Schleswig-Holstein Musik Festival Bariton-Star Matthias Goerne und das Ensemble Resonanz glänzen in der Elmshorner Reithalle

Elmshorn. So viel Mendelssohn war vermutlich noch nie auf den traditionsreichen Sägespänen der Elmshorner Reithalle des Holsteiner Zuchtverbands. Einen ganzen Konzertabend lang zelebrierten Bariton-Star Matthias Goerne und das virtuose Ensemble Resonanz die Musik des Romantik-Genies, das im Mittelpunkt des diesjährigen Schleswig-Holstein Musik Festivals steht. Und das war beileibe nicht nur etwas für hartgesottene Fans des genialen Hamburgers (1808-1847), sondern ein inspirierter Mix, der ganz besonders Mendelssohns frühe Meisterwerke wie das Es-Dur-Oktett op. 20, entstanden 1825, und den kurzen Sinfoniesatz c-Moll von 1823 ins Rampenlicht rückte. Verstolperten die Streicher der Hamburger Edelformation noch die ersten Takte des Sinfoniesatzes, so nutzten sie das berühmte Oktett als dankbare Steilvorlage, um ihre ganze Klasse zu demonstrieren. Auf Samtpfötchen schlichen sie durch die fantasievoll ausgekleideten Musiktableaus des Meisters, punkteten mit einem tränenfeuchten, aber kitschfreien Andante.

Pfiff und Tiefenschärfe gewann der Abend, der anders als die beiden ersten Elmshorner Festivalkonzerte 2014 nicht komplett ausverkauft war, aber nicht zuletzt durch den stimmigen Rückgriff auf den von Mendelssohn bewunderten und wieder ins Bewusstsein seiner Zeitgenossen gerückten Übervater Bach und den Ausflug in die Postmoderne. In seinem Werk „Was bedeutet die Bewegung“ würzt der 1965 geborene Komponist Torsten Rasch die romantische Märchenhaftigkeit eines Mendelssohnschen Liederzyklus’ mit Momenten voller mysteriöser Spannung. Das flattert und ächzt, säuselt und knarzt hörbar. Und beleuchtet das Unwirkliche dieser von Elfen und Nixen bevölkerten melancholischen Pastorale aus einem zeitgenössischen Blickwinkel.

In diesen Passagen liefen die 16Streicher des Ensembles zu absoluter Hochform auf. Souverän meisterten sie Raschs verzwickte Dissonanzen, schlängelten sich instinktsicher durch das rhythmische Gestrüpp. Gleichzeitig setzten sie den warmen Bariton des Liedspezialisten Matthias Goerne schlüssig in Szene. Er setzte dem Abend mit melancholischen Großtaten wie dem „Schilflied“ Glanzlichter auf.