Erneut Großeinsatz nach Feuer in Elmshorner Wohnsiedlung. Dort war bereits im Juni ein Millionenschaden entstanden

Elmshorn. Dilek Yilmaz-Basustaoglu ist verzweifelt. „Das Wasser ist die Wände runtergelaufen, auch auf dem Fußboden hat es gestanden“, sagt die Mutter, die mit ihren zwei Kindern im Hochhaus an der Elmshorner Beethovenstraße 13 wohnt. In den Zimmern stinkt es nach Rauch. „Ich werde weiter hier übernachten. Wo sollen wir denn sonst hin?“, sagt die Mutter der sieben und zehn Jahre alten Söhne ratlos.

Am Montag gegen 22 Uhr brach auf dem Dachboden des neunstöckigen Gebäudes ein Feuer aus, das vermutlich auf Brandstiftung zurückzuführen ist. Es war bereits der zweite Großbrand in dem aus drei Gebäuden bestehenden Hochhauskomplex binnen acht Wochen: Am Abend des 21. Juni stand der Dachboden des Hauses Beethovenstraße 15 in Flammen. Seitdem ist dieses Gebäude sowie das Haus Nummer 17 mit 105 Einheiten unbewohnbar. Eine abgefeuerte Signalrakete soll ursächlich sein, der Schaden beträgt mehr als eine Million Euro.

Am 21. Juni zerstörte ein Feuer die Hochhäuser Beethovenstraße 15 und 17

Das Hochhaus Beethovenstraße 13 verfügt über 54 Einheiten. Als es am 21. Juni um kurz vor 23 Uhr im Nebenhaus brannte, wurde auch das Haus Nummer 13 evakuiert. Dessen Bewohner durften am nächsten Vormittag zurückkehren, weil ihre Wohnungen unbeschädigt geblieben waren. Beeinträchtigungen gibt es seitdem trotzdem: „Im Keller steht noch das Wasser, das Kabelfernsehen funktioniert nicht mehr, auch Telefon und Internet sind in vielen Wohnungen tot“, sagt Dilek Yilmaz-Basustaoglu.

Am Montagabend kam das Feuer auch in das Haus Nummer 13: „Ich saß in der Küche, als es plötzlich ganz verbrannt roch. Als ich aus der Wohnung gelaufen bin, habe ich von oben den Rauch gesehen“, sagt die Mutter. Sie holte ihre Kinder aus der Wohnung und klingelte die Nachbarn raus. „Der eine Nachbar hat dann die Feuerwehr alarmiert.“ Wenig später traf die Elmshorner Feuerwehr mit einem Großaufgebot an Kräften ein. Die Brandschützer sorgten dafür, dass alle Bewohner das Gebäude verließen.

„Nach eineinhalb Stunden durften wir in unsere Wohnung zurückkehren“, sagt eine ältere Frau, die im Erdgeschoss des Gebäudes wohnt. Ihren Namen will sie nicht in der Zeitung lesen. „Das war alles sehr stressig. Und schon das zweite Mal in so kurzer Zeit“, sagt die Bewohnerin am Morgen danach. Sie wohnt seit 20 Jahren in dem Hochhaus. „Man macht sich schon seine Gedanken“, sagt die ältere Frau und gibt zu, Angst zu haben.

Pascal Kaspers wohnt mit seinen Eltern im sechsten Stock. „Ende nächsten Monats ziehen wir aus“, sagt er. Der 19-Jährige ist nach Ende des Feuerwehreinsatzes am Montagabend nicht in die Wohnung zurückgekehrt, sondern hat bei seiner Schwester übernachtet. Erst Dienstag nimmt er die zum Glück unbeschädigte Wohnung unter die Lupe. Einen Stock höher, bei Dilek Yilmaz-Basustaoglu, sieht das anders aus: Wände und Decken sind durchnässt, der Laminat-Fußboden hat Wasser aufgenommen und sich nach oben gewölbt. Mehrfach versucht die zweifache Mutter, die Hausverwaltung zu erreichen. Gegen Mittag kommen zwei Mitarbeiter einer auf Brandsanierung spezialisierten Firma.

Sechs Wochen sollen Lüfter und Trockner in den Wohnungen laufen

Sie sollen eigentlich nur die Wohnungen im achten Obergeschoss, die direkt unter dem Brandherd liegen, begutachten. Dass Löschwasser und Rauch auch ihren Weg in den siebten Stock gefunden haben, überrascht die Mitarbeiter. Doch sie sind flexibel, beschaffen auch für Dilek Yilmaz-Basustaoglu Lüfter und Trockner. Sechs Wochen lang sollen die Geräte ununterbrochen in der Wohnung laufen.

Die Kripo hat den Brandort am Nachmittag freigegeben. „Wir können Brandstiftung nicht ausschließen“, sagt Polizeisprecherin Silke Westphal. Philipp Schmitz-Waters, Sprecher der Deutschen Annington Immobilien SE als Hauseigentümer, beziffert den Schaden auf 100.000 Euro. „Durch das Feuer wurden die Dachverschläge und das Dach beschädigt. Das Dach wurde noch in der Nacht gesichert.“ Durch Löschwasser seien neun Wohnungen auf der linken Gebäudeseite betroffen. Maßnahmen zur Trocknung seien eingeleitet. Schmitz-Waters: „Wir sind rund um die Uhr für die betroffenen Mieter da.“