„Es gibt noch einige kleine Kinderkrankheiten, und es müssen noch einige Mängel beseitigt werden, aber im wesentlichen sind wir damit durch“, sagt die städtische Projektleiterin Nicole Höynck. Mit diesem ersten Bauabschnitt ist der größte Teil des Neubauprojektes geschafft, er umfasst ein Bauvolumen knapp 28 Millionen Euro.

Bleiben acht Millionen Euro übrig, die auf den zweiten Bauabschnitt entfallen. Er beinhaltet den Bauteil C mit der Mensa und den Werk- sowie Kunsträumen sowie den Bauteil D, der Erschließung der beiden vorhandenen Sporthallen. Mit diesem Bauabschnitt konnte erst nach dem Abriss des Altbaus aus den 60er-Jahren begonnen werden, der sich mehrfach verzögert hatte.

„Wir haben im September vorigen Jahres mit dem Rohbau angefangen“, sagt Höynck weiter. Ihn hat die Firma Altus-Bau in Lübeck erstellt, die für die insolvente Alpine Bau eingesprungen ist. „Mit Altus hatten wir überhaupt keine Probleme“, so die Projektverantwortliche. Mit Alpine Bau, die an den Bauteilen A und B beteiligt war, droht dagegen eine gerichtliche Auseinandersetzung. Die Firma hatte der Stadt Leistungen in siebenstelliger Höhe in Rechnung gestellt, die sie nie erbracht hatte.

Folgerichtig zahlte die Stadt nicht. Der Alpine-Insolvenzverwalter hat angedroht, die offenen Forderungen gerichtlich einzutreiben. Bereits die Insolvenz einer Stahlbaufirma hatte der Stadt im ersten Bauabschnitt Kosten, Ärger und eine Verzögerung eingebracht. Der Baustopp beim zweiten Bauabschnitt ist auf das beteiligte Planungsbüro zurückzuführen, bei dem ein Personalwechsel stattfand. Als Folge gab das Büro die Ausschreibung der weiteren Gewerke nicht rechtzeitig heraus. Höynck: „Zwei Monate lag die Baustelle deswegen brach. Für uns als Bauherr ist das sehr ärgerlich.“ Immerhin konnten die Arbeiten für den Schulhof weitergehen, er ist inzwischen fertiggestellt.

Im Rohbau ließ sich dagegen in der Schönwetterperiode kein Bauarbeiter sehen. Seit das Wetter wieder schlechter geworden ist, sind die Bauarbeiter zurück. Aktuell wird die Metallfassade eingebaut, außerdem laufen die Schlosserarbeiten. Sobald die Fenster installiert sind, wird das Dach errichtet. „Vor dem Winter ist der Bau geschlossen und die Innenarbeiten haben begonnen“, sagt die Projektleiterin.

Ursprünglich sollte der zweite Bauabschnitt im Dezember 2013 bezugsfertig sein. Nach mehreren Terminverschiebungen wird jetzt der Sommer nächsten Jahres angepeilt, eventuell kann die Inbetriebnahme auch erst im Herbst 2015 erfolgen. So lange muss die Schule im Kunst- und Werkunterricht improvisieren.

Mehr Probleme macht die fehlende Mensa. Die Schüler werden per Imbisswagen verpflegt. Weil sich dort meistens lange Schlangen bilden, weichen viele Schüler auf den naheliegenden Supermarkt aus. Und während die Sporthalle weiterhin für den Unterricht genutzt werden kann, ist sie für sportliche Großveranstaltungen tabu, weil während der Bauarbeiten Fluchtwege gesperrt bleiben müssen.

Ein Muss für den neuen Schulleiter Andreas Weßling ist es, das Gebäude, die Lehrer und die Schüler kennenzulernen. „Im Gebäude finde ich mich schon ganz gut zurecht“, sagt der 53-Jährige, der zuletzt als kommissarischer Leiter der halb so großen Willi-Brandt-Schule in Norderstedt tätig war.

Der neue Schulleiter will ab Montag den Kontakt zu den Schülern suchen

Der Henstedt-Ulzburger, der sich seit dem 1. August täglich in seinem neuen Büro in alle Vorgänge einarbeitet, will ab Schuljahresbeginn am Montag auch den Kontakt zu den Schülern und dem Lehrkörper suchen. Das Kollegium trifft er morgens auf einer Dienstversammlung, anschließend sind die Schüler an der Reihe. Am leichtesten dürfte ihm der Zugang in den zwei elften Klassen fallen, die Weßling in Biologie beziehungsweise Religion unterrichtet.

Der neue Schulleiter ist in Lübeck aufgewachsen, hat in Kiel studiert, er ist verheiratet und hat zwei Kinder, die mittlerweile selbst studieren. Schon sein Referendariat verbrachte er an der Norderstedter Schule, einer ehemaligen integrierten Gesamtschule. „Jetzt war für mich der richtige Zeitpunkt, noch einmal zu wechseln und eine Leitungsfunktion zu übernehmen“, sagt Weßling, dessen Bewerbung sich im Schulleiterwahlausschuss durchsetzte.

Am Freitag wird der 53-Jährige offiziell in sein neues Amt eingeführt. Ob er bis dahin auch die Baustelle von Bauteil C und D besucht hat, steht noch nicht fest. „Soweit bin ich bisher noch nicht gekommen. Aber ich freue mich, dass jetzt weitergebaut werden kann.“