Die Panther-Gruppe aus Tornesch gehört international zu den Spezialisten für Verpackungen und innovative Verkaufsdisplays

Wer einmal umgezogen ist und dabei seine Sachen in Kartons verstaut oder wer Säfte, Süßigkeiten, Chips oder Bier im Supermarkt gekauft hat, der hielt mit großer Sicherheit schon einmal Produkte „Made in Tornesch“ in der Hand. Denn die Panther-Gruppe ist groß im Geschäft, wenn es um Verpackungen aus Wellpappe, moderne Papierproduktion und innovative Verkaufsdisplay- Entwicklungen geht. Viele namhafte, teils internationale Firmen, die in Europa ihre Waren auf den Markt bringen, schwören auf das Know-how der in Tornesch ansässigen Panther- Gruppe – seit Jahrzehnten.

Welche Firmen zu den Kunden der Panther-Gruppe zählen, möchte Carin Hilmer-Brenzinger, die gemeinsam mit Axel Hilmer das Unternehmen führt, nicht sagen. Aus vertraglichen Gründen. Sonst drohen Konventionalstrafen. Doch die Liste der Kunden der Panther- Gruppe ist beeindruckend lang, vielfältig und zeigt, dass das Unternehmen am Markt sehr gut etabliert ist.

„Es gibt drei große Anbieter in unserem Bereich in Deutschland. Wir sind die Nummer fünf oder sechs von 33 Unternehmensgruppen“, sagt die Geschäftsführerin. Damit könne die Firma zufrieden sein, auch wenn sie weiter wachsen will. Auf dem Weltmarkt gebe es zwar noch größere Spezialisten als Panther, wenn es um Wellpappen-Verpackungen und Displays geht. Doch die Tornescher können mit einer Stärke auftrumpfen, die dem Unternehmen in seiner mehr als 110-jährigen Geschichte immer gut zu Gesicht gestanden hat: die Nähe zu den Kunden.

Die Panther-Gruppe besteht aus elf Unternehmen an sechs Standorten, vier der Unternehmen sind in Tornesch, dem Herzen des Unternehmens, angesiedelt. „Wellpappe ist, obwohl sie weitverbreitet ist, ein regionales Produkt. Wir haben unsere Standorte in Deutschland gezielt so ausgewählt, dass wir maximal 250 Kilometer von unseren Kunden in Deutschland und den Nachbarländern entfernt sind“, sagt Hilmer-Brenzinger. „Diese Entfernung ist sinnvoll. Bei größeren Distanzen wird sonst zu viel Luft transportiert.“ Und das kostet unnötig viel Geld. Außerdem können die einzelnen Unternehmen so eigenständig agieren und auf die regionalen Kundenwünsche schnell eingehen.

So versuchen die einzelnen Unternehmen der Gruppe, immer wieder Innovationen entweder im Auftrag für Kunden oder aus Eigeninitiative für die Kunden zu entwickeln. „Wir wollen und müssen neue Dinge entwickeln, auch ohne einen speziellen Kundenauftrag. Wir stehen in einem Wettbewerb und wollen daher auch Lösungen anbieten, bevor Probleme da sind“, sagt die Geschäftsführerin.

Jedes Produkt, das verpackt und transportiert werden muss, hat andere Anforderungen an Wellpappe. So brauchen Gläser besonderen Schutz, Kartons für Kartoffelchips müssen so gestaltet werden, dass die Chips auch bei längerem Transport nicht zerkrümeln, und kleinere Verpackungen müssen maschinell innerhalb von Sekunden in größere verpackt werden können. Es steckt viel Mathematik und Physik in der Berechnung und Entwicklung von Verpackungen und Displays, oftmals geht es um Millimeterarbeit. „Wenn ein Karton nicht millimetergenau gearbeitet ist, kann das zur Folge haben, dass der Abpackprozess eines Unternehmens stockt und die ganze Produktion steht“, sagt Hilmer-Brenzinger.

Für die Vermarktung der Innovationen des Unternehmens gibt es eine eigene Sektion mit dem klangvollen Namen „Juiceful Things“. Neben der innovativen Marketingabteilung, die unter anderem Kartonagen mit Düften, LEDs und Motoren entwickelt hat, gibt es in der Panther-Gruppe noch die Firmen Panther Packaging, Südwestkarton, Wepoba Wellpappenfabrik, RRK Wellpappenfabrik, Papierfabrik Meldorf, Print-Pack, Panther Display, Panther Print, Panther Cargo, PaKa Packaging- Service – und die Altonaer Wellpappenfabrik. Letztere ist die eigentliche Keimzelle des Unternehmens.

Wie der Name es schon verrät, wurde diese 1902 in Altona gegründet. Wellpappe war damals noch ein relativ neues Verpackungsmaterial, 1871 wurde sie in den USA erfunden. Die beiden Hamburger M. Staub und Wilhelm Landmann erkannten den Wert des neuen Produktes und gründeten daher ihre eigene Firma, die schon bald expandierte. 1905 erfolgte ein erster Umzug von der Lohmühlenstraße an die Schützenstraße. Dort hatte das Unternehmen Platz für eine weitere Expansion.

1926 wurde die Firma erstmalig am neuen Standort erweitert, das Panther- Logo wurde 1930 zum Markenzeichen des Unternehmens. Die Geschäfte liefen gut, bis die Fabrik 1943 im Zweiten Weltkrieg komplett zerbombt wurde. Die Produktion der Firma wurde an der Schützenstraße bei der J. Köster Kartonagenfabrik fortgesetzt, ehe 1948 ein neues Werk von Firmenchef Fritz Landmann aufgebaut wurde. Dieses war bereits 1961 wieder zu klein. Es folgte ein Neubau in Tornesch, wo genügend Entwicklungsraum vorhanden war. „Bis 1975 haben wir an beiden Standorten gearbeitet. Danach ist das Werk vollständig von Altona nach Tornesch umgezogen“, sagt Hilmer-Brenzinger. Und von dort aus wurde nach Stuhr, Wustermark, Bottrop, Schwabach und Illingen expandiert.

1015 Mitarbeiter arbeiten bei Panther, davon sind 120 Auszubildende. 312 Mitarbeiter sind in den vier Firmen der Gruppe in Tornesch beschäftigt. Der Kern des Geschäftes liegt in der Wellpappenherstellung und -verarbeitung. Mit allen Firmenteilen zusammen generiert das Unternehmen einen Jahresumsatz von zuletzt 303 Millionen Euro.

Wichtig ist dem Unternehmen nach eigenen Angaben auch die Nachhaltigkeit. Die Panther-Gruppe arbeitet soweit möglich im Druckprozess mit Farben, die auf Wasserbasis und mineralölfrei sind und damit umweltverträglich. Beim Rohstoff setzt die Firma vor allem auf Altpapier. Was im Produktionsprozess beim Papierschnitt an Resten anfällt, wird wieder genutzt. 80 Prozent des eingesetzten Papiers sei recycelt.

Auch wenn Hilmer-Brenzinger gerne komplett mit recyceltem Papier arbeiten würde, so ganz ohne neues Material geht es dann doch nicht. 20 Prozent der Rohstoffe müssen frisch zum Produktkreislauf hinzukommen. „Die frischen Fasern sind deshalb nötig, weil Papierfasern nur fünf bis acht mal recycelt werden können, bevor sie zu klein werden“, sagt sie. Ohne die zugefügten frischen Fasern würde die Pappe irgendwann zerbröseln.