azv Südholstein investiert 17 Millionen Euro in den Umbau der Anlage. Dreijährige Bauarbeiten beginnen 2015

Hetlingen. Es ist das mit Abstand größte Bauprojekt seit mehr als zehn Jahren für den Abwasserzweckverband azv Südholstein. Ab dem kommenden Jahr will der azv das Klärwerk an der Hetlinger Schanze, das größte seiner Art in Schleswig-Holstein, auf Vordermann bringen. Drei Jahre lang, so der derzeitige Planungsstand, wird der Umbau dauern, das Klärwerk ist dann eine Großbaustelle. Bis 2018 will der Verband die in die Jahre gekommene mechanische Reinigungsstufe der Wasseraufbereitungsanlage modernisieren. Kostenpunkt: knapp 17 Millionen Euro.

Zuletzt ist im Jahr 2003 in großem Stil in das Klärwerk investiert worden, als der azv die sogenannten Belebungsbecken in Betrieb genommen hatte. „Viele Komponenten der Anlage sind viel älter, teilweise aus den frühen 70er-Jahren“, sagt Julia Weilbeer, Geschäftsbereichleiterin Produktion beim azv Südholstein, die den Umbau der Anlagen organisatorisch leitet. Nach knapp 40 Jahren sei es an der Zeit und auch sinnvoll, das Klärwerk auf den Stand der heutigen Technik zu bringen.

Der avz Südholstein will die Anlagen nicht einfach nur erneuern und alte Komponenten austauschen, alles soll ökologischer, effizienter und logischer aufgestellt werden. „Wir planen in zwei Bauabschnitten“, sagt Weilbeer. „Im ersten wird das Gerinne erneuert.“ Das bedeutet, dass das kanalartige System, in dem das Wasser transportiert wird, umgestaltet wird. Bislang hat dieses Kanalsystem Ecken und Kanten. „Dort lagert sich Sand ab, der den Durchfluss verstopfen kann. Wir werden daher die Form ändern, die Knicke wegmachen, um den Wasserlauf zu verbessern. Dadurch haben wir weniger Ablagerungen in den Gerinnen und eine bessere Verteilung des Wassers auf das Rechensystem“, sagt die Leiterin.

Auch die Vorklärbecken, in denen schwerere Schwebepartikel im Wassers abgefangen werden, sollen optimiert werden. Der Vorklärabschnitt sei bei der ursprünglichen Planung des Klärwerks zu groß gestaltet worden. Die Wartung der überdimensionierten Bereiche koste den azv Südholstein unnötig viel Geld, daher sollen die Becken kleiner, den heutigen Bedürfnissen angepasst werden. „Wir verkleinern die Becken, damit das Wasser schneller diesen Bereich passieren kann“, sagt Weilbeer. Die verfahrenstechnische Zeit, so der Fachbegriff, werde verkürzt.

Die optisch deutlichste Veränderung wird das Verschwinden der großen blauen Zelte auf dem Klärwerksgelände sein. Die Zelte, die voll von Abluft, unter anderem mit geruchsintensivem Schwefelwasserstoff, sind, sollen Spezialplanen weichen, die in kurzem Abstand auf die Becken montiert werden. Indem die Konzentration der Gase unter der Plane künftig um etwa das zehnfache steige, sei die Reinigung der Abluft in Zukunft einfacher und günstiger zu erzielen. Wenn die Optimierungen abgeschlossen sind, rechnet der Verband unter anderem mit Energieeinsparungen in Höhe von zwei Millionen Kilowattstunden pro Jahr.

In der zweiten Stufe, die ab Mitte 2016 angegangen werden soll, will der Verband die Rechen und den Sandfang umgestalten. Der Sandfang wird komplett neu konzipiert und auf dem Betriebsgelände um 90 Grad gedreht. Dadurch wird sich auch die Verkehrsführung auf dem Gelände stark verändern. Zwei vorhandene Luftwäscher, die auf dem Gelände stehen, werden dann abgebaut und abtransportiert. Sie werden nicht mehr gebraucht.

„Es wird hier zu einer deutlichen Bautätigkeit kommen, dennoch werden die Bürger die Auswirkungen kaum mitbekommen“, sagt Weilbeer. Der Betrieb der Kläranlage werde normal weitergehen können. Für die Hetlinger, die mit dem Elbdükerbau in unmittelbarer Nähe zum Klärwerk bereits eine Großbaustelle haben, werde eine zweite hinzukommen, dennoch werde es kaum Verkehrsbelastungen geben, erklärt die Geschäftsbereichsleiterin. Auch finanziell würden die Bürger im Kreis keine Belastungen haben. Eine Gebührenerhöhung ist nicht geplant.

„Ein ausgeklügeltes Baustellenmanagement gibt es noch nicht, weil wir in der Planungsphase sind. Erst am Ende des Planungsprozesses steht fest, wieviel Material wovon wann und wo gebraucht wird“, so Weilbeer. Sicher ist nur: Es werden keine Riesenmaschinen benötigt, die Hetlinger müssten sich also nicht über Schwertransporte und deren Auswirkungen auf Hausfundamente Sorgen machen. Die meisten Fahrzeuge werden voraussichtlich nicht größer als gewöhnliche Transporter sein, die das Material für die Arbeiten anliefern werden. „Wir werden alles daran setzen, die Belastungen für die Anwohner zu minimieren“, sagt die 43-Jährige.

Am ehesten könnten die Hetlinger eine Geruchsbelästigung erfahren, wenn der Wind in die falsche Richtung weht. Und zwar zu dem Zeitpunkt, wenn die Zelte abgebaut und neue Planen installiert werden. „Wir werden dann notfalls mit speziellen Chemikalien Gerüche weitgehend unterbinden“, sagt Weilbeer. Der Einsatz von Bindestoffen sei aber nur als „letzte Möglichkeit“ eingeplant. Mitte 2018, so die Geschäftsbereichleiterin, wird der Umbau des Klärwerks abgeschlossen sein – wenn alles nach Plan geht.