Anlieger der Dauerbaustelle Luruper Weg können mit früherer Fertigstellung rechnen

Halstenbek . Heinrich Willing ist nicht zu beneiden. „Einen Wecker brauche ich zurzeit nicht, um 6.45 Uhr startet der erste Bagger vor dem Haus“, sagt der Halstenbeker. Seit März geht dies fast ununterbrochen so. Der 51-Jährige und seine Familie wohnen am Luruper Weg – und die Verbindung zwischen Halstenbek und Schenefeld wird seitdem für knapp zwei Millionen Euro komplett saniert. 60 Grundstückseigentümer sind von der Maßnahme betroffen, deren Fertigstellung im Juni 2015 geplant ist.

16 Monate eine Großbaustelle direkt vor der Tür – Heinrich Willing, der für die Grünen im Halstenbeker Gemeinderat sitzt, nimmt es gelassen. „Wir hatten alle ja lange Zeit, uns darauf einzustellen.“ Fast 13 Jahre sei über das Für und Wider der Maßnahme diskutiert und diese immer wieder verschoben worden, obwohl die Notwendigkeit einer Sanierung außer Frage stand. „Der Zustand der Straße war grottenschlecht, etwas Schlimmeres gab es in ganz Halstenbek nicht.“ Wenn nachts zwischen 3 und 4 Uhr die ersten Lastwagen in Richtung Autobahn an den Häusern vorbeifuhren, „dann saß ich senkrecht im Bett, weil das ganze Haus wackelte“. Seit März wackelt das 1936 errichtete Gebäude nur noch wegen der Vibrationen der Baumaschinen. „Zu Beginn war das nicht ganz so schlimm, da war die Baustelle weiter weg. Aber dann rutschte sie mehr und mehr in unsere Richtung.“ Und schließlich klaffte ein großes Loch da, wo vorher noch die Straße war.

„Sechs bis acht Wochen lang konnten wir mit unserem Auto nicht mehr auf unser Grundstück“, so der 51-Jährige. Er wohnt gemeinsam mit seiner Frauen Maren und den zwei Kindern im Alter von 19 und 16 Jahren seit 1989 in dem Gebäude, das die Großeltern seiner Frau 1936 errichtet haben.

Während der Hochphase der Bauarbeiten parkte Willing, wie seine Nachbarn, in einer der umliegenden Seitenstraßen. „Gerade abends war das extrem schwierig, da noch einen Parkplatz zu bekommen.“ Wenn Willing einen gefunden hatte, folgten fünf bis zehn Minuten Fußweg quer über die Baustelle bis zu seinem Haus. „Wenn es geregnet hat und alles matschig wurde, war das schon unangenehm“, so der Halstenbeker. Seine Familie und er hätten für diese Zeit auf Vorrat eingekauft, um möglichst wenig schwere Einkaufstüten kilometerweit schleppen zu müssen.

Inzwischen sind die Löcher wieder zugeschüttet, sodass vor und nach den Bauarbeiten sowie an den Wochenenden die Grundstücke über die derzeit noch vorhandene Sandpiste wieder erreichbar sind. „Jetzt machen wir die Großeinkäufe meistens am Wochenende“, so Willing weiter.

Er lobt trotz des Termindrucks die Zusammenarbeit mit den Bauarbeitern. „Mit denen kann man reden.“ Das würden auch seine Nachbarn so sehen, die die Arbeiter bei heißen Temperaturen mit Wasser und Eis versorgt hätten. „Bei mir haben die manchmal ihre Wasserflaschen aufgefüllt und sich mal den Kopf unter Kaltwasser gehalten.“ Zudem brachten die Arbeiter sämtliche Mülltonnen der Anwohner an den Abfuhrtagen zur Sammelstelle und abends die geleerten Tonnen wieder zurück.

60 Grundstücke liegen beidseits eines 500 Meter langen Streifens, weitere 500 Meter des Luruper Weges liegen im unbebauten Bereich. An diesem Kilometer arbeiten seit März zeitgleich sechs Baukolonnen mit jeweils drei bis sechs Arbeitern und zehn Baumaschinen. Der Luruper Weg erhält durchgehend eine Breite von 5,50 Meter und beidseitig einen jeweils zwei Meter breiten Gehweg.

„Bisher gab es nur auf einer Seite einen Gehweg, auf dem Grünstreifen auf der anderen Seite wurde geparkt“, erinnert sich Willing. Der Regenwasserkanal wird komplett erneuert, ebenso die Strom-, Gas- und Telekommunikationskabel sowie die Straßenlaternen, die künftig mit einer LED-Beleuchtung versehen werden. „Ich freue mich auf das, was da kommt“, sagt Anwohner Willing. Er erhofft sich eine Reduzierung des Straßenlärms, weil extra dafür ein Gussasphaltbelag eingebaut wird. Was ihn weniger freut, ist die Tatsache, dass der Luruper Weg keine Anerkennung als Tempo 30-Zone findet. „Die Straßenverkehrsbehörde lehnt das immer ab. Ich hoffe nur, dass der Ausbau der Straße nicht dazu führt, dass hier künftig gerast wird.“

4000 Fahrzeuge nutzen laut Zählung täglich den Luruper Weg. Um Raser zu bremsen, ist eine Verschwenkung der Straße im Übergang zwischen dem bebauten und dem unbebauten Bereich vorgesehen. Außerdem wird auf Fahrbahnmarkierungen in der Straßenmitte verzichtet, was dazu führen soll, dass die Autofahrer vorsichtiger und damit langsamer fahren.

„Wann das alles mal fertig ist, werden wir hoffentlich 20 bis 25 Jahre Ruhe haben“, hofft Willing. Dafür werden allerdings auch die Anwohner zur Kasse gebeten. Während die Gemeindewerke für die Leitungserneuerung aufkommen, beträgt der Anteil der Gemeinde für den Straßen- und Gehwegbau 931.000 Euro. 290.000 Euro davon werden als Anliegerbeiträge auf die Grundstücksbesitzer umgelegt. „Auf uns werden geschätzte Kosten in Höhe von 3500 Euro zukommen. Schön ist das nicht“, sagt der 51-Jährige.

Eine schönere Nachricht für ihn und die lärmgeplagten Anwohner hat das Bauamt der Gemeinde parat. „Wir rechnen mit einer deutlich früheren Fertigstellung als geplant war“, sagt Fachbereichsleiterin Gisela Sinz-König. Dank des guten Wetters und des reibungslosen Ablaufs könne die Maßnahme eventuell noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Heinrich Willing, seine Familie und die anderen Anwohner würde das freuen. Und auch die Bewohner der umliegenden Straßen, die seit Beginn der Baumaßnahme ausgiebig als Schleichwege genutzt wurden, werden aufatmen.