Viele Hotels und Gaststätten im Kreis suchen händeringend nach Auszubildenden

Pinneberg/Elmshorn. Eine Fernsehsendung hat Jake-Bryan Weisner auf den Geschmack gebracht: „Jamies 30-Minuten-Menüs: Genial geplant – blitzschnell gekocht“. Die Sendungen mit dem britischen Fernsehkoch, der bekannt ist für die Einfachheit der Zutaten und Zubereitung seiner Rezepte, haben Jake-Bryan Weisner aus Ellerbek imponiert.

„Jamie Oliver arbeitet sehr präzise, ist kreativ und benutzt regionale Zutaten“, sagt der 17-Jährige. „Es ist eine Freude zu sehen, wie genau er arbeitet und wie er alles organisiert. Die Gerichte sind immer frisch und farbenfroh.“ Und so wuchs bei dem Ellerbeker vor eineinhalb Jahren der Wunsch, ebenfalls den Beruf des Koches zu lernen. Er bewarb sich um ein Praktikum im Hotel Cap Polonio in Pinneberg, das ihm gefallen sollte. Deshalb fing er kurz darauf dort eine Ausbildung an. Mittlerweile ist er im zweiten Lehrjahr.

Doch Jugendliche, die sich so engagiert um einem Ausbildungsplatz im Gastronomiebereich bemühen, sind selten geworden. Viele Hotels und Restaurants im Kreis Pinneberg suchen händeringend nach Auszubildenden. Die Agentur für Arbeit in Elmshorn meldet zurzeit für den Kreis Pinneberg 14 offene Stellen für Auszubildende zum Koch, sieben offene Stellen für Auszubildende zu Restaurantfachleuten und drei offene Stellen für Auszubildende zu Hotelfachleuten – auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich viele. Aber das sei nur die Spitze des Eisberges, meint Agentursprecher Gerold Melson. Es seien sicherlich noch deutlich mehr Ausbildungsstellen frei. „Kein Arbeitgeber ist verpflichtet, seine offenen Ausbildungsstellen zu melden“, sagt er. „Viele Arbeitgeber im Hotel- und Gaststättenbereich haben schon resigniert und die Ausbildungsstellen gar nicht mehr ausgeschrieben.“

Es sei „ganz schwer“, noch Auszubildende zu finden, sagt Marion Rade vom Restaurant Zum Pfahlkrug in Elmshorn, zweite Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. „Vor zehn Jahren bekam ich jedes Jahr noch zehn Anrufe mit der Frage: ‚Bilden Sie aus?‘ Heute ist das fast bei null, und es kommen gar keine Bewerbungsmappen mehr.“

Auch Christine Andresen, Inhaberin des Hotels Drei Kronen in Elmshorn, weiß nichts Positives zu berichten. „Zum 1. August habe ich gar keinen Auszubildenden bekommen“, sagt sie. „Noch vor fünf Jahren habe ich drei junge Leute pro Jahr eingestellt: Azubis zu Hotelfachleuten und zum Koch. Damals haben die jungen Leute bereits im November die Bewerbungsmappen für den folgenden Sommer abgegeben und vorher noch einmal hereingeschnuppert.“ Den Trend zum Abwarten beobachtet auch Björn Luchting, Geschäftsführer des Hotels Krupunder Park in Rellingen. „Früher haben sich die Azubis ein halbes bis ein Jahr im Voraus beworben. Heute trudeln kurz vor Ausbildungsbeginn wenige Bewerbungen ein.“

Kochlehrling Jake-Bryan Weisner sagt, erst habe er sich daran gewöhnen müssen, jeden Tag zu arbeiten oder in die Berufsschule zu gehen. „Aber jetzt komme ich damit klar, dass ich auch meist am Freitag, Sonnabend und Sonntag arbeiten muss. Dafür bekomme ich zwei Tage in der Woche frei. Dann kann ich etwas mit Freunden unternehmen oder ins Fitness-Studio gehen.“

Für dieses Jahr hat der Mitinhaber des Cap Polonio und Chefkoch Marc Ostermann, 34, keinen Auszubildenden zum Koch eingestellt. „Ich hatte fünf Bewerbungen zum Koch, aber die jungen Leute kamen für uns nicht infrage“, sagt Ostermann. „Einige wollten nicht so gern am Wochenende arbeiten. Aber wir sind dann in Aktion, wenn andere feiern.“

Mit zwei anderen Ausbildungsberufen hatte das Pinneberger Hotel mehr Glück: Dominik Kießhauer, 16, aus Bullenkuhlen hat vor Kurzem seine Ausbildung zum Hotelfachmann angefangen und Lena Bütow, 16, aus Brande-Hörnerkirchen ihre Ausbildung zur Restaurantfachfrau. Jake-Bryan Weisner ist die große Nachfrage nach Köchen indes ganz recht, es erhöht seine Chancen auf einen guten Job. „Ich kann mir auch vorstellen, nach der Ausbildung in Süddeutschland zu arbeiten – am liebsten in einem Sterne-Restaurant.“