Katy ackert: Warum es die Hobby-Kartoffelanbauer in diesem Jahr in Appen nicht leicht haben

Wenn ich mir meine Kartoffelernte so ansehe, gibt es nur eine mögliche Schlussfolgerung. Ich muss unheimlich intelligent sein. Anders lässt sich diese mickrige Ausbeute nicht erklären. Es heißt doch immer: „Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln“. Na bitte. Da die von mir aus dem Erdreich des Appener Ackers beförderten Knollen bis auf einige Auswüchse im Durchschnitt die Größe von Golfbällen haben, würde ich mal davon ausgehen, dass das eine Art Kompliment ist.

Kartoffelliebhaber müssen in dieser Saison aber auch stark sein – zumindest auf dem Appener Acker, den ich mir seit Mai mit anderen Städtern für den Gemüseanbau teile, lief es nicht rund. Erst schlugen die Kartoffelkäfer zu, fraßen sich in Massen auftretend durch die vier Reihen mit Kartoffelpflanzen. Ich kämpfte um Nicola und Sieglinde, wie die beiden alten Sorten (Jahrgang 1973 und 1935) heißen, die von den Projektinitiatoren ausgesucht und für die Erntezeitler gepflanzt wurden. Das Wenige, was die Käfer übrig ließen, hat jetzt die Krautfäule dahingerafft – in einem rasanten Tempo.

Phytophthora infestans ist ein Pilz, der zunächst die Blätter befällt und sich auch auf die Knolle legen kann. Erst bilden sich braune, fast unscheinbare Flecken auf den Blättern, die eine so unerfahrene Gärtnerin wie ich als Nachwirkung der sehr trockenen Wetterperiode abtat. Weit gefehlt. Eine Woche später war von dem Grün nichts mehr übrig. Die braunen abgestorbenen Pflanzen ragten mir bei meinem Besuch auf dem Feld schon von weitem entgegen. Schade, gegen diese Fäule ist kein Kraut gewachsen. Tun lässt sich nichts dagegen. Die Krautfäule auf dem Acker ist auch kein Problem, wenn es die Pflanzen später im Jahr erwischt, also wenn sie bereits genügend Kraft in die Knolle stecken konnten. Doch in diesem Fall kam sie um einige Wochen zu früh und leistete zusammen mit der Käferplage ihren Beitrag zur Mini-Ernte.

Deutschlandweit werden pro Jahr bis zu elf Millionen Tonnen Kartoffeln geerntet. Mein Anbauversuch brachte immerhin einen relativ vollen Leinensack ein, den ich vom Feld schleppte. Dafür musste ich aber auch ackern. Denn um ein paar der Knollen zutage zu fördern, musste ich tief graben.

Das erinnerte mich ein wenig an ein Spiel aus Kindertagen. Auf Schulfesten gab es immer eine Sandkiste, in der man nach Goldklumpen graben konnte. Viele der Kartöffelchen, die ich da aus dem Erdreich zog, blinkten mir so goldgelb entgegen und hatten in vielen Fällen leider auch die Größe der besagten Goldklumpen. Wobei da von Größe zu reden irgendwie falsch ist. Manche der Kartoffeln waren so winzig, dass ich versucht war, sie zurückzuschleudern. Angler haben doch auch Mitleid und werfen kleine Fischen wieder zurück ins Meer.

Gut, die Kartoffelernte ist ins Wasser gefallen, beziehungsweise den Käfer und Pilzen zum Opfer. Aber dafür haben sich die Bohnen als unglaublich bemüht und wuchernd entpuppt. Manche sind wie die aus dem Märchen „Hans und die Bohnenranke“ bis in den Himmel geklettert. Vielleicht gibt es auch noch den Kartoffel-Frieden im Hause Krause. Der Geschmackstest von Nicola und Sieglinde steht aus. Bleibt zu hoffen, dass die alten Damen zwar klein, aber geschmacklich von enormer Größe sind.